1913 - Det danske Fredsakademi
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den jüngeren Jahren bei den Interparlamentarischen<br />
Versammlungen oftmals zugegen<br />
war, wurde noch zu Anfang dieses Jahres der<br />
erste Vorsitzende des Verbandes für internationale<br />
Verständigung.<br />
v. Bar war Ehrendoktor zahlreicher Universitäten.<br />
Noch vor wenigen Tagen verlieh<br />
ihm Oxford den Ehrendoktor. Auch war er<br />
von Anfang, an Mitglied des Haager Schiedsgerichtshofes.<br />
Sein größter Schüler ist Professor<br />
Schücking in Marburg.<br />
Die Erinnerung an v. Bar wird in der<br />
deutschen und ausländischen Völkerrechtswissenschaft<br />
ewig leben, nicht nur wegen der<br />
Tiefe seiner juristischen Werke, sondern wegen<br />
des hohen Idealismus, mit dem er die Wissenschaft<br />
in den Dienst der großen Aufgaben<br />
der Fortentwicklung der Menschheit stellte.<br />
Er hat nie lediglich mit Begriffen operiert<br />
und sich1 in seine Studierstube eingeschlossen,<br />
sondern all seine Arbeit wuchs aus dem<br />
tiefen Verstehen des Getriebes der Welt und<br />
dem Wunsche, ihr vorwärts zu helfen.<br />
DieUnlösbarkeitderRbrüstungs-<br />
frage in der Zeit der zwischen-<br />
staatlichen Anarchie.<br />
Von O. Umfrid,<br />
Vizepräsident der Deutschen Friedensgesellschaft.<br />
Es hat eine Zeit jn der Friedensbewegung<br />
gegeben, da man glaubte, mit der Abrüstung<br />
anfangen zu können. Man hätte meinen<br />
sollen, diese x*\nschauung sei längst überwunden.<br />
Tatsächlich hat sich auch im<br />
neueren Pazifismus die Meinung durchgesetzt,<br />
daß die Lösung der Schwierigkeiten, die<br />
unsere internationale Lage so unerquicklich<br />
machen, nicht damit begonnen<br />
werden dürfe, daß man das Symptom<br />
der Krankheit, den Rüstungswettlauf, beseitigen<br />
könne, daß man mit anderen Worten<br />
den Hausbau nicht mit dem Dach anfangen<br />
dürfe. Und nun hat Professor Quidde auf<br />
dem Haager Kongreß einen Vorschlag gemacht,<br />
der darauf hinauskommt, daß man<br />
zwar nicht mit der Abrüstung, wohl aber mit<br />
dem Rüstungsstillstand beginnen solle.<br />
Es liegt mir durchaus fern, die großen<br />
Verdienste Quiddes, speziell um die Klärung<br />
des Rüstungsproblems, herabsetzen zu<br />
wollen. Ich bin vielmehr geneigt, die unbestreitbaren<br />
Vorzüge des von ihm ausgearbeiteten<br />
Entwurfs, so namentlich die Gründlichkeit<br />
und Vielseitigkeit der Darstellung,<br />
voll und ganz anzuerkennen. Der Entwurf<br />
ist mit parlamenatrischem Geschick schon<br />
so weit ausgeführt, daß ihn die Regierungen<br />
zur Grundlage eines Rüstungs'stillstandsvertrags<br />
machen könnten, so gut wie sie<br />
seinerzeit den Descampschen Entwurf al's<br />
Fundament ihres Schiedsgericht sabkommenjs<br />
= DIE FßlEDENS ->WÄETE<br />
benutzt haben. Die Mächte könnten das<br />
tun, wenn die Voraussetzungen vorhanden<br />
wären, die als conditio sine qua non für jeden<br />
Rüstungsstillstand betrachtet werden müssen.<br />
Aber daß es an diesen Voraussetzungen<br />
fehlt, das ist meine wissenschaftlich begründete<br />
Ueberzeugung, aus der ich auch<br />
Herrn Professor Quidde gegenüber kein<br />
Hehl machen kann.<br />
Ein Rüstungsstillstand auf Grundlage des<br />
Quiddeschen Entwurfs ließe sich etwa erzielen,<br />
wenn heute ein Gleichmaß der<br />
Rüstungen in allen Staaten erreicht wäre<br />
und wenn die einzelnen Staatenlenker sich<br />
sagen könnten : wir werden bei einem<br />
etwaigen Kriegsausbruch keinerlei Risiko<br />
laufen, von einem irgendwie stärker gerüsteten<br />
Staat niedergezwungen zu werden.<br />
So steht die Sache aber nicht : Die Hebel<br />
der Rüstungsschraube befinden sich sozusagen<br />
nie auf gleicher Höhe; da die einzelnen<br />
Kriegsminister sich sagen, wir werden nur<br />
dann mit Zuversicht auf Sieg hoffen dürfen,<br />
wenn wir den andern überlegen sind, so hat<br />
jeder das Bestreben, seinem prasumptiven<br />
Gegner in Rüstungsfragen zuvorzukommen;<br />
die eisernen Arme, welche die Rüstungsschraube<br />
bilden, stehen daher immer so. daß<br />
bald der eine, bald der andere einen Vor-j<br />
sprung auf seiner Seite hat. Solange aber<br />
der eine Staat den andern im Vorsprung<br />
sieht, kann er sich in der Zeit des latenten<br />
Kriegszustandes, in dem wir uns befinden,<br />
nicht auf einen Rüstungsstillstand einlassen,<br />
wenn er nicht zum voraus eine etwaige<br />
Niederlage in Rechnung nehmen will.<br />
Es möge mir gestattet sein, von diesem<br />
Standpunkt aus die Einzelheiten des Quiddeschen<br />
Entwurfs zu kritisieren, soweit sie die<br />
Kritik direkt herauszufordern scheinen.<br />
Zu Artikel 1 möchte ich bemerken, daß<br />
es schon sehr schwer halten dürfte, eine<br />
Klarheit über die wirklichen normalen<br />
Rüstungsausgaben zu schaffen, wenn man annimmt,<br />
daß einzelne Länder, wie z. B. Rußland,<br />
durch unglückliche Kriege sich veranlaßt<br />
sehen, eine Reorganisation von Heer<br />
und Marine vorzunehmen. Wer will dem<br />
einzelnen Staat nachweisen, wieviel in<br />
dieser Reorganisation außerordentliches Budget<br />
ist, wieviel auf das Normalbudget zu setzen<br />
wäre? Aber auch abgesehen davon, welche<br />
schwerwiegenden Konsequenzen ergeben sich<br />
aus der Tatsache, daß einzelne Länder<br />
Kolonialtruppen unterhalten und daß es<br />
ihnen freisteht, im Falle eines Kriegsausbruchs<br />
dieselben unter Umständen eben doch<br />
gegen den europäischen Feind zu verwenden,<br />
nach dem Grundsatz, daß man eher eine<br />
Kolonie verlieren als seine europäische<br />
Stellung gefährden lassen dürfe!<br />
Zu Artikel 2. Die Steigerung von 5 o/ in<br />
der einzelnen Waffengattung kann immerhin<br />
ganz beträchtliche Machtverschiebungen mit<br />
sich bringen. Man stelle sich vor, daß z. B.<br />
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