1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FßlEDENS-^VACTE<br />
nicht im Zentrum, sondern bei den Alldeutschen."<br />
Das haben wir schon längst behauptet.<br />
Wir fragen : Wo bleibt der Reichsverband gegen<br />
die gemeingefährlichen Bestrebungen der Alldeutschen?<br />
—<br />
AVS DEB BEWEGUNG<br />
Charles Richet und Edoardo Giretti. "<br />
': ': :: ::<br />
Charles Richet, unser hervorragender französischer<br />
Mitherausgeber, wird mit dem Nobel-<br />
preis für Medizin ausgezeichnet. Richet gilt<br />
seit langem als Kapazität auf dem Gebiete<br />
der Physiologie. Er bekam erst kürzlich auf<br />
dem Londoner Aerztekongreß den „Preis von<br />
Moskau" zuerkannt. Auch ist er Ehrendoktor<br />
der Universität Leipzig. Richet, der 63 Jahre<br />
alt ist, wirkt seit 1872 in der Friedensbewegung.<br />
Er ist Präsident der „Societe francaise de<br />
lArbitrage entre nations" und des ständigen<br />
Rats der französischen Friedensgesellschaften.<br />
Ebenso gehört er dem Berner int. Friedensbureau,<br />
dem Internationalen Friedensinstitut<br />
und dem europäischen Rat der ersten Abteilung<br />
der Carnegie-Stiftung als Mitglied an. Sein<br />
epochemachendes Buch „Le Passe de la guerre<br />
et l'avenir de la Paix" ist von Bertha von Suttner<br />
ins Deutsche übersetzt worden. (Volksausgabe<br />
1 M. bei Heinrich Minden, Dresden.) Auch als<br />
Dichter ist Richet für die Friedensbewegung<br />
eingetreten, so in seinen Fabeln, deren eine<br />
„Die Geier" (auch deutsch übersetzt), zu den<br />
wirksamsten Propagandastücken der pazifistischen<br />
Literatur gehört. Richet, der auch als<br />
Redner und Verfasser zahlreicher Artikel hervorgetreten<br />
ist, und fast alle Friedenskongresse<br />
besucht hat, gehört der entschiedenen Richtung<br />
des Pazifismus an, der keine Konzessionen zuläßt.<br />
Sein „Deshonorons la guerre," das er<br />
bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den<br />
Vordergrund stellt, kennzeichnet seine Anschauung.<br />
Als Persönlichkeit ist Richet eine<br />
der liebenswürdigsten und erfreulichsten Erscheinungen.<br />
Sein feinsinniges hochkultiviertes<br />
Wesen, sein vornehmer, immer konzilianter<br />
Redestil läßt ihn als den geborenen Diplomaten<br />
der Bewegung erscheinen. Der Nobelpreis für<br />
Medizin, der ihn als Gelehrten von Weltruf<br />
ehrt, wird seine Autorität im Kampfe gegen<br />
die Weltgeißel noch erhöhen. —<br />
Edoardo Giretti, Mitglied des Berner int.<br />
Friedensbureaus, unser ausgezeichneter Kollege<br />
und Mitarbeiter, ist bei den jüngsten italienischen<br />
Wahlen ins Parlament gewählt worden.<br />
Giretti ist der hervorragendste und konsequenteste<br />
Pazifist Italiens, der auch während der<br />
Tripolis-Affäre das Banner des Pazifismus hochhielt.<br />
Dies wurde ihm als Vaterlandsverrat ausgelegt<br />
und bildete das Hauptargument seiner<br />
Gegner im Wahlkampf, die ihn unter anderem<br />
beschuldigten, daß er auf dem Genfer Friedenskongreß<br />
gegen Italien gesprochen hätte. Daß<br />
er diesen böswilligen Anschuldigungen zum<br />
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[@<br />
Trotz doch gesiegt hat, ist ein Beweis seiner<br />
starken Persönlichkeit, die jedem, der mit ihm<br />
in Berührung kommt, Achtung und Vertrauen<br />
einflößt. Giretti, der an den meisten Friedenskongressen<br />
teilgenommen hat, ist hervorragender<br />
Wirtschaftspolitiker, Freihändler (Ehrenmitglied<br />
des Londoner Cobdenklubs) und neben<br />
seiner Berufstätigkeit als Seidenindustrieller,<br />
angesehener Publizist.<br />
MB<br />
Das Rusland-Pflichtjahr betreffend. ::<br />
Die verehrliche Schriftleitung der „Friedens-<br />
Warte" hat bei der im Septemberheft erfolgten<br />
teüweisen Veröffentlichung meines Aufrufe, der<br />
die Herbeiführung eines Ausland-Pflichtjahres<br />
für die deutsche und französische<br />
Jugend bezweckt, darauf hingewiesen, daß dieser<br />
Gedanke vielleicht durch eine internationale Organisation<br />
der „Wandervögel"- und „Pfadfinder"<br />
Bewegung sich verwirklichen ließe. Ich möchte<br />
hierzu bemerken, daß ich selbst allerdings es<br />
für durchaus wünschenswert halte, daß alsbald<br />
nach aller Möglichkeit neben den Kreisen der<br />
friedensfreundlich gesinnten Erwachsenen auch<br />
die auf den kameradschaftlichen Zusammenschluß<br />
aller gleichdenkenden Elemente begründeten<br />
Jugend-Verbände diesseits und jenseits<br />
der Vogesen mit meiner Idee vertraut gemacht<br />
und für sie gewonnen werden. Denn wie der<br />
im Leben Herangereifte Empfänglichkeit für<br />
Pläne und Projekte eines mehr als alltäglichen<br />
Geschehens nur dann haben kann, wenn ihm<br />
die geistige Frische jugendlicher Spannkraft<br />
nicht ganz verloren gegangen ist, so müssen<br />
gleicherweise Regungen der Jugendseele von<br />
einem bestimmten Grade der Stärke und Ausdehnung<br />
an auf Grund der Wechselwirkung verwandter<br />
Kräfte ihren Einfluß auf die Volksseele<br />
ausüben. Wir sind ja nicht nur berechtigt, zu<br />
sagen: Wer die Jugend hat, dem gehört die Zukunft;<br />
wir können auch das andere behaupten,<br />
daß die in der Jugend entfachten und lebendig<br />
gewordenen Ideale ihre segensreichen Kreise<br />
sehr wohl über diese hinauszuziehen vermögen,<br />
so daß sie also eine Wiedergeburt des ganzen<br />
Volkes in neuem Geiste zu bewirken imstande<br />
ist. Das lehrt uns eindringlich die Zeit vor<br />
hundert Jahren. Fichte, Schleiermacher und<br />
andere edle Männer haben durch ihre Einwirkung<br />
auf die deutsche gebüdete Jugend im Sinne einer<br />
Erstarkung aller sittlichen Kräfte und damit<br />
einer geistigen Erhebung überhaupt jene mit<br />
voller Absichtlichkeit zu dem „Sauerteig" machen<br />
wollen, der das Lebensbrot deutschen Seins und<br />
Wirkens durchdringen sollte und auch tatsäch-<br />
lich durchdrungen hat.<br />
Und so kann die erst einmal errungene<br />
freudige Zustimmung eines großen, jedenfalls<br />
wertvollen Teiles der Jugend beider Länder zu<br />
dem Gedanken eines Ausland-Pflichtjahres ganz<br />
gewiß die Brücke werden, die länderverbindend<br />
auch die bedenklicheren Naturen der „älteren<br />
Jahrgänge" den Weg zur Einigung finden läßt.<br />
Rein hold Schmidt,