1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS-VAQTE = =§><br />
nicht in alle Ewigkeit hinein in der politischen<br />
Spannung mit Frankreich fortleben,<br />
das heißt, dem bewaffneten Frieden immer<br />
ungeheurere Opfer bringen wollen.<br />
Aus diesen Gründen werden wir es daher<br />
als Deutsche dankbar begrüßen, wenn die<br />
französischen Sozialisten heute endlich das<br />
von<br />
die<br />
Gambetta diktierte<br />
elsaß-lothringische<br />
Stillschweigen<br />
Frage brechen<br />
über<br />
und<br />
freimütig ihre Landsleute zu einer friedfertigen<br />
Lösung dieses folgeschweren Problems<br />
auffordern.<br />
Zwei bedeutungsvolle Bücher haben diese<br />
Frage neuerdings in<br />
kussion gestellt. Sie<br />
Frankreich zur<br />
sind beide von<br />
Disnamhaften<br />
Sozialisten verfaßt. Sie wollen beide<br />
dasselbe: die Verständigung mit Deutschland;<br />
aber sie wollen es auf zwei verschiedenen<br />
Wegen. Das eine hat den bekannten<br />
Antimilitaristen Gustave Herv£ zum .Verfasser<br />
und ist soeben unter dem Titel „Elsaß-Lothringen<br />
und die deutsch-französische<br />
Verständigung" in deutscher Uebersetzung<br />
im Verlage von Duncker & Humblot in München<br />
erschienen. Das zweite stammt von<br />
dem Pariser Abgeordneten Marcel Sembat<br />
und führt den ironischen Titel: „Faites un<br />
Roi, sinon<br />
Herve"<br />
faites<br />
stellt<br />
la Paix".<br />
zunächst fest, daß seine<br />
bisherige Art, den Krieg zu bekämpfen (die<br />
Insurrektion und der Generalstreik der Proletarier<br />
als Antwort auf eine Kriegserklärung)<br />
schon deshalb Fiasko gemacht hat,<br />
weil die deutschen Sozialisten diese halsbrecherische<br />
Taktik, die ihnen auf mehreren<br />
Kongressen zur Annahme vorgeschlagen<br />
wurde, nicht angenommen haben. Um also<br />
den Krieg auf andere Art unmöglich zu<br />
machen, fordert er die Verständigung mit<br />
Deutschland. Diese Verständigung ist seiner<br />
Meinung nach nur möglich, wenn man sich<br />
mit Deutschland vorerst über Elsaßi-Lothringen<br />
s o einigt, daß diese Einigung der<br />
französischen Nationaleigenliebe und Empfindlichkeit<br />
einige Befriedigung gibt. Eine<br />
deutsch-französische Verständigung ist<br />
nur denkbar, wenn man zunächst<br />
also<br />
den<br />
Zankapfel, Elsaß-Lothringen, beseitigt; dagegen<br />
werden alle Verständigungsversuche,<br />
die ohne Rücksicht auf Elsaß-Lothringen angestrebt<br />
werden, immer wieder an dem<br />
1870/71 gekränkten Nationalhochmut des<br />
französischen Volkes scheitern.<br />
Ganz anders Marcel Sembat : Wir haben<br />
schon zu lange geschwiegen und geschmollt,<br />
sagt er seinen Landsleuten. Die Fragte ist,<br />
ob Deutschland überhaupt noch ein Interesse<br />
daran hat, sich mit uns zu verständigen. Ich<br />
glaube nicht. Je mehr die Zeit fortschreitet,<br />
um so mächtiger wird Deutschland, um so<br />
weniger braucht es unsere Freundschaft.<br />
Wollt ihr euch mit ihm verständigen, dann<br />
stellt keine Bedingungen; verzichtet auf jede<br />
Forderung an Deutschland (zum Beispiel<br />
