1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS -WAGTE = 3<br />
die Wanderung des Stickstoffes, des wichtigsten<br />
Gewebebildners, nachweisen, und ebenso<br />
für jedwedes Element, woraus die lebende<br />
Substanz sich aufbaut. Die Symbiosen sind<br />
also nicht, wie man früher wohl glaubte,<br />
sporadische Seltenheiten, vereinzelte Schaustücke<br />
im1 Kuriositätenkabinett der Natur,<br />
sondern<br />
nehmend<br />
sie sind nichts weiter<br />
lehrreiche Sonderfälle<br />
als aus-<br />
und in<br />
diesem Sinne allerdings Prunkobjekte von<br />
Gesetzmäßigkeiten, die den ganzen be-<br />
sie sind gleich-<br />
lebten Planeten umfassen —-<br />
sam Monogramme der allgewaltigen P a n -<br />
symbiose, die Groß und Klein, Hoch<br />
und Niedrig zu nutz- und friedvoller mutueller<br />
Anpassung zwingt ! —<br />
Werfen wir noch einen Blick auf diel<br />
Tier - Algensymbiosen oder, was prinzipiell<br />
dasselbe, auf die als „Flechten" bekannten<br />
Pilz-Algen Symbiosen : bei vielen<br />
Arten muß die Genossenschaft von Generation<br />
zu Generation erneut werden — jeder<br />
von den das Doppelwesen (oder Mehrfachwesen)<br />
konstituierenden Organismen vermehrt<br />
sich auf eigene Faust und verbringt seine<br />
früheste Jugend noch ohne den Teilhaber.<br />
Große Häufigkeit des Vorkommens nebst<br />
manch anderer biologischen Erleichterung<br />
fügen es in überragender Mehrzahl der Fälle,<br />
daß sich die Partner bald wieder begegnen<br />
und den Rest ihres Lebens, dessen größere<br />
und bessere Hälfte, miteinander verkettet zubringen.<br />
Zahlreiche andere Arten jedoch bedürfen<br />
nicht mehr der Neuinfektion<br />
mit dem symbiotischen Organismus: beispielsweise<br />
wandern die Algen des grünen<br />
Polypen bei Tageslicht aus der Innenschicht<br />
des Körpers in die sich innerhalb seiner<br />
Außenschicht bildenden Eier ein; und wenn<br />
die Eier abgeschnürt, abgelegt werden, so<br />
hat der junge Polyp, der aus ihnen hervorgehen<br />
wird, bereits einen Vorrat von sauerstoffspendenden<br />
Algen für sein ganzes Leben<br />
und mittelbar das aller seiner Nachfahren<br />
mitbekommen.<br />
Weiter ist die Frage zu erörtern, wie eine<br />
Symbiose, die sich gegenwärtig, unabhängig<br />
von der Außenwelt einrichtet und automatisch<br />
erneuert, ursprünglich zustandegekommen<br />
sein mag. Die Eigenschaft, sich<br />
mit einem völlig fremdartigen Lebewesen so<br />
zu vereinigen, daß beide fortan wie ein einziges<br />
funktionieren, ist offenbar jeder beliebigen<br />
anderen, körperlichen oder psychischen<br />
Eigenschaft gleichwertig zu erachten<br />
: sie bildet ein Charakteristik<br />
kum der Art ebensogut, wie z. B. die<br />
Fangarmzahl, bestimmte Größe, Form usw.<br />
des Süßwasserpolypen. Nun sollen die Artmerkmale<br />
laut den „Neu-Darwinianern" und<br />
„soziologischen Selektionisten", die vorgeblich<br />
unter Darwins Flagge segeln, als feste<br />
Anlagen i,m Keimstoff von jeher<br />
gegeben sein; in jedem Individuum entfalten<br />
sie sich aus ihren Anlagen aufs neue,<br />
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ohne in umgekehrter Richtung vom Körper<br />
des Individuums her beeinflußt werden zu<br />
können. Veränderung jener starren Eigenschaftsanlagen<br />
oder Erbeinheiten sei nur<br />
durch Vermischung der Keimstoffe bei der<br />
Kreuzung sowie durch Auslese des Tauglichsten<br />
bei der Zuchtwahl möglich.<br />
Wie stellen sich zu diesem neodarwinistischen<br />
Dogma die erblichen<br />
Vergesellschaftungen heterogener<br />
Lebewesen ? Kann die Pflanzenzelle, die am<br />
Körper des Polypen seine grüne Färbung<br />
entfaltet, in dessen Keimplasma auch schon<br />
„vom Schöpfungstage an" enthalten gewesen<br />
sein ? Eine dahinzielende Behauptung würde<br />
dem gesunden Verstände geradeswegs ins<br />
Gesicht schlagen : die Vereinigung von Polyp<br />
und Alge, von Tier und Pflanze muß ganz<br />
im Gegenteil ein Erzeugnis verhältnismäßig<br />
später Epoche sein — kann keine von Beginn<br />
angeborene, sondern muß eine erworbene<br />
Eigenschaft, eine direkte Anpassung<br />
sein. Auf dem Wege zu ihrer<br />
Vollendung, zur intrazellulären Durchdringung<br />
zweier fremder Lebensformen bezeichnen<br />
jene vorhin skizzierten Arten freundnachbarlichen<br />
Zusammenlebens nur ebensoviele<br />
Uebergangsstationen von primitiver zu<br />
stets vollkommenerer Zweckmäßigkeit und<br />
Innigkeit : zuerst das gemeinsame Wachsen<br />
im gleichen Milieu, aber noch durch das<br />
Lebensmedium (Luft oder Wasser) mehr oder<br />
weniger weit getrennt; dann das Wachsen<br />
neben-, auf- und ineinander; das Ineinanderwachsen<br />
zwischen den Geweben und endlich<br />
in den gewebebildenden Elementarbausteinen,<br />
den Zellen selbst . . . Die Anpassung gelangt<br />
zum Gipfel, indem die Partner zu guter<br />
Letzt nicht bloß den Instinkt, die Neigung<br />
zur Erneuerung der Freundschaft in jeder<br />
folgenden Generation vererben, sondern indem<br />
sie gleich den Freund selber erben: der<br />
Transport grüner Algenzellen in die Eizelle<br />
des Polypen gewährt uns, obschon es sich<br />
eigentlich dabei nur um das Uebertreten<br />
eines Fremdkörpers, vergleichbar dem eines<br />
künstlich beigebrachten Farbstoffes, handelt,<br />
sicher wenigstens ein anschauliches Bild<br />
davon, wie frisch erworbene Anlagenstoffe<br />
einer neuen körperlichen Eigenschaft in den<br />
Keim übertragen werden mögen.<br />
Noch könnte man einwenden: der Trieb,<br />
sich mit anderen Lebewesen zu verbünden,<br />
sei vielleicht als präformierte Anlage seit<br />
je Eigentum der lebenden Substanz, des keimenden<br />
Stoffes gewesen, und sie sei dann<br />
durch Zuchtwahl, also ohne Vererbung erworbener<br />
Eigenschaften, gesteigert und zu<br />
ihren jeweiligen besonderen Ausdrucksformen<br />
differenziert worden. Dieses Einwurfs mußte<br />
gedacht werden, weil er tatsächlich fortwährend<br />
gegen erbliche Anpassungen jeder<br />
Art erhoben wird; in Wirklichkeit ist er<br />
heute bereits zum Anachronismus geworden,<br />
weil (von Gegnern der Vererbung er-