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1913 - Det danske Fredsakademi

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@] DIE FRI EDENS -^*M2XE<br />

von denen eine der wichtigsten die E r -<br />

ziehung ist. Solange die Schule den<br />

Kindern noch den alten, kriegerischen Geist<br />

einhaucht, solange der Geschichtsunterricht<br />

von fast nichts anderem, zu erzählen weiß, als<br />

von siegreichen Monarchen, glorreichen<br />

Kriegen und Schlachten, von heimtückischen<br />

Erbfeinden und dergleichen, solange die Schule<br />

noch vom Chauvinismus beherrscht wird, kann<br />

die Friedensbewegung über ihre Gegner<br />

schwerlich triumphieren. Denn wo die Gemüter<br />

nationalistisch überhitzt sind, da verdampfen<br />

alle Vernunftgründe in nichts, und<br />

sogar der Appell an den sonst so allmächtigen<br />

„Nervus rerum" (Norman Angell) verhallt ungehört<br />

oder doch erfolglos.<br />

Gerade aber in der Erziehung ist in den<br />

letzten Jahren eher eine Verschlimmerung als<br />

eine Verbesserung eingetreten; die rückläufige<br />

Bewegung, die sich augenblicklich abspielt (wie<br />

immer am Vorabend sehr großer Fortschritte),<br />

hat auch die Schule ergriffen. Namentlich hat<br />

in Deutschland das Erziehungssystem einen<br />

starken militärischen Einschlag erhalten. —<br />

Vor mir liegt eine kleine Abhandlung (Juliheft<br />

der „Freien Schulgemeinde" <strong>1913</strong>), die<br />

von Gustav Wyneken und Hans Reichenbach<br />

verfaßt ist und diese neue Bewegung mit<br />

aufmerksamem Blick Und feinem pädagogischen<br />

Verständnis verfolgt. Sie ist betitelt:<br />

„Die Militarisierung der deutschen<br />

Jugend". Darin wird geschildert, wie im<br />

Jahre 1911 der Jungdeutschlandbund gegründet<br />

wurde, dem sich dann rasch zahlreiche<br />

Vereinigungen (Bund deutscher Jugendvereine,<br />

Akademischer Sportbund, Wehrkraftvereine,<br />

Pfadfinderbund usw.) anschlössen,<br />

die die Jugend nach dem Vorbild der Armee<br />

zu organisieren und den Knaben vaterländischen<br />

Geist, d. h. besonders auch den<br />

Haß gegen andere Nationen und die Lust<br />

am Kriege beizubringen bestrebt sind. Diese<br />

Bewegung wurde von den Regierungen stark<br />

gefördert und hat große Erfolge. So zählt<br />

z. Bl der 1910 gegründete bayerische Wehrkraftverein<br />

heute 28 Ortsgruppen mit über<br />

3000 Knaben, die von 322 Führern geleitet<br />

werden, wovon 236 Offiziere sind. — Wenn<br />

nun auch das Streben nach körperlicher Ertüchtigung<br />

der Jugend zu loben ist, so ist<br />

es aber nicht die moralische Tendenz, die<br />

damit verbunden wird. Ueber diese Tendenz<br />

des Wehrkraft Vereins schreibt z. B ;<br />

. Grat<br />

Böthmer, einer der Führer des Vereins<br />

(Jugend und Wehrkraft, S. 31) : „Wir müssen<br />

aber, wollen wir nicht untergehen, an der alten<br />

Forderung festhalten, daß der erste Gedanke<br />

eines Jungen dem Vaterlande, sein erster Zorn<br />

dem Feinde gehört, der es so oft bedroht<br />

und verwüstet hat . . . Die lange Friedenszeit<br />

an sich, zunehmende Wohlhabenheit<br />

wirken erschlaffend und verwässernd,<br />

ganz gefährlichen Einfluß, der Gott sei<br />

einen<br />

Dank<br />

auf die gesund und natürlich denkenden<br />

Massen des Volkes weniger wirkt als auf einen<br />

Teil der „Gebildeten", üben die internationalen<br />

Friedensapostel aus; wie überempfindsame<br />

Damen schildern sie nur die Scheußlichkeiten<br />

der Schlächterei, nicht die gewaltige ideale<br />

Kraft, die im Heldentod des höchsten wie<br />

des einfachsten Mannes sich äußert; sie<br />

machen uns wehrlos dadurch, daß sie die an<br />

sich weichere Generation verhindern, dem<br />

Kriege fest in die Augen zu schauen, der<br />

kommen wird und muß und der furchtbarer<br />

sein wird als alle seine Vorgänger."<br />

Der Geist des 'militärischen Nationalismus<br />

wird besonders vom Pfadfinderbund , vom<br />

Kartell der deutschen Jugendwehren und dem<br />

bayerischen Wehrkraftverein gepflegt. Die<br />

politischen Bestrebungen dieser Vereine und<br />

des Jungdeutschlandbundes im allgemeinen<br />

faßt Wyneken treffend in folgende Sätze zusammen<br />

:<br />

1. Er macht Stimmung für jede Verstärkung<br />

des Heeres und der Flotte.<br />

2. Er macht Stimmung für eine kriegerische<br />

Auseinandersetzung Deutschlands<br />

mit anderen Mächten und sucht die<br />

Bestrebungen für internationale Verständigung<br />

verächtlich zu machen.<br />

3. Er arbeitet der politischen Aktivierung<br />

des Volkes, seiner Erziehung zur Beteiligung<br />

am politischen Geschehen und<br />

zur Mitverantwortlichkeit dafür entgegen,<br />

im Sinne eines militärischen Absolutismus<br />

und völkischen Servilismus.<br />

„Seine »Vaterlandsliebe' erschöpft sich"<br />

'sagt Wyneken) „in der "Vorstellung des<br />

Kampfes gegen Nachbarvölker, des Heldentodes<br />

in diesem Kampfe und der in unermüdlichen<br />

Hochrufen betätigten Anhänglichkeit<br />

an das Herrscherhaus." Und diese Gedanken<br />

kehren immerfort wieder in den<br />

von den Vereinen gesungenen und auch meist<br />

selbstgedichteten Liedern, die, auch rein<br />

literarisch genommen, eine betrübende Geschmacklosigkeit<br />

und Unkultur verraten und<br />

an poetischem Gehalt noch weit hinter den<br />

Soldatenliedern zurückstehen. —<br />

In diesem Geist soll also jetzt die<br />

deutsche Jugend erzogen werden; und wie<br />

empfänglich die deutsche Jugend für solche<br />

Lehren ist, das kann man sich leicht vorstellen.<br />

So erzählt z. B. H. Reichenbach:<br />

„Als die Jungen bei einer Moorkultur gerade<br />

ein Stück Sumpfland umgruben, sagte einer<br />

davon : ,Bei jedem' Erdkloß;, den wir mit dem<br />

Spaten zerstießen, dachten wir, es wäre ein<br />

Franzos', dem wir den Kopf zerschlugen".<br />

Daß die neue Art der „Jugendkultur" so<br />

rasche Erfolge hat, erklärt sich eben nicht<br />

bloß daraus, daß die Bewegung von oben her<br />

eine so kräftige Förderung findet, sondern<br />

noch mehr dadurch, daß sie sich, an Instinkte<br />

wendet, die in jedem Menschen von<br />

der Natur angelegt sind, die zwar durch die<br />

Kultur vermindert oder veredelt werden,<br />

aber gerade deshalb natürlich in der Jugend<br />

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