wird die Autonomie für Elsaß-Lothringen,<br />
376<br />
die Herv6 als deutsche Konzession an den<br />
französischen Nationalhochmut fordert, den<br />
Reichslanden von der deutschen Regierung<br />
ganz von selbst gegeben werden, sobald einmal<br />
eine Annäherung an Frankreich erfolgt<br />
ist). Wie, ihr trotzt ? Ihr rüstet ? Die Republik<br />
darf nicht trotzen und rüsten. Es<br />
gibt nur zwei Wege: Entweder ihr versöhnt<br />
euch bedingungslos mit Deutschland und<br />
rüstet ab, oder ihr trotzt und rüstet weiter,<br />
und in diesem Falle ist<br />
Widersinn. In diesem<br />
eure<br />
Falle<br />
Republik ein<br />
macht einen<br />
König,<br />
Krieg.<br />
denn ihr wollt augenscheinlich den<br />
Und einen erfolgreichen Krieg könnte<br />
nur ein König führen. Die Republik dagegen<br />
ist die Versöhnung<br />
und der Frieden. Wählt<br />
mit Deutschland<br />
!"<br />
* „,<br />
*<br />
Das Bedeutungsvolle dieser beiden Bücher<br />
liegt, wie gesagt, zunächst darin, daß einige<br />
französische Sozialisten jetzt, nach vierzigjährigem<br />
Schweigen, endlich den Mut finden,<br />
mit solchen für den entzündlichen französischen<br />
Volkscharakter höchst „gefährlichen"<br />
Thesen vor ihre Landsleute zu<br />
treten, dann aber auch in zwei anderen Tatsachen<br />
:<br />
Erstens fordern beide Bücher zur Neubildung<br />
des „Linksblockes" auf und schlagen<br />
als Hauptprogrammpunkt dieses neuen Regierungsblocks<br />
die Verständigung mit<br />
Deutschland vor.<br />
Zweitens wird uns mit diesen Büchern<br />
der Beweis<br />
Sozialisten<br />
geliefert, daß die französischen<br />
ihre marxistischen Dogmen in<br />
Sachen<br />
Zu<br />
des Krieges allmählich fallen<br />
diesen beiden Punkten sind<br />
lassen.<br />
einige<br />
Kommentare unerläßlich<br />
ist<br />
1. Der neue Block aller<br />
im Keime bereits auf der<br />
Linksparteien<br />
Berner Konferenz<br />
gebildet worden. Radikale und Sozialisten<br />
fanden sich hier mit den gleichen<br />
Idealen und Forderungen auf einem gemeinsamen<br />
Terrain zusammen, und die Anwesenheit<br />
von vier ehemaligen französischen Ministern<br />
und wahrscheinlichen Ministern von<br />
morgen (Augagneur, Couyba, Boncour,<br />
Raynaud) ist<br />
versprechend.<br />
in<br />
—<br />
diesem Sinne sehr viel-<br />
Ein solcher Regierungsblock<br />
bestand in Frankreich schon (als Folge<br />
der<br />
der<br />
Dreyfusaffäre)<br />
Führung von<br />
von 1899 bis 1905 unter<br />
Waldeck - Rousseau und<br />
Combes. Er hatte damals ein antiklerikales<br />
Kampfprogramm, und Frankreich verdankt<br />
ihm mehrere durchgreifende Reformen<br />
(Trennung von Kirche und Staat, Verbot<br />
der Unterrichtstätigkeit für religiöse Orden,<br />
Herabsetzung der Dienstzeit von drei auf<br />
zwei Jahre usw.). Leider aber wurde dieser<br />
Block auf Betreiben der deutschen Marxisten<br />
hin aufgelöst, denn<br />
zialistenkongreß von<br />
der internationale<br />
Amsterdam hatte<br />
'So-<br />
die<br />
vom berühmten Dresdener Kongreß<br />
kommende Parole ausgegeben : Keine Kompromisse<br />
mit bürgerlichen Parteien. — Heute-