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1913 - Det danske Fredsakademi

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gegeben werden muß, da ja alle Munitionswagen<br />

und -magazine längst in die Luft<br />

fliegen werden, ehe die Heere oder Flotten<br />

einander begegnen können.<br />

Die einzig gültige Erprobung derF-Strahlung<br />

wäre natürlich das Experiment, das unter<br />

gleichen Bedingungen auch von anderen Experimentatoren<br />

mit den gleichen Ergebnissen<br />

wiederholt werden könnte. Aber einstweilen<br />

kann man die a priori-Möglichkeiten betrachten.<br />

Diese sind nicht sehr ermutigend. Es<br />

bietet keine theoretische Schwierigkeit, einen<br />

Munitionsvorrat mittels eines Marconi-Apparates<br />

in die Luft zu sprengen, vorausgesetzt,<br />

daß man in das Magazin einen passenden<br />

Zünder einführt, auf den die drahtlose Welle<br />

einwirkt. Aber von den F-Strahlen heißt es,<br />

daß sie auf jeglichen Sprengstoff direkt<br />

einwirken. Soviel wir wissen, gibt es nur drei<br />

Arten, einen Sprengstoff zu entzünden: entweder<br />

durch Hitze (wie beim Schießpulver),<br />

durch Stoß (wie beim Dynamit) oder durch<br />

chemische Zersetzung (wie bei der Explosion<br />

der „Libert6"). Daher müssen die F-Strahlen<br />

imstande sein, entweder den Sprengstoff,<br />

auf den sie fallen, bis zu einer Temperatur<br />

von mindestens 400 Grad Fahrenheit zu erhitzen,<br />

oder (da der Schlag ausgeschlossen<br />

ist) irgendeine chemische Veränderung zu verursachen,<br />

die die spontane Verbrennung des<br />

Nitroglyzerins herbeiführt, welches die Basis<br />

aller modernen Sprengstoffe abgibt. Die zur<br />

Erzielung der erstgenannten Wirkung erforderliche<br />

Kraft wäre so unberechenbar ungeheuer,<br />

daß man diese Möglichkeit füglich ausschalten<br />

kann; bleibt nun die Frage, ob die F-Strahlen<br />

imstande sind, in so labilen Stoffen, wie z. B.<br />

Pikrinsäure, eine spontane Veränderung hervorzubringen.<br />

Was uns das Radium über die<br />

verwickelten Eigenschaften des sogenannten<br />

Atoms gelehrt hat, sollte den modernen Physiker<br />

bestimmen, nicht allzu dogmatisch jene<br />

Möglichkeit abzusprechen. Kein wissenschaftlicher<br />

Grund verbietet uns, zu hoffen, daß<br />

Signor Uliva seine Kritiker besiegen wird.<br />

Und was wird dann mit dem Krieg geschehen ?<br />

Wird das Aufgeben von Geschützen und<br />

Panzerplatten und allem, was drum und dran<br />

hängt, einfach eine Rückkehr zur blanken<br />

Waffe und zu der mittelalterlichen Artillerie<br />

von Bogen und Pfeil, Katapulten und Wurfspießen<br />

bedeuten ? Oder wird es den Pazifisten<br />

die Gelegenheit geben, der Kriegsfurie<br />

sein „Halt" zuzurufen? Wer kann es wissen?<br />

Der Mensch ist noch ein raufendes Tier. Aber<br />

möglicherweise kann der Schreck vor einem<br />

solchen Rückfall in finstere Zeiten ihm die<br />

Augen für die Tatsache öffnen, daß der Krieg<br />

zwischen zivilisierten Völkern ein wesentlicher<br />

Anachronismus ist.<br />

(Daily Mail, 30. Okt.)<br />

1<br />

= DIE FRIEDENS -WARTE<br />

n RANDGLOSSEN XX<br />

ZVU ZEITGESCHICHTE<br />

Von Bertha v. Suttner.<br />

Wien, den 7. November <strong>1913</strong>.<br />

Wieder einmal knapp am Abgrund vorbei!<br />

In der zweiten Hälfte Oktober (heute<br />

ist es beinahe schon vergessen, so rasch werden<br />

alte Sensationen von neuen abgelöst) wurde<br />

ganz plötzlich von Oesterreich-Ungarn an Serbien<br />

ein Ultimatum erlassen, des Inhalts, daß<br />

binnen zehn Tagen von sämtlichen Positionen,<br />

die Serbien jenseits seiner Grenzen in Albanien<br />

besetzt hielt, die Truppen zurückzuziehen seien.<br />

Widrigenfalls — nun, man weiß ja, was geschieht,<br />

oder was doch angedroht wird, wenn<br />

solch peremptorischem Befehl Widerstand geleistet<br />

wird. Es ist die alte Geste der an<br />

die Brust gesetzten Pistole. Nur daß, wenn<br />

Staaten — und nicht Straßenräuber — diese<br />

Geste machen, die Pistole mehrere hunderttausend<br />

Läufe hat. Dazu werden ja auch hauptsächlich<br />

die Heere und Flotten neuerdings<br />

zu immer größeren Dimensionen angeschwellt:<br />

als Drohinstrument, als begleitendes Orchester<br />

zum Text des stolzen Großstaatliedes: „Ich<br />

will". Oesterreich-Ungarn singt dieses Lied<br />

gar so gern allein, und nicht im europäischen<br />

Chor. Serbien hat nachgegeben. Schön —<br />

aber wie, wenn dies nicht der Fall gewesen<br />

wäre ? Dieser Eventualität verschloß sich auch<br />

der Leitartikler der Neuen Freien Presse nicht,<br />

der unterm 22. Oktober schrieb : „Vor einigen<br />

Tagen war die Monarchie von einem Kriege<br />

nicht viel weiter entfernt, als das Hemd von<br />

der Haut. Eine Welle der Volksleidenschaften<br />

in Belgrad,<br />

militärischen<br />

eine .«plötzliche Auflehnung der<br />

Gewalten und die Kanonen<br />

hätten<br />

andere<br />

zu sprechen begonnen." Aber noch<br />

Chancen zum Losgehen der Kanonen<br />

hätte es gegeben. Ein so kleiner Staat wie<br />

der serbische kann natürlich den Befehlen<br />

eines<br />

nicht<br />

so großen wie Oesterreich-Ungarn sich<br />

widersetzen; aber was hätte z.B. Rußland<br />

gehindert, wenn es Krieg gewollt hätte,<br />

zu erklären, daß es sich an die Seite Serbiens<br />

stellt? Immer deutlicher und immer dringender<br />

zeigt es sich, daß nur eine Einigung des<br />

gesamten West- und Mitteleuropa die Zustände<br />

Osteuropas regeln und den Weltteil vor einem<br />

Universalbrand schützen kann.<br />

Unterdessen wird aber allenthalben mit<br />

dem fieberhaften Eifer und unter größten<br />

Opfern in einer Weise gearbeitet und vorbereitet<br />

(„bereit sein ist alles!"), nicht, als<br />

wollte man den Brand verhüten, sondern als<br />

müsse man ihn gewärtigen und so verheerend<br />

wie möglich gestalten. Geld, Geld, Geld muß<br />

her! Und an allen Ecken und Enden Schatzscheinemissionen,<br />

Steuererzwingungen, Zollerhöhungen,<br />

und vor allem: Schulden, Schulden,<br />

Schulden! Der nationalökonomische<br />

425

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