1913 - Det danske Fredsakademi
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@= DIE FRIEDENS -WARTE<br />
sagen — eine latente Persönlichkeit geworden.<br />
Es handelt und verhandelt, es wird<br />
angerufen, es verkündet laut, daß die Verhütung<br />
eines europäischen Krieges siein<br />
höchstes Ziel sei und richtet danach seine<br />
Konferenzbeschlüsse; es' steckt Grenzen ab,<br />
es entsendet Schiffe und Truppen — nur<br />
eins fehlt ihm noch: die Existenz. Es besteht<br />
ja noch — im politischen Sinne — aus<br />
gegnerischen Gruppen, die sich gegenseitig<br />
zu balancieren und zu imponieren trachten,<br />
wobei jede sich selber dem wirtschaftlichen<br />
Ruin entgegentreibt. „Ein geeinigtes, verbündetes<br />
Europa", dies hat fortan das1 Losungswort<br />
des geklärten Pazifismus! zu<br />
sein. Das kann man nicht oft genug wiederholen.<br />
Unser gemeinsamer Ministerrat in Oesterreich<br />
hat uns nun auch eine Heeresverstärkung<br />
im Preise von nahezu einer Milliarde<br />
beschert. Daß man vier neue Ueber-Dreadnoughts<br />
bauen will, läßt man uns schon<br />
wissen. In dem Ministerrate sitzen auch<br />
zwei Finanzminister, die durch mehrere Stunden<br />
bemüht sind, Abstriche zu machen, was<br />
ihnen ebenso sicher gelingt, als es den im<br />
selben Rate sitzenden Generalen gelingt,<br />
die prinzipielle Zustimmung für die unerläßliche<br />
Notwendigkeit der Verstärkungen zu<br />
erlangen. Die Sache spielt sich immer in denselben<br />
Gleisen ab, und die vorbereitenden<br />
Zeitungsartikel und offiziellen Mitteilungen<br />
benutzen frisch drauf los die ältesten<br />
Klischees. Z. B. ,,Das Bestreben der Heeresleitung,<br />
die Armee so zu heben, wie dies<br />
nach den Kraftanstrengungen der europäischen<br />
Staaten im letzten Jahre angemessen<br />
erscheint, wird mit dem begreiflichen<br />
Bestreben der beiden Finanzminister,<br />
mit der entsprechenden Schonung der finanziellen<br />
Leistungsfähigkeit der Steuerzahler<br />
vorzugehen, in Einklang gebracht werden<br />
müssen."<br />
Statt der geforderten 40 000 Mann neuer<br />
Rekruten begnügt man sich schonend mit<br />
31 300 Mann, und für die Zahlung der nötigen<br />
Summen (nahezu eine Milliarde) wird<br />
eine Verlangsamung der Fristen gewährt.<br />
So ist der schöne Einklang erreicht. Bis<br />
endlich die Saiten reißen. Die beiden ^begreiflichen<br />
Bestrebungen" können nicht fortwährend<br />
befriedigt werden, denn die finanzielle<br />
Leistungskraft (vielleicht auch die<br />
Lammesgeduld) der Steuerzahler hat Grenzen<br />
die militärische Mehrforderungskraft hat<br />
keine.<br />
Der japanischen Kriegspartei ist es nicht<br />
gelungen, den Konflikt mit China zur gewünschten<br />
Verschärfung zu bringen. Durch<br />
kluges Nachgeben hat China den Bruch verhütet.<br />
Inzwischen hat sich das Reich der<br />
Mitte einen Präsidenten gewählt, und die<br />
Mächte erkennen die Republik an. Da ist<br />
ein gar großes demokratisches Gemeinwesen<br />
ins Leben getreten, das auf die weitere<br />
1<br />
historische Entwicklung unseres<br />
Planeten<br />
noch gewaltigen Einfluß üben wird. Die<br />
einen werden prophezeien: „Wird nicht von<br />
Dauer sein." Andere werden besonders unheimlich<br />
ausrufen : „Gelbe Gefahr !" Warum<br />
soll gerade „gelb" gefährlicher sein ? Als<br />
ob wir hier nicht jahrtausendelang unter<br />
den weißen Gefahren gelitten<br />
noch leiden! Während das<br />
hätten und<br />
chinesische<br />
Volk<br />
liches<br />
eigentlich jahrtausendelang ein fried-<br />
Volk gewesen ist; — wenn es „Krieg<br />
erlernt", so wird es dies nur Europa zu verdanken<br />
haben. Und man muß bedenken:<br />
China richtet sich nach dem Muster der<br />
Vereinigten Staaten Nordamerikas, zu welchen<br />
es mit Bewunderung und Freundschaft aufblickt.<br />
Seit vielen Jahren sind die Söhne<br />
der ersten Familien aus China nach den<br />
amerikanischen Universitäten gewandert und<br />
haben von dort die Kenntnis der Einrichtungen<br />
und der Ideale der amerikanischen<br />
Demokratie in ihr Land zurückgebracht.<br />
MB<br />
Ein ganz merkwürdiges Phänomen spielt<br />
sich jetzt in Irland ab: der von Sir E. Carson<br />
organisierte Widerstand gegen die Erfüllung<br />
des alten irischen Traums: Homerule. Ein<br />
regelmäßiger Rebellenkrieg wurde da angekündigt<br />
und die Rüstung dazu unter dem<br />
Enthusiasmus der Bevölkerung durchgeführt.<br />
Ulster will von Homerule nichts wissen; es<br />
will weiter von England regiert werden. Auflehnung<br />
gegen die Regierung und gegen eine<br />
zum Gesetz gewordene Institution; noch dazu<br />
bewaffnete Auflehnung; dagegen gibt's doch<br />
nur eine alte bewährte Methode: hineinschießen.<br />
Man nennt das, „das Land von den<br />
Rebellen säubern", öder „den Aufstand unterdrücken",<br />
oder kurzweg „Pazifikation". Die<br />
englische Regierung scheint anders vorgehen<br />
zu wollen, nämlich zu gestatten, daß von den<br />
acht Grafschaften Ulsters, die drei oder vier,<br />
wo die Unionisten überwiegen, sich vom Homerule<br />
ausschließen. Churchill schlägt auch<br />
vor, die Aktivierung des neuen Gesetzes bis<br />
zu den nächsten Neuwahlen zu verzögern.<br />
Kurz, vor dem Bürgerkrieg schreckt die Regierung<br />
zurück — sie scheint etwas wie Respekt<br />
vor dem Volkswillen zu hegen. Das<br />
ist auch etwas Neues.<br />
-<br />
Präsident Poincare hat dem König von<br />
Spanien einen Besuch abgestattet, und dabei<br />
wurde bei den üblichen Toasten auf „die<br />
freundschaftlichen Beziehungen der beiden<br />
Nachbarvölker" besondere gegenseitige Bewunderung<br />
der beiderseitigen Armeen und<br />
Flotten ausgedrückt. Natürlich wird in der<br />
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