1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FßlEDENS-^ADXE<br />
durch die deutsche Sozialdemokratie, und in<br />
Deutschland die Begünstigung des Militarismus<br />
durch die französischen Sozialisten<br />
vorzuspiegeln. Jetzt aber hallt derselbe Ruf<br />
gegen den Krieg, dieselbe Verurteilung des<br />
bewaffneten Friedens in beiden Ländern wider.<br />
Das Manifest erklärt, daß „die Volksmassen<br />
mit überwältigender Mehrheit den Frieden<br />
wollen und den Krieg verabscheuen". Das<br />
ist wahr; warum! aber verkündet dies nicht die<br />
Mehrheit der Volksvertreter in den Parlamenten?<br />
Ferner wird die Forderung erhoben,<br />
daß alle Streitigkeiten zwischen den Staaten<br />
schiedsrichterlich geschlichtet werden. Das war<br />
das erste Prinzip des „bürgerlichen Pazifismus"<br />
— ein Prinzip, über das er schon hinaus<br />
ist, indem1 er Föderation der Staaten und<br />
eine ständige internationale Justiz fordert.<br />
Der Sozialismus macht sich immer mehr die<br />
Prinzipien des einst von ihm so verhöhnten<br />
„bürgerlichen" Pazifismus zu eigen. Es gibt<br />
eben keinen „bürgerlichen" — sondern nur Pazifismus<br />
überhaupt. Zeit wäre es, daß nicht<br />
die Sozialisten allein den Mut aufbringen,<br />
gegen die Geißel des Krieges und des bewaffneten<br />
Friedens zu protestieren, sondern<br />
daß in allen Ländern eine eigene Friedenspartei<br />
gegründet werde. Eine Partei der<br />
Weltorganisation — um1 das matt klingende<br />
Wort Frieden zu ersetzen.<br />
Während meines Aufenthalts in Lincoln<br />
(Nebraska) war ich Gast im Hause Bryan.<br />
Leider war der interessante Hausherr abwesend,<br />
auf einer Vortragstour. Er, der<br />
schon öfter selber Kandidat für die Präsidentschaft<br />
gewesen, diesmal aber abgelehnt hatte,<br />
nominiert zu werden, bereiste das Land, um<br />
für Woodrow Wilson zu agitieren. Er hätte<br />
gewiß sehr hohe Chancen gehabt, gewählt<br />
zu werden, denn aus allem, was ich in Lin-i<br />
coln, seiner Vaterstadt, und auch an anderen<br />
Orten von ihm erfuhr, deutete darauf hin,<br />
daß er der höchstangesehenste Staatsmann<br />
der Vereinigten Staaten ist. Vor einigen<br />
Jahren bin ich ihm! in London begegnet, während<br />
der interparlamentarischen Konferenz,<br />
und hörte ihn dort eine glänzende ipazifistische<br />
Rede halten. Um so mehr bedauerte<br />
ich seine Abwesenheit aus seinem Heim, doch<br />
fand ich von seiten seiner kongenialen Frau<br />
alle die Gesinnungen bestätigt, die in jener<br />
Londoner Rede zum Ausdruck gekommen<br />
waren. Daß William Jennings<br />
Bryan in derselben Richtung weiter wirkt,<br />
kann man aus folgender Nachricht entnehmen:<br />
In Raleigh (Nordkarolina) erklärte er in<br />
einer Rede über den Frieden, es sei gebieterische<br />
Pflicht der Vereinigten Staaten,<br />
nicht nur auf jede mögliche Weise mit den<br />
Mächten der ganzen Welt für den Fortschritt<br />
des Friedens zusammenzuwirken, sondern<br />
auch in der Abrüstung ein glanz<br />
e n des Beispiel zu geben. Durch ihre<br />
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Lage und durch ihre Stellung unter den Nationen<br />
seien die Vereinigten Staaten besonders<br />
dazu geeignet, mutig diese Haltung einzunehmen.<br />
Wenn man bedenkt, daß höchstwahrscheinlich<br />
Bryan Staatssekretär im<br />
Kabinett Wilson, und nach Wilson vielleicht<br />
Unionspräsident werden wird, so gewinnen<br />
solche Worte doppelte Bedeutung.<br />
Den Manen William T. Steads, des größten<br />
Friedenskämpfers unter den Publizisten,<br />
ist empörende Unbill widerfahren. Die von<br />
ihm gegründete „Review of Reviews", diese<br />
Hochburg des Pazifismus, ist nun unter der<br />
Redaktion seines Sohnes Alfred zum Organ<br />
des jingoistischen Imperalismus geworden.<br />
Tarifreform (das ist Aufhebung des Freihandels),<br />
Rüstungsvermehrung, Haß der<br />
gegenwärtigen liberalen Regierung, Warnung<br />
vor der deutschen Invasion — kurz, die ganze<br />
Lyra — werden jetzt in unsres Steads Blatt<br />
vertreten. Das Februarheft liegt vor mir.<br />
„Der neue Schrecken" heißt das Titelblatt<br />
und stellt einen über der britischen Flotte<br />
schwebenden deutschen Zeppelin vor. Der<br />
Leitartikel hierzu heißt: „Unser die See; des<br />
Feindes die Luft." Welcher Feind ? Deutschland.<br />
Frankreich baute zwar auch eine<br />
Luftflotte; diese ist aber nicht gegen England<br />
gerichtet, während die deutsche Luftmacht<br />
„direkt gegen unser Land und gegen kein<br />
anderes konstruiert wird". Der Artikel endet<br />
mit einem Aufruf zur Sammlung von Geldern<br />
zur Schaffung einer englischen Luftflotte.<br />
Alfred Stead eröffnet die Liste mit einer<br />
Spende von 50 £ und verlangt, daß, als würdiges<br />
Denkmal für seinen Vater und in Treue<br />
zu seinen Idealen, ein Kriegsäroplan gebaut<br />
werde, der — oh Blasphemie — den Namen<br />
W. T. Stead führen soll. Es gibt im! Leben<br />
des großen Publizisten eine Phase, die etwas<br />
widerspruchsvoll ist, nämlich sein Eintreten<br />
irrt Jahre 1885 für den Standard der englischen<br />
Flotte „zwei Kiele gegen einen".<br />
Daran klammert sich nun sein Sohn — und<br />
vergessen ist nun Steads ganzes Friedenswerk:<br />
seine Haltung im Burenkrieg, seine<br />
Unterstützung des Zarenmanifestes durch<br />
Friedenskreuzzüge, seine Arbeit während der<br />
zwei Haager Konferenzen, sein tätiger<br />
Eifer bei allen deutsch-englischen<br />
Annäherungs-Aktionen;<br />
auch vergessen, daß er als Träger einer Botschaft<br />
an einen amerikanischen Friedenskongreß<br />
in den Fluten des Ozeans versank.<br />
Ja, sicherlich, er hätte gegen die Gefahr eines<br />
Luftangriffs von seiten Deutschlands gekämpft,<br />
aber nicht durch Schaffung von<br />
Gegenangriffswerkzeug, sondern durch die<br />
Verständigung mit Deutschland und durch<br />
Bekämpfung der Alarmmacher, der Invasionspropheten<br />
— kurz, der Jingos irrt " eigenen<br />
Lande*<br />
EsSI?