1913 - Det danske Fredsakademi
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GE<br />
vom Senat in einem wichtigen Punkte verändert<br />
wurden, aus welchem Grunde eine Ratifikation<br />
jener Verträge bislang nicht erfolgte. Bryan<br />
suchte zunächst die Klippe zu beseitigen, an<br />
denen die Taftschen Schiedsverträge gescheitert<br />
sind; nämlich an der Eifersucht des Senats,<br />
der von Fall zu Fall die Ueberweisung eines<br />
Streitfalles vor die Schiedsgerichtsbarkeit zu<br />
entscheiden sich vorbehielt. Bryan begann damit,<br />
die Mitglieder des Senats zu Mitarbeitern<br />
an dem Plane zu machen, dessen große Grundzüge<br />
er am 23. April der auswärtigen Kommission<br />
des Senats in einer zweistündigen Konferenz<br />
vortrug. Als Ergebnis dieser Konferenz<br />
wird berichtet, daß die Kommission den Plan<br />
allgemein gebilligt habe.<br />
Die Grundlage des Bryanschen Systems besteht<br />
darin, daß alle internationalen Streitigkeiten,<br />
auch solche, die Lebensinteressen und<br />
die nationale Ehre berühren, einem internationalen<br />
Untersuchungshof unterbreitet werden<br />
müssen. Die streitenden Mächte seien an das<br />
Ergebnis der Untersuchung nicht gebunden. Sie<br />
haben sie blos abzuwarten. Doch dürfen sie<br />
während der Untersuchung keinerlei militärische<br />
Vorbereitungen treffen. Der Gedanke geht anscheinend<br />
von der Absicht aus, die im Haag<br />
geschaffenen Untersuchungskommissionen obligatorisch<br />
zu machen und durch deren Funktion<br />
die für die Aufrechterhaltung des Friedens so<br />
gefährliche Erregung der öffentlichen Meinung<br />
hintanzuhalten.<br />
Erst nachdem der Plan auch von dem Präsidenten<br />
Wilson gebilligt sein wird, sollten seine<br />
Einzelheiten bekanntgegeben werden, worauf es<br />
dann möglich sein wird, in nähere Erörterungen<br />
einzugehen.<br />
Bryans Plan bewegt sich in einer Pachtung,<br />
auf die ich in meiner Schrift „Die Grundlagen des<br />
revolutionären Pazifismus" bereits hingewiesen<br />
habe. Die „Immunisierung der Masse" (S. 51)<br />
gegen die Einflüsse jener Faktoren, die zum<br />
Kriege treiben, erschien mir darin als das wichtigste,<br />
und als das hervorragendste Mittel dazu<br />
erschienen mir „Einrichtungen . . ., deren Zweck<br />
es ist, die gesunde Vernunft, selbst im Falle<br />
der intensivsten Aufpeitschung der Massen,<br />
nicht erlöschen zu lassen, dem Konflikt eine<br />
dilatorische Behandlung zu sichern." (S. 55).<br />
Ich wies darin auf die Haager Untersuchungskommissionen<br />
hin, auf ihren Erfolg in der<br />
Hüllen-Affaire und. sagte dann: „Aufgabe des<br />
Pazifismus ist es, die Einrichtung dieser Unterr<br />
suchungskommissionen auszubauen, sie namentlich<br />
obligatorisch, permanent und mobil zu<br />
machen." Wenn sich, wie anzunehmen ist, die<br />
Bryansche Aktion in dieser Pachtung bewegen<br />
wird, dürfte sie von einem wohltuenden Einfluß<br />
auf die internationale Politik sein. Auch<br />
wenn sich zunächst nicht alle Staaten zu einem<br />
solchen Vertrage bequemen werden, die Bei-<br />
spiele, die die Praxis derjenigen Staaten liefern<br />
wird, die dem Abkommen zustimmen, dürften<br />
