1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FBIEDEN5-^/ADTE<br />
sie freilich schlecht genug erfüllt; aber, ob<br />
wohl Griechenland und Serbien, ob die inittelamerikanischen<br />
Republiken, ob Mexiko und<br />
Haiti ein besonderes Recht haben, stolzer als<br />
sie zu sein ? Hat man nicht künstlich von<br />
außen her die Fäulnisfermente in ihren Leib<br />
getragen, weil an den Grenzen gierige Erben<br />
lauerten ?<br />
Darum müssen wir unverzagt immer von<br />
neuem daran arbeiten, die große Räuberfamilie,<br />
die die Staaten der Erde gegenwärtig<br />
bilden, wo jeder die Hand gegen den anderen<br />
hebt, umzugestalten in ein von sittlichen<br />
Idealen erfülltes Gemeinwesen, das in friedlicher<br />
Kulturarbeit zusammenlebt und das<br />
Recht an die Stelle der rohen Gewalt setzt.<br />
Ein Ziel gewiß, zu dem nur ein schmaler,<br />
steiler und rauher Weg führt ! Aber er muß<br />
beschritten werden, wenn das Wort Menschlichkeit<br />
nicht ein Ausdruck namenloser<br />
Heuchelei sein soll. Wir werden dem Ideale<br />
nur sehr langsam näherkommen und es nach<br />
der Dürftigkeit irdischen Wesens nur in unvollkommener<br />
Gestalt verwirklichen. Die<br />
jetzt Lebenden mögen nicht einmal die<br />
Grenzen jenes großen Friedensreiches schauen<br />
— und doch kommen wir ihm langsam näher.<br />
Schiedsgerichtsverträge und Schiedsgerichtshöfe<br />
bilden einen Anfang — wie oft sie<br />
auch verspottet werden mögen. Wirksamer<br />
noch ist die Organisation jener beiden großen<br />
europäischen Verteidigungsbünde, die bisher<br />
den Ausbruch des stets befürchteten großen<br />
Weltenbrandes verhütet haben. Die Pfade<br />
menschlicher Entwicklung sind niemals<br />
gerade verlaufend.<br />
Insoweit also kann auch die Rüstungswut<br />
ein Mittel zum Ziele sein. Die Furcht aller vor<br />
allen ist ein wirksamer Hebel der Friedenstendenz<br />
— um so mehr, als heutzutage von<br />
unglücklichen Kriegen niemand mehr zu<br />
fürchten hat als die herrschenden Gewalten<br />
und insbesondere die Monarchien. Der Glaube<br />
an das Gottesgnadentum ist nur wenig vertreten<br />
unter diesem ungläubigen Geschlecht,<br />
das über schwach und morsch gewordenes)<br />
gleichmütig hinwegschreitet und sich nur der<br />
Gewalt beugt.<br />
Aber wenn ich die Rüstungen an sich<br />
nicht verwerfe, so muß ich um so schärfer<br />
mich wenden gegen ihre kostspielige Form<br />
und ihre der Despotie dienende Ausgestaltung.<br />
In Wahrheit besitzen wir kein für die<br />
Verteidigung bestimmtes Volksheer — Verteidigung,<br />
um jedes Mißverständnis auszuschließen,<br />
im politischen, nicht im stra-<br />
tegischen Sinne gemeint — . Vom<br />
Volke<br />
stammen nur die unerschöpflichen Massen<br />
her; der Geist aber, der dem Heere eingepflanzt<br />
wird, ist noch immer der Geist<br />
der alten Söldnerscharen, die nur ein Werkzeug<br />
m der Hand des Fürsten bildeten, von<br />
ihm allein abhingen und mit dem Volke nur<br />
durch seine Person zusammenhingen. Und<br />
daher war dieses Heer und ist es noch die<br />
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wirksamste Waffe zur Errichtung unumschränkter<br />
Fürstenmacht. Gilt doch jetzt<br />
noch der Gedanke in manchen Ländern als<br />
ein sträflicher, daß das Heer in erster Linie<br />
dem Vaterlande diene und in Wahrheit nichts<br />
anderes darstellen dürfe als die organisierte<br />
Wehrkraft des Landes, als das' Volk in<br />
Waffen.<br />
Damit es sich als eine besondere Kaste<br />
fühle, wird die Dienstzeit länger ausgedehnt,<br />
als, rem militärisch betrachtet, erforderlich<br />
ist. Wir würden schon viel gewinnen, wenn<br />
der Soldat nicht länger dienen brauchte, als<br />
zu seiner Ausbildung nötig ist. Esi ist nicht<br />
richtig, daß Disziplin und Zusammenhang<br />
nur durch ein mehrjähriges Zusammenleben<br />
in der Kaserne gewonnen werden. Welch<br />
Vorteil in jeder Beziehung wäre es, wenn wir<br />
erst so weit wären, diese Zeit um die Hälfte<br />
zu kürzen. Man könnte das noch nicht Abrüstung<br />
nennen; aber man würde die Kosten<br />
ganz erheblich vermindern, würde dem<br />
Kastengeiste Abbruch tun und an seiner<br />
Stelle die Auffassung hochbringen, daß der<br />
Soldat auch während seiner Dienstzeit unter<br />
den Gesetzen und nicht außerhalb der Gesetze<br />
stehe. Man würde die Auswüchse<br />
des Militarismus leichter bekämpfen können,,<br />
die eine Gefahr ebenso für den Frieden wie<br />
für die Freiheit bilden.<br />
Wenn man sich zu Lande noch auf lange<br />
Zeit mit bescheidenen Fortschritten wird<br />
begnügen müssen, weil die Verteidigung des<br />
Vaterlandes, so lange die Anarchie der<br />
Staatenwelt dauert, in der Tat eine harte<br />
aber unumgängliche Notwendigkeit bleibt, so<br />
walten die gleichen Rücksichten nicht für<br />
die Seerüstungen ob. Die Flotten sind<br />
ihrer Natur nach Angrif f s waffen, sie<br />
decken nicht die Grenzen des eigenen Landes,<br />
sie tragen den Krieg nach außerhalb, sind<br />
bestimmt zur Beherrschung der Meere, die<br />
von Gottes wegen allen gehören, zum friedlichen<br />
Austausch der Güter dieser Welt.<br />
„Seine Flotten streckt der Brite gierig wie<br />
Polypenarme aus und das Reich der freien<br />
Amphitrite möcht' er schließen wie sein eigen<br />
Haus." — Nur, daß andere Völker schon<br />
längst in der gleichen Verdammnis sind:<br />
Nordamerikaner (siehe Panamakanal), Franzosen,<br />
Italiener, Japaner und Deutsche, sie<br />
hegen alle den gleichen geheimen Wunsch<br />
im verschwiegenen Busen. Leidet nicht auf<br />
dem Meere der Handel der Neutralen in der<br />
schwersten Weise durch jeden Kriegszustand,<br />
wird er nicht in der empfindlichsten, gelegentlich<br />
fast piratenhaften Weise gehindert durch<br />
die Flotten der Kriegführenden ?<br />
Die Freiheit der Meere ist noch viel wichtiger<br />
als die Beschränkung der Rüstungen<br />
zu Lande. Und doch hat gerade hier der<br />
Gedanke der Seegeltung am festesten Besitz<br />
ergriffen von den Gehirnen; er findet den<br />
stärksten Rückhalt bei den oberen Schichten<br />
fast aller Staaten, besonders bei den in-