1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FßlEDENS-^öJiTE<br />
aufzulösen: alle diese Momente haben zusammengewirkt,<br />
um der Militärpartei den<br />
Triumph dieser Vorlage möglich zu machen.<br />
Man glaubt, daß das deutsche Volk durch<br />
die Unruhe der letzten Monate mürbe genug<br />
gemacht sei, um jede noch so riesige Militärvorlage<br />
zu schlucken, die ihm angeblich den<br />
Frieden sichern soll. Man kann es nicht oft<br />
genug wiederholen, daß die Jugend der höheren<br />
Stände, in den Schulen chauvinistisch bearbeitet,<br />
daß die schwere Industrie und ein<br />
Teil des Großhandels, ebenso wie das Junkertum<br />
und das einflußreiche Beamtentum der<br />
militaristischen Strömung im großen ganzen<br />
Vorschub leisten — vorausgesetzt, daß die<br />
Lasten hauptsächlich von den breiten Schultern<br />
der Massen getragen werden. Diese Massen<br />
selbst aber stehen der Wehrvorlage durchaus<br />
abgeneigt gegenüber.<br />
Es ist der große Irrtum der herrschenden<br />
Schichten, den Krieg durch die ungeheure<br />
Wucht der Rüstungen bannen zu wollen, die<br />
schließlich mitten im Frieden der Wohlfahrt<br />
und nicht zum wenigsten der Freiheit<br />
verderblicher werden 'muß als selbst ein<br />
Krieg. Sie Wollen sich der Erkenntnis verschließen,<br />
die doch diese letzten Monate<br />
mit Sonnenklarheit verbreiten sollten, daß eine<br />
gute, folgerichtige, Abenteuern abgeneigte Geschäftspolitik<br />
den Frieden besser sichert als<br />
noch so starke Heeresmassen. Und sie verschließen<br />
ihre Augen selbst der noch bedenklicheren<br />
Wahrheit, daß gerade ihre chauvinistische<br />
Rüstungspolitik das allgemeine Mißtrauen<br />
gegen Deutschland wachruft, daß man<br />
in der ganzen Welt keinem anderen Staate in<br />
solchem Maße böse Absichten zutraut, gegen<br />
keine andere Regierung solche Abneigung empfindet<br />
— nicht einmal gegen die russische —<br />
wie gerade gegen die Regierung Deutschlands.<br />
Dieses Mißtrauen schießt ohne allen Zweifel<br />
über das Ziel weit hinaus und beurteilt die<br />
Bosheit wie die Entschlossenheit der deutschen<br />
Staatsmänner schlimmer, als sie es verdienen.<br />
Aber die Militärkreise Deutschlands, die die<br />
Welt mit ihrem Lärm erfüllen, dürfen an ihre<br />
eigene Brust schlagen: mea culpa, mea culpa,<br />
maxima mea culpa<br />
Und diese Wehrvorlage schließt noch<br />
einen anderen Irrtum in sich; den, daß die<br />
anderen großen Mächte nunmehr einfach<br />
distanziert wären. Man hätte diesen Fehlschuß<br />
schon aus dem Ausgange des Wettkampfes<br />
zur See erkennen sollen, den man<br />
Jahre hindurch mit England geführt hatte.<br />
Die englischen Staatsmänner erklärten einfach,<br />
daß sie auf jedes deutsche Schlachtschiff<br />
deren zwei auf Stapel legen würden;<br />
und sie hatten die Finanzkraft ihres Landes<br />
richtig eingeschätzt. Hier war es Deutschland,<br />
das sich mit dem zweiten Platze begnügen<br />
mußte.<br />
Jetzt erleben wir ein ähnliches Beispiel<br />
in Frankreich. Noch ist die deutsche Wehrvorlage<br />
nicht einmal an den Reichstag ge-<br />
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langt, und schon hat Frankreich seine Gegenvorlage<br />
aufgestellt.<br />
Es darf allerdings nun und nimmer mehr<br />
geleugnet werden, daß dieses seine Volkskraft<br />
schon bisher in einem Maße angestrengt<br />
hatte, wie es Deutschland nicht:<br />
einmal durch sein neues Gesetz erreichen<br />
wird. Ebenso unbestreitbar aber ist<br />
es, daß Deutschland trotzdem für Friedenswie<br />
für Kriegszeiten eine nennenswerte Ueberlegenheit<br />
über Frankreich gewonnen hatte.<br />
Im Verein mit O esterreich ist es schon gegenwärtig<br />
stark genug, selbst einen Krieg nach<br />
zwei Fronten hin nicht scheuen zu dürfen.<br />
Andererseits ist es klar, daß die Geldkraft<br />
Frankreichs imfmer noch größer ist als die<br />
Deutschlands; einerseits, weil Frankreich<br />
eine durchschnittlich reichere Bevölkerung<br />
von Rentnern trägt als das schwer arbeitende,<br />
kinderreiche Deutschland; dann aber auchweil<br />
die Staatsfinanzen dort besser fundiert<br />
sind als in Deutschland, das sich seit Jahren<br />
in einer blamablen Finanzklemme befindet.<br />
Nun erkannten ja die auch in Frankreich<br />
mächtigen chauvinistischen Kreise, daß dieneue<br />
Wehrvorlage Deutschlands ein schwerer<br />
Schlag für jede militärische Rivalität war;<br />
sie fürchteten oder gaben sich jedenfalls den<br />
Anschein zu fürchten, daß Deutschland gesonnen<br />
sei, nach Durchführung seiner Heeresverstärkung<br />
ihnen ein neues Sedan zu bereiten.<br />
Vergessen wir nicht, daß Frankreich<br />
unter dem Mangel militärischer Vorbereitung<br />
schon einmal schwer hat büßen müssen.<br />
So ist es mindestens verständlich, daß<br />
man dort drüben auf den Gedanken einer<br />
Verlängerung der Friedensdienstzeit um ein<br />
Jahr und der Kriegsdienstzeit um drei Jahre<br />
kam. Das ist unzweifelhaft eine ungeheuerliche<br />
Belastung des Volkes, eine unerhörte<br />
Blut- wie Geldsteuer zu gleicher Zeit. Esist<br />
sehr zweifelhaft, ob Frankreich sie lange<br />
wird ertragen können, und ob die schwüle-<br />
Stimmung, die sie vielleicht im Volke erzeugt,<br />
nicht gerade zu dem Ziele führt, das<br />
man doch anscheinend vermeiden möchte,,<br />
zum Ausbruch des Krieges, den die Chauvinistenblätter<br />
in zwei Jahren voraussagen.<br />
Denn mißglückt das Experiment der dreijährigen<br />
Dienstzeit unter Heranziehung von<br />
78 o/o der wehrpflichtigen Mannschaft (sogar<br />
die Schweiz hebt nur 64 °/o aus), so könnte<br />
der Bestand der Republik selbst bedroht sein.<br />
Inzwischen aber wird nach Durchführung<br />
der beiderseitigen Verstärkungen das gegenseitige)<br />
Kraftverhältnis beider Staaten annähernd<br />
das alte bleiben. Wollen also die<br />
extremen Militaristen in Deutschland ihre Absicht<br />
durchführen, daß Frankreich endlich die<br />
unvergleichliche Ueberlegenheit Deutschlands<br />
anerkenne, 90 werden auch sie schließlich<br />
die Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit<br />
fordern müssen, durch die die Friedensstärke<br />
des deutschen Heeres auf 1,1 Millioner<br />
Köpfe würde gesteigert werden. Das eben is