in wenigen Jahren auch die zunächst ablehnenden<br />
Regierungen in jene Bahn bringen. Welche<br />
= DIE FRIEDEN5-WARXE<br />
Aufregungen wären Europa erspart geblieben,<br />
wie viel Millionen von Nationalvermögen wären<br />
vor der Vergeudung gerettet worden, wenn<br />
während der gegenwärtigen Balkankrise eine<br />
Institution, wie sie Bryan plant, schon bestanden<br />
hätte. A. H. F.<br />
MB<br />
Rüstungsproblem,<br />
Von den unsichtbaren Rüstungslasten. :: :: :: :: :: ::<br />
Das Gefühl der Unerträglichkeit der<br />
Rüstungsvorlagen fängt jetzt auch an, in Kreisen<br />
hervorzutreten, die man zu den „patriotischen"<br />
zu rechnen gewöhnt ist. Man fängt<br />
dort an nachzudenken und kommt darauf, daß<br />
diese Lasten mit jenen Summen nicht erschöpft<br />
sind, die auf den Budget der Kriegs- und Marineministerien<br />
verrechnet stehen. Wir Pazifisten<br />
haben immer auf die von uns als indirekt<br />
bezeichneten Ausgaben hingewiesen. Nunmehr<br />
veröffentlicht der Zentrumsabgeordnete Dr.<br />
Heim soeben eine „Um der Gerechtigkeit<br />
willen!" betitelte Schrift, die er im Auftrag<br />
der Bayerischen Bauernvereine veröffentlicht<br />
hat. Ueber den bevorstehenden Inhalt dieser<br />
Schrift entnehmen wir der „Frankf. Zeitung' 1<br />
(15. 4.) folgendes<br />
Dr. Heim hat durch die Obmänner seiner<br />
Organisation eine Rundfrage veranstaltet, um<br />
zu ermitteln, wie viel Familien in deren Gemeinden<br />
4 Söhne und darüber zum Militär gestellt<br />
haben. Es ist also bei weitem nicht<br />
die volle Höhe der Blutsteuer festgestellt, die<br />
Familien mit 3 Söhnen sind bereits nicht mitgezählt.<br />
Um so stärker wirkt das Resultat.<br />
Aus den 7276 Gemeinden des rechtsrheinischen<br />
Bayerns sind 1086 brauchbare Antworten eingegangen.<br />
Sie berichten von 1843 Familien,<br />
die in den letzten zwei Dezennien 8302 Soldaten<br />
gestellt haben; darunter sind 1165 Familien<br />
mit je 4 Soldaten, 488 mit je 5, 142 mit<br />
je 6, der Rest gar mit einer Zahl von 7, 8 und<br />
9 Soldaten. Was das für einzelne Gemeinden<br />
bedeutet, dafür ein paar Beispiele: In einer<br />
Gemeinde von 155 Einwohnern haben seit 15<br />
Jahren 22 Mann aktiv gedient, in einer anderen<br />
mit 172 Einwohnern gab es seit 1900 25 Soldaten;<br />
aus einer Gemeinde mit 260 Einwohnern<br />
(Wernanz in Unterfranken) müssen im Mobilisierungsfalle<br />
35 Mann einrücken, aus einer<br />
anderen mit 550 Einwohnern (Waldberg) über<br />
50 Mann, aus einer dritten, Nordheim mit 904<br />
Einwohnern, gar 180 Mann — 1870/71 waren es<br />
42! Da hat man einmal andere Ziffern als! die<br />
offiziösen zur Illustration der Heeresvermehrung;<br />
man scheut sich, auszumalen, wie<br />
es in solchen Gemeinden beim Ausbruch eines<br />
Krieges aussehen würde! Und die Wirkungen<br />
im Frieden? Aus den Angaben der Obmänner<br />
ergibt sich, daß in Bayern ein Soldat während<br />
der zweijährigen Dienstzeit durchschnittlich<br />
329 M. an Geld und Naturalien von Hause<br />
geschickt erhielt, das bedeutet also einen Jahreszuschuß<br />
von 150 M., ohne den der Soldat nicht<br />
auskommen kann. Ob ein Zuschuß in solcher<br />
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