1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DIE FßlEDEN5-^&DTE ;©<br />
hierzu: „Vom humanen Standpunkt mag diese<br />
Maßregel hart erscheinen, vom rein militärischen<br />
Standpunkt ist sie jedoch nützlich, sie<br />
vermeidet Gärung in der Bevölkerung und<br />
Demoralisierung unter den Truppen." Ganz<br />
richtig. Zugegeben. Aber ist damit nicht<br />
wieder einmal der Gegensatz zwischen human<br />
und militärisch unterstrichen ?<br />
1<br />
A propos von Humanität: Jetzt sickern<br />
nach und nach die Berichte<br />
kers heraus, die auf dem<br />
über die<br />
Balkan<br />
Massa-<br />
verübt<br />
worden sind: Frauen und Kinder, die mit<br />
Petroleum begossen und angezündet werden;<br />
Leute, die man mit Bajonetten in die Flammen<br />
jagt — und anderes mehr. Es ist zum<br />
Aufschreien. Schämen muß man sich, Zeitgenosse<br />
zu sein. Freilich, chauvinistische Blätter<br />
benutzen dies, um zu beweisen, was die<br />
jeweiligen Massakreure für Bestien sind und<br />
daß ihr ganzer Stamm ausgerottet werden<br />
müsse. Serbenfeindliche Blätter in Oesterreich<br />
z. B. schwelgen in solchen Berichten,<br />
wenn sie von Serben handeln und folgern<br />
daraus, daß sie immer recht hatten, gegen<br />
Serbien zu hetzen. Sie vergessen, daß „Atrocitäten"<br />
in jedem Kriege vorkommen und von<br />
allen Nationen ausgeübt worden sind. Haben<br />
im Jahre 1900 die Europäer in China (um<br />
von hunderten nur ein Beispiel anzuführen)<br />
nicht die Chinesen an den Zöpfen zusammengebunden<br />
und mit den Bajonetten ins Wasser<br />
gejagt? Im Kriege sind die rohen Instinkte<br />
der Rohen losgelassen — und deren gibt<br />
es doch unter den Massen immer. Und bei<br />
den Nichtrohen kann ein Mordrausch, ein<br />
Rachewahnsinn, eine Verzweiflungswut ausbrechen.<br />
O, über diese Höllenzustände, die<br />
unsere über jeden Humanitätsdusel erhabenen<br />
„Realpolitiker" sich nicht entschließen können,<br />
aus der Welt zu schaffen<br />
In Spanien hat sich etwas Sonderbares abgespielt.<br />
König Alfons hat Sozialdemokraten<br />
und Republikaner in sein Palais berufen, um<br />
sich über ihre Ansichten berichten zu lassen.<br />
Und allerlei liberale Maßregeln wurden eingeführt.<br />
Hat wieder einmal ein spanischer<br />
König sich sagen lassen: „Geben Sie Gedankenfreiheit,<br />
Sire" ? Und wird, zum Unterschied<br />
von Philipp, Alfonso auf seine verschiedenen<br />
Posas hören ?<br />
Die seit der Balkankrise eingetretene Vermihtarisierung<br />
in Oesterreich ist erschreckend.<br />
Djas neue Militärleistungsgesetz hat die Altersgrenze<br />
der Pflichtigen von 42 auf 50 Jahre<br />
.ausgedehnt, und dem Militärkommando sind<br />
eine ganze Reihe von neuen Verfügungsrechten<br />
über die bürgerliche Bevölkerung und<br />
deren Besitz eingeräumt; neue, enorme Milifärfcrderungen<br />
sind angekündigt und schon<br />
«4<br />
wird im Abgeordnetenhause ein neuer Finanzplan<br />
mit erhöhten Steuern durchberaten. Die<br />
„Grenzsoldaten" werden noch immer nicht zurückgerufen,<br />
es werden sogar noch immer mit<br />
aller Plötzlichkeit Reserven an die Grenze beordert<br />
und täglich betragen die Kosten dieser<br />
Bereithaltung zwei Millionen Kronen. Und<br />
was das Schlimmste ist: in Offizierskreisen<br />
wird der kommende Ausbruch des Krieges<br />
als unvermeidlich, als bald bevorstehend und<br />
als wünschenswert proklamiert. Gewisse Blät-<br />
ter schüren die kriegerische Stimmung und in<br />
den vornehmen Gesellschaftsschichten wird<br />
diese Gesinnung als patriotische Pflicht gehegt.<br />
Wären nicht auch andere Kräfte und<br />
Einflüsse am Werk: schon längst hätte man<br />
„losgeschlagen". Unser Land ist dasjenige,<br />
in welchem die pazifistische Propaganda am<br />
notwendigsten wäre, leider aber gegen die<br />
größten Schwierigkeiten zu kämpfen hat.<br />
Die verschiedensten Meldungen von Siegen<br />
und Niederlagen kommen wieder aus den<br />
Balkanländern herüber — Adrianopel brennt,<br />
Heere flüchten . . . kurz, was des Jammers<br />
mehr ist und was man so Weltgeschichte<br />
nennt. Man weiß nicht, was von den D«*<br />
peschen und Berichten wahr ist, was nicht.<br />
Soll man z. B. glauben, was der Korrespondent<br />
der Humanite mitteilt, daß die Verbündeten<br />
— so zwischen durch den Metzeleien,<br />
Schändungen und Plünderungen — an der<br />
türkischen Bevölkerung auch Zwangstaufen<br />
vornehmen ? Warum nicht ? Der<br />
finsterste mittelalterliche Geist ist ja dort<br />
drüben wieder erwacht.<br />
Während ich diese Chronik zur Post<br />
schicken will (8. Februar), kommt die Kunde<br />
von dem vorgeschlagenen deutsch-englischen<br />
Marineabkommen. Das eröffnet ganz neue<br />
Perspektiven. Es ist die Betretung einer anderen<br />
Bahn. Eine vom Pazifismus längst<br />
vorgezeichnete, von der „Realpolitik" aber<br />
bislang hartnäckig zurückgewiesene Bahn. Wir<br />
können uns des Ereignisses in tiefer Ergriffenheit<br />
freuen. Viel wird zwar von gegnerischer<br />
Seite getan werden, um den Weg durch<br />
Verdächtigungen und mit sonstigen Hindernissen<br />
zu verrammeln — aber die Massen<br />
derer, die erst an eine Sache glauben und sie<br />
unterstützen, wenn sie einmal von offizieller<br />
Seite vorgeschlagen ist, werden nun mit uns<br />
sein und nach und nach die Argumente selber<br />
entdecken, die sie so lange nicht hören wollten.<br />
Europa, das furchtbar gärende, steht vor<br />
zwei Alternativen: vor dem tiefsten Unheil,<br />
dem Weltbrand, oder dem höchsten Heil, die<br />
Einigung. Durch den Schritt der Marineämter<br />
von Deutschland und England haben sich die<br />
Zeichen gemehrt, daß das Heil obsiegen will.