1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS -WARTE<br />
lassen, auf den Ausgangspunkt der neuen<br />
Milliardenopfer, die Europa jetzt bringen<br />
muß, immer wieder hinzuweisen, um der<br />
Oeffentlichkeit den hohen materiellen Wert<br />
der internationalen Verträge deutlich vor<br />
Augen zu führen. JVir sollten es nicht unterlassen,<br />
allen, die an der neuen Bürde schwer<br />
zu tragen haben werden, in Mark und Pfennigen<br />
vorzurechnen, wie wertvoll der<br />
Berliner Vertrag gewesen ist, und<br />
wie sehr es im Interesse der ganzen europäischen<br />
Menschheit gelegen hätte, ihn nicht<br />
nur zu erhalten, sondern ihn auch ehrlich<br />
durchzuführen (was bekanntlich durch eine<br />
kurzsichtige Politik der europäischen Mächte<br />
verhindert wurde) und welch große materielle<br />
Bedeutung daher eine Politik der Verständigung<br />
und der festbegründeten Verträge be-<br />
sitzt. Vielleicht wird sich dann doch in<br />
weiteren Kreisen die Erkenntnis durchringen,<br />
daß es nicht heißen darf ,,si vis<br />
pacem para bellum", sondern vielmehr ,,si<br />
vis pacem para pactum".<br />
Selbstverständlich ist — wie bereits erwähnt<br />
— die Verletzung des Berliner Vertrages<br />
nur die unmittelbare, nicht die mittelbare<br />
Ursache des krankhaften Rüstungswettstreites,<br />
dem vielleicht noch weiter<br />
zurückliegende Ursachen und weitere Triebkräfte<br />
der Gegenwart und Vergangenheit zugrunde<br />
liegen. Aber immerhin ist es wichtig,<br />
darauf hinzuweisen, daß nicht einzelne<br />
Staaten die Alleinschuldigen sind, sondern<br />
die Gesamtheit der führenden Mächte und<br />
ihr gesellschaftswidriges Verhalten. Jeder<br />
Staat ist Bedroher und Bedrohter der anderen<br />
und wird in seinen Handlungen von<br />
diesen ebenso beeinflußt, wie er die anderen<br />
beeinflußt, 4Wird man sich dessen klar, so<br />
reinigt man nicht nur die politische Atmosphäre<br />
von Gegensätzlichkeiten und Haßempfindungen,<br />
die das Uebel, das man bekämpfen<br />
will, nur noch mejhr verschärfen,<br />
man lenkt auch die öffentliche Aufmerksamkeit<br />
gerade auf jenen wichtigen Punkt hin,<br />
bei dem eingesetzt werden muß, wenn man<br />
zu einer Erlösung von jenem unerträglichen<br />
Uebel kommen will. Indem man den Dolus<br />
der Gesamtheit nachweist, zeigt man, daß<br />
nur eine Aktion der Gesamtheit die ersehnte<br />
Aenderung des Zustandes herbeiführen kann.<br />
Indem man zeigt, wie die Staaten bei ihren<br />
Rüstungen voneinander abhängig sind,<br />
nimmt man dem einzigen Mittel, das eine<br />
Aenderung herbeiführen kann, nämlich dem<br />
Mittel des zwischenstaatlichen Vertrages,<br />
den herbsten Stachel ; weil der Vorwurf, daß<br />
jeder. Staat seine Rüstungen unabhängig<br />
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=9<br />
von den anderen nach seinen eigenen Bedürfnissen<br />
bestimmt, und es deshalb mit seinem<br />
Souveränitätsbegriff • nicht vereinbaren<br />
könne, sich durch einen Vertrag darüber in<br />
eine Abhängigkeit gegenüber den anderen<br />
zu begeben, damit in sich selbst zusammenfällt.<br />
Der schrankenlose Rüstungswetthewerb<br />
beruht auf der gegenseitigen Abhängigkeit<br />
der Staaten voneinander; es ist die vertragslose<br />
Abhängigkeit. Die Befreiung von<br />
diesem Zustande wird nur erreicht werden<br />
durch die vertragsgemäße Abhängigkeit.<br />
Die Möglichkeiten eines Rüstungsabkommens<br />
können ja heute nicht mehr so<br />
leicht von der Hand gewiesen werden, wie<br />
es noch vor einiger Zeit geschah. Seitdem<br />
die englische und deutsche Regierung an<br />
die Erörterung eines gegenseitigen Rüstungsverhältnisses<br />
geschritten sind, fängt der<br />
Gedanke an, auch jenen Kreisen diskutierbar<br />
zu erscheinen, die ihn bisher ablehnten.<br />
Und neuerdings dürfte die Verabredung<br />
Oesterreich-Ungarns und Rußlands bezüglich<br />
der Demobilisierung der galizischen<br />
Grenze, wobei genau das Verhältnis der Kompagniestärke<br />
bestimmt und auch sonstige<br />
Einzelheiten verabredet werden sollen, als<br />
ein Fortschritt der Idee einer vertragsmäßigen<br />
Rüstungsentlastung gelten.<br />
,^Wie die Dinge heute liegen, hat es sogar<br />
den Anschein, daß das Problem der vertragsmäßigen<br />
Rüstungsbeschränkung auf der<br />
nächsten Haager Konferenz diskutabel erscheinen<br />
wird. Nicht daß wir uns der Hoff-<br />
nung hingeben, es könnte dort schon zu einer<br />
Lösung kommen ; doch weisen die gegen 1907<br />
veränderten Verhältnisse darauf hin, daß<br />
man eine Erörterung nicht mehr fürchten<br />
wird, und mit dieser wenigstens zu dem Anfang<br />
einer Lösung kommen könnte. Es ist<br />
anzunehmen, daß sich diesmal die Reichsregierung<br />
einer solchen Erörterung nicht<br />
widersetzen wird.<br />
Denn es unterliegt ja keinem Zweifel,<br />
daß das Problem in den letzten Jahren —<br />
sagen wir: „exklusiver" geworden ist<br />
(populär war es ja schon lange). Es sind<br />
heute nicht nur die breiten Volksklassen,<br />
die dafür eintreten, sondern auch die höheren<br />
der Regierung nahestehenden Gesellschaftsschichten<br />
haben dafür Verständnis bekommen,<br />
und werden immer mehr darauf hingewiesen<br />
werden, sich mit dem Problem zu<br />
befassen. Namentlich in Deutschland und<br />
Frankreich, wo jetzt auch die besitzenden<br />
Klassen in fühlbare Mitleidenschaft gezogen<br />
werden. In Deutschland durch den freudigst<br />
zu begrüßenden Gedanken einer Vermögens-