1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FßlEDEN5-^&DTE ;©<br />
noch besonders stark in Tätigkeit sind. Die<br />
beiden wichtigsten der hier in Betracht<br />
kommenden Naturinstinkte kann man als<br />
Fremdenhaß und als Kampftrieb bezeichnen.<br />
Haß und Verachtung der Fremden und<br />
des Fremden finden sich bei fast allen Völkern<br />
der Erde, und sie sind um so stärker aus-f<br />
geprägt, je tiefer ein Volk auf der Leiter der<br />
Kultur steht. Ein jedes Volk hält sich für<br />
das vorzüglichste, die anderen Völker dagegen<br />
für minderwertig. Nach der Ansicht der<br />
Eskimos z. B. mißlang dem Großen Geist sein<br />
erster Versuch, einen Menschen zu machen,<br />
vollständig, so daß daraus ein Europäer<br />
wurde; erst der zweite Versuch gelang, und<br />
nun brachte er einen Eskimo fertig. Die<br />
armseligen Australneger halten die Weißen<br />
für Arbeitssklaven, sich selbst aber für<br />
Gentlemen, die sich keiner Arbeit unterziehen<br />
dürfen, weil sie dafür zu vornehm sind.<br />
Die Tschippewäh-Indianer haben das Wort<br />
„Dumm wie ein Weißer",, und Westermarck<br />
hat in seinem Buch über die Entwicklung<br />
der Moralbegriffe eine lange Liste ähnlicher<br />
Aussprüche gesammelt, die zeigen, wie<br />
sehr die Naturvölker von ihrer eigenen Herrlichkeit<br />
und Ueberlegenheit überzeugt sind.<br />
Dieser Instinkt erhält sich auch auf viel<br />
höheren Kulturstufen. Die Chinesen halten<br />
sich für das Reich der Mitte, die Juden<br />
für das auserwählte Volk, die Germanenschwärmer<br />
haben entdeckt, daß, alle Kultur<br />
auf Erden von der nordischen Rasse herrührt,<br />
eine „Theorie", die schon Fritz Reuter<br />
in die Worte zusammengefaßt hat : „Im<br />
Anfang schuf Gott Möcklenbörg."<br />
Der Ursprung dieses Naturinstinkts ist<br />
leicht zu verstehen. Denn die Natur schuf<br />
den Menschen als ein Herdenwesen, d. h. als<br />
ein Individuum, das sich mit seiner Herde<br />
oder Horde solidarisch verbunden fühlt, was<br />
aber nur möglich ist, wenn es fremde Herden<br />
mehr oder weniger verabscheut. Daher sind<br />
alle Herdentiere den fremden Herden feindlich.<br />
Eine Ameise, von einem Haufen in einen<br />
andern versetzt, wird dort sofort in Stücke<br />
zerrissen, selbst wenn sie von derselben Art<br />
ist, und ähnlich verhält es sich mit den<br />
Hunden, Rindern, Affen und fast allen richtigen<br />
Herdentieren. — Für die Höherentwicklung<br />
der Kultur ist dieser Naturtrieb jedoch<br />
ein Hemmnis; und daher vermindert er sich<br />
bei wachsender Kultur. Je mehr die Völker<br />
miteinander in Verkehr treten, je mehr sie<br />
sich davon überzeugen, daß „hinterm Berge<br />
auch noch Leute wohnen", um so deutlicher<br />
wird ihnen, daß sie zwar nicht gleich sind,<br />
aber in einem Verhältnis wechselseitiger<br />
Ueberlegenheit zueinander stehen. Beim Kind<br />
aber ist jener Trieb noch in ungehemmter<br />
Kraft; ein richtiger amerikanischer Junge