1913 - Det danske Fredsakademi
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DIEFßlEDENS-^MiTE 19<br />
Die Leute, die das Gemetzel im. Hinblick<br />
auf die „vitalen" Interessen der<br />
Balkanstaaten zu rechtfertigen suchten,<br />
haben in ihrer Beweisführung schmählich<br />
Schiffbruch gelitten. Dieser Krieg hat gezeigt,<br />
daß durch die Gewalt eine Lösung!<br />
nicht herbeizuführen ist und durch die<br />
Gewalt keines Landes Interessen gefördert<br />
werden können. Es wäre auch den. Balkanstaaten<br />
gar nicht eingefallen, Krieg zu<br />
führen, wenn nicht die große Zwiespältigkeit<br />
in den politischen Kombinationen der<br />
europäischen Mächte ihnen Gelegenheit geboten<br />
hätte, ihre Raubtierinstinkte zur<br />
Entfaltung zu bringen. Gar kein sittlich<br />
zu rechtfertigender Anlaß, gar kein geschichtlich<br />
oder wirtschaftlich zu begründender<br />
Prozeß liegt dem Balkanmord zugrunde,<br />
sondern lediglich nur die Explosion<br />
von atavistischen Instinkten; die ermöglicht<br />
wurde durch die Gegensätzlichkeit der europäischen<br />
Kabinette.<br />
Die _,, Sittlichkeit" dieses Krieges wird<br />
am drastischsten dargetan durch die Haltung<br />
Rumäniens. Man betrachte diese einmal<br />
im Lichte der militaristischen Phrase. Rumänien<br />
hatte gar keine Ambitionen auf dem<br />
Balkan. Es hatte nichts zu befreien, nichts<br />
zu fordern, kein Lebensinteresse war berührt,<br />
seine Ehre nicht tangiert. Das einzige<br />
Motiv seiner Kriegführung war eine sich<br />
bietende günstige Gelegenheit zum Raub.<br />
Die Grenzen des Nachbarlandes waren eben<br />
einen Moment lang nicht bewacht, und da<br />
forderte es die Sittlichkeit des modernen<br />
Raubstaates, über diese Grenze hinwegzugehen<br />
und alles einzusacken, was sich gerade<br />
bietet. Im Jargon unserer offiziösen Geschichtsschreibung<br />
heißt es dann „^Element<br />
der göttlichen Weltordnung", „Naturgesetz",<br />
„Stahlbad der Völker" usw. Wir<br />
bezeichnen es anders. Jetzt werden wir die<br />
Haltung verstehen, die Herr Beldiman, der<br />
Vertreter Rumäniens auf den Haager Konferenzen,<br />
eingenommen hat. Er lehnte rundweg<br />
alles ab und war immer ein Bundes-,<br />
genösse der Verneiner. Die Folgen 'dieser<br />
Politik wird das arme, von den .Bojaren<br />
ausgesogene Volk tragen müssen, denn es<br />
ist ja natürlich, daß sich derartige Unzuverlässigkeit<br />
rächt. Die heute Ueberfallenen<br />
und auch die nicht Überfallenen Nachbarn<br />
dieses klassischen Landes werden sich in<br />
der Zukunft zu schützen wissen. Da aber<br />
nach unserer Formel jeder Schutz eine Bedrohung<br />
ist, wird das arme Land neue<br />
Millionen aufbringen müssen, um damit die<br />
Treulosigkeit und die Unklugheit seiner<br />
Staatsmänner zu bezahlen.<br />
242<br />
Für Europa sind die Entwicklungsphasen<br />
dieses Hexenzaubers am Balkan ein<br />
ernstes Warnzeichen. Er zeigt wie ohnmächtig<br />
jene Staaten sind, die alljährlich<br />
zehn Milliarden für die Stärkung ihrer<br />
Wehrmacht ausgeben, und welche Gefahren<br />
trotz aller Rüstungen aus dieser Ohnmacht<br />
hervorgehen. Die Zwergstaaten am Balkan<br />
können mit Europa keinen Krieg wagen,<br />
aber sie vermögen es doch, die reichen<br />
Riesenmächte an der Nase herum zu führen*.<br />
Dank der europäischen Uneinigkeit sind die<br />
Mächte zur Schwäche verurteilt, sind die<br />
Liliputstaaten stark. Europa kann lernen<br />
aus diesem Blutexzeß, und vielleicht hat<br />
dieser traurige Krieg denn doch das gute,<br />
daß der erwartete Mann der Initiative den<br />
Boden genügend vorbereitet findet, um den<br />
Erdteil zur Einigung zu führen. Vielleicht<br />
wird aus dem Blutgeruch am Balkan Europa<br />
sich zusammenfinden und die Kultur des<br />
Erdteils dadurch gerettet werden. Uns Pazifisten<br />
fällt in jedem Falle die hohe Aufgabe<br />
zu, in dieser Zeit der Verirrung und<br />
Finsternis stets deutlich vernehmbar den<br />
richtigen Weg zu weisen und vor jenem<br />
zu warnen, der zum Abgrund führt. Wenn<br />
wir unaufhörlich dieser Aufgabe eingedenk<br />
sind, werden wir sie auch erfüllen. Wir<br />
sind jetzt die wichtigsten Menschen auf<br />
diesem Erdteil, wichtiger als alle die Kabinette<br />
mit ihrem geschäftigen Gehabe. Die<br />
alte Diplomatie liegt deutlich wahrnehmbar<br />
in den letzten Zügen ihres schon viel zu<br />
lange währenden Daseins, die neue Diplomatie,<br />
die Diplomatie des Rechtes und der<br />
Vernunft, wir Pazifisten, müssen uns<br />
jede Minute bereithalten, ihr Erbe anzutreten.<br />
Aus dem großen Bankerott der<br />
Kultur, der im Südosten Europas vor sich<br />
geht, ersteht unsere Zeit.<br />
______ A. H. F.<br />
Gerhart Hauptmanns Festspiel.<br />
Von Bertha von Suttner, Wien.<br />
Als ich im vorigen Februar in Breslau<br />
war, wurden mir die noch unvollendeten Jahrhundert-Ausstellungsräume<br />
gezeigt. Die großartige<br />
Kuppelrotunde stand schon unter Dach.<br />
Mein Führer erzählte: Hier wird von Reinhardt<br />
ein Festspiel vorgeführt werden, das<br />
Gerhart Hauptmann für diesen Anlaß schreibt.<br />
Er fügte hinzu, daß der Dichter sich lange<br />
gesträubt, endlich aber doch eingewilligt<br />
habe.<br />
Die Frau unseres Justizrats Heilberg<br />
stand neben mir. „Sie werden sehen," sagte<br />
ich zu jhr, „an dem Stücke werden wir Freude