1913 - Det danske Fredsakademi
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Die Zukunft der Haager<br />
Friedenskonferenzen.<br />
Von Dr. Hans Wehberg in Düsseldorf.<br />
(Schluß.)<br />
7. Endlich — und damit will ich die<br />
Vorschlagsliste schließen — wäre sehr zu erwägen,<br />
ob nicht die Regierungen fortan die<br />
nationalen Gesellschaften, die für den Frieden<br />
eintreten, z. B. eine so hervorragende Vereinigung<br />
wie den „Verband vfür internationale Verständigung",<br />
in reichem Maße unterstützen<br />
wollen. Da eine große Anzahl Regierungen<br />
bereits heute der interparlamentarischen Union<br />
jährlich einen Betrag überweisen läßt, so ist<br />
dieser Gedanke nicht so weltfremd, wie er<br />
auf den ersten Blick erscheinen könnte. Fallen<br />
denn nicht die Ziele der Friedensbewegung<br />
und der gesunden Friedenspolitik der Regierungen<br />
völlig zusammen ? Gewiß muß man<br />
zugeben, daß bei einzelnen Gesellschaften<br />
noch utopistische Forderungen auftreten; aber<br />
gerade dadurch, daß die Regierungen mit den<br />
Friedensgesellschaften Hand in Hand arbeiten,<br />
wird es am leichtesten möglich sein, von den<br />
Friedensgesellschaften eine wirklich maßvolle<br />
Unterstützung bei der Aufklärung der öffentlichen<br />
Meinung zu erhalten.<br />
Wenn auch einzelne der zuletzt genannten<br />
Vorschläge auf rein nationaler Grundlage verwirklicht<br />
werden können, so scheint es nichtsdestoweniger<br />
gut, gemeinsam diese Fragen<br />
zu überlegen.<br />
Wir sahen also, daß von den genannten<br />
Vorschlägen noch kein einziger von den<br />
Haager Friedenskonferenzen energisch angefaßt<br />
worden ist. Die Konferenzen haben sich<br />
auf die Schiedsgerichts- und Rüstungsfrage<br />
beschränkt, phne einmal von Grund aus zu<br />
überlegen, wie in planvoller, allmählicher<br />
Arbeit eine Besserung der internationalen Verhältnisse<br />
herbeigeführt werden kann.<br />
Nun ist ja allerdings das Verhalten der<br />
Haager Konferenzen sehr wohl dadurch zu<br />
verstehen, daß auf dem Programme der ersten<br />
Haager Konferenz lediglich die Abrüstungsund<br />
Schiedsgerichtsfrage stand. Man hat<br />
eben später nicht versucht, eine systematische<br />
Friedenspolitik zu betreiben.<br />
Da erhebt sich denn die Frage, ob wenigstens<br />
auf dem Gebiete der Rüstungsfrage<br />
und der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit<br />
die Haager Konferenzen systematisch und<br />
planvoll vorgegangen sind, oder ob die Verhandlungen<br />
und Beschlüsse in dieser Hinsicht<br />
zu scharfer Kritik Anlaß geben.<br />
Betrachten wir zunächst einmal die B e -<br />
handlung der Rüstung s frage auf<br />
der ersten Haager Friedenskonferenz,<br />
so war diese einer günstigen Lösung<br />
der Frage so unvorteühaft wie eben möglich.<br />
Was nämlich den Vorschlag betreffend einen<br />
Stillstand der Friedenspräsenzstärke der Land-<br />
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armee auf fünf Jahre anlangt, so war hier<br />
der allerschwierigste und ungeeignetste Weg<br />
beschritten worden, um die Frage einer<br />
Lösung zuzuführen. Als ich kürzlich einmal<br />
die verschiedenen Vorschläge zusammenstellte<br />
die bisher in der Weltliteratur zur Rüstungsfrage<br />
gemacht worden sind, habe ich nicht<br />
weniger als 35 gefunden. Höchstwahrscheinlich<br />
sind aber noch mehr Wege gezeigt<br />
worden; denn ich habe nur einen kleinen Teil<br />
der Literatur durchgesehen. Der russische<br />
Antrag auf der ersten Haager Friedenskonferenz<br />
war nun von diesen 35 Möglichkeiten<br />
der am wenigsten empfehlenswerte, und es<br />
war unter diesen Umständen ganz natürlich,<br />
daß die Haager Friedenskonferenz zu keinem<br />
Resultate gelangte. Das war in diesem Falle<br />
ein besonderes Unglück. Denn die Welt<br />
wurde dadurch in den schweren Irrtum versetzt,<br />
als sei die Rüstungsfrage unlösbar.<br />
Warum wurde gleich zu Anfang so Schwieriges<br />
unternommen? Waren nicht zahlreiche Vorschläge<br />
gemacht worden, die viel eher zu<br />
einem Ziele hätten führen können?<br />
Was die Frage der Festsetzung des<br />
Flottenbudgets auf die Dauer von drei Jahren<br />
anlangt, so trat hier klar zutage, daß man<br />
seine Beschlüsse voreilig faßte. Was soll man<br />
denn dazu sagen, daß die erste Haager Friedenskonferenz<br />
den russischen Antrag über das<br />
Flottenbudget mit Gründen ablehnte, die auf<br />
der zweiten Haager Friedenskonferenz von<br />
Männern wie Renault, Lammasch und<br />
Scott für unhaltbar erklärt und heute von<br />
der gesamten Wissenschaft als falsch erwiesen<br />
worden sind? Vergegenwärtigen wir<br />
uns doch einmal diese Tatsache! Nach Eröffnung<br />
der Diskussion über den zuletzt erwähnten<br />
Antrag äußerten 1899 die Vertreter<br />
von England, Frankreich, den Vereinigten<br />
Staaten und Portugal Bedenken, und erklärten,<br />
die große Schwierigkeit liege hier beim Parlamente<br />
und in seiner gesetzlichen Zuständigkeit<br />
auf dem Budgetgebiete; es gehe nicht<br />
an, daß sich die Regierungen bezüglich der<br />
Budgeterhöhungen bänden, wenn das Parlament<br />
darüber noch zu sprechen habe. Freilich<br />
waren damals schon hervorragende Männer<br />
wie van Ka rnebeek und v. B i 1 1 e der<br />
Meinung, daß die Ansicht der Mehrheit unzutreffend<br />
sei. Trotzdem wurde der Antrag aus<br />
konstitutionellen Gründen abgelehnt und den<br />
Regierungen lediglich ein neues Studium der<br />
Frage empfohlen. Nun vergleiche man hiermit<br />
die Verhandlungen über die konstitutionellen<br />
Schwierigkeiten bei der obligatorischen<br />
Schiedsgerichtsbarkeit auf der zweiten Haager<br />
Friedenskonferenz. Gerade die Vertreter Englands,<br />
Frankreichs, der Vereinigten Staaten<br />
und Portugals wiesen damals die konstitutionellen<br />
Bedenken als irrtümlich zurück;..<br />
Später hat der deutsche Delegierte Zorn in<br />
seiner Schrift „Das Deutsche Reich und die<br />
internationale Schiedsgerichtsbarkeit" (1911, S.<br />
27) mit aller Deutlichkeit erklärt: „Wenn ein.