1913 - Det danske Fredsakademi
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@ DIE FRIEDEN5- >MM2.TE<br />
Vater zeitlebens bewahrt. Es ist der älteste<br />
Sohn des Königsberger Philosophen Julius<br />
R u p p. Uns ist dieser Mann durch Hinweise<br />
in der pazifistischen Presse sowie<br />
namentlich durch das von Oskar Schwonder<br />
herausgegebene Büchlein „Von der ersten<br />
deutschen Friedensgesellschaft zu Königsberg"<br />
bekannt geworden. Er war einer jener<br />
Größten, die nicht nur ihrer Zeit um Jahrhunderte<br />
voraus sind, sondern, die frei von<br />
jeglichen Banden ihrer oder irgendeiner Zeit<br />
die reine, ewige Idee erkennen und ihr nachstreben,<br />
ob es auch Gut und Blut koste. So<br />
war es auch ganz selbstverständlich, daß ein<br />
solcher Mann zu den Pazifisten zählte, daß<br />
er ein Pazifist war, der nicht fragt, ob die<br />
Sache auch opportun ist, sondern der mitten<br />
in der Zeit schwerer Reaktion zur Tat<br />
schreitet, in seiner Vaterstadt Königsberg<br />
einen Friedensverein — den ersten deutschen<br />
überhaupt — gründet, öffentlich leitet und<br />
eine Friedenszeitung herausgibt. Dies wurde<br />
ihm bald darauf in brutalster Weise durch<br />
Polizeigewalt zerstört; doch der Mann setzte<br />
natürlich dessenungeachtet seine Friedensarbeit<br />
fort, wie und wo immer die Gelegenheit<br />
dazu sich bot. Er verstummte keinen<br />
Augenblick als Prediger des pazifistischen<br />
Evangeliums. Er verkündete es — als der<br />
einzige im Deutschen Reich — von der Kanzel<br />
und von der Rednertribüne herab, er verbreitete<br />
es in weiteren Privat- und Schülerkreisen<br />
und stritt dafür in zahlreichen seiner<br />
Schriften.<br />
Als dieser Held im Jahre 1884 auf der<br />
Bahre lag, da reichten sejine beiden Söhne,<br />
Theobald und Julius, über seiner Leiche<br />
einander die Hand in stummem Gelübde, auf<br />
allen Wegen, die der edle Streiter beschritten<br />
hatte, weiter zu klimmein, nach dem Maß<br />
ihrer Kraft seine Arbeit fortzusetzen. Sie<br />
haben ihren Schwur gehalten, sie beide waren<br />
getreu, der älteste, Theobald, getreu bis in<br />
den Tod. Er verschied vor wenigen Wochen<br />
als Vorsteher der „Ruppschen Gemeinde" zu<br />
Königsberg, 70 Jahre alt, und die Gemeinde<br />
steht voll Dankes und voll Trauer nun vor der<br />
Urne, die seine Asche birgt.<br />
Auch die Königsberger Friedensbewegung<br />
nimmt an dieser Trauer teil. Auch sie<br />
hat einen der ihren verloren, zwar nicht einen<br />
aktiven Arbeiter, aber einen festbewußten<br />
Vertreter und steten Förderer der Idee. Theobald<br />
Rupp besaß nicht die hohe Geisteskraft<br />
seines Vaters, er konnte nicht, wie jener, fast<br />
das ganze geistige Lebensgebiet tätig umfassen;<br />
aber er besaß den heiligen, felsenfesten<br />
ethischen Willen. Im Privatleben das<br />
reine Menschentum selbst zu erreichen und<br />
zu pflegen, in der Politik Gerechtigkeit und<br />
Offenheit und in der Religion Freiheit und<br />
Fortschritt zu fördern, dem hat er nachgestrebt,<br />
und sein größter, ihn immer wieder<br />
tief darniederdrückender Schmerz war die<br />
Beobachtung der Rückfälle der verschiedenen<br />
Kreise nach jedem zeitweiligen Aufschwung.<br />
Was war Theobald Rupp der Friedensbewegung?<br />
Wie hat er sie aufgefaßt, wie ihr<br />
gedient? Das ist schwer in Worte zu fassen.<br />
Unzählige Steine bilden einen Bau. So in<br />
diesem Falle. Man sieht es ja den Steinen<br />
nicht an, zu welchem Gebäude sie bestimmt<br />
sind. In der Seele des Verstorbenen lebte<br />
ein unzerstörbarer Glaube an den Sieg der<br />
Idee des Völkerfriedens — er war ihm ja<br />
schon vom Vater eingepflanzt worden — und<br />
diesem Glauben gab er als Politiker stets<br />
ruhig und fest Ausdruck, wenn ein Anlaß<br />
dazu war. So geschah es z. B. in jener Zeit,<br />
nach dem von Eugen Richter verkündeten<br />
„Ruck nach links" innerhalb der Freisinnigen<br />
Volkspartei. Da verließ Theobald Rupp die<br />
Fortschrittliche Volkspartei um ihrer veränderten<br />
Haltung willen in Militär- und Marinefragen.<br />
Es gelang ihm nicht, dieselbe zu bekämpfen,<br />
und so wandte er der Partei den Rücken und<br />
gesellte sich der Freisinnigen Volkspartei zu.<br />
Das ist wohl eine pazifistische Tat angesichts<br />
der zahlreichen Friedensfreunde innerhalb<br />
rüstungsfreundlicher Parteien, welche nicht<br />
daran denken, auch nur ein Wort gegen diese<br />
Haltung zu verlieren. Durch Rupps ganze sehr<br />
lebhafte, politische Tätigkeit zieht sich sichtlich<br />
ein Biestreben, durch vornehme Gesinnung<br />
das gesamte politische Leben zu adeln.<br />
Er wurde beredt, wenn es sich darum handelte,<br />
dem Gegner gerecht zu werden, einerlei, ob<br />
dies eine gegnerische Partei innerhalb des<br />
Vaterlandes oder eine andere Nation war,<br />
stets trat er furchtlos dem Bestreben entgegen,<br />
den Gegner zu verdächtigen, schlechte Motive<br />
seiner Handlungen von vornherein anzunehmen,<br />
und sicherlich! er legte mit solchem<br />
Tun die Hand an die Wurzel eines der gefährlichsten<br />
Uebel in der Politik.<br />
So gibt es Menschen, die, ihr Leben<br />
lang politisch tätig, doch keine einzige propagandistische<br />
Tat direkt für die Friedensbewegung<br />
leisten und doch der Bewegung<br />
mehr sind als gewisse pazifistische Eiferer,<br />
denen beim ersten Hahnenschrei patriotischen<br />
Aufbrausens in ihrem Vaterlande die Verleugnung<br />
ihrer bisherigen Ideale so schnell<br />
vom Munde geht. Solchem Wahn hätte<br />
Theobald Rupp nie verfallen können. Er<br />
glaubte an den einstigen Frieden, den konfessionellen,<br />
den ethischen unter den Menschen,<br />
den inner- und außerpolitischen unter<br />
den Völkern und Parteien, an diejenige Einigkeit,<br />
die (dem Volke wie dem Individuum das<br />
volle Recht der Eigenart vorbehält, und für<br />
diesen Zustand wirkte er auf allen Gebieten.<br />
Gerechtigkeit, Offenheit, Fortschritt! In<br />
Flammenschrift standen diese für das Leben<br />
der menschlichen Gemeinschaft zu erstrebenden<br />
Zustände stetig vor der Seele des Verstorbenen.<br />
Theobald Rupp hat sich niemals intensiv<br />
mit pazifistischen Problemen befaßt, er ver-<br />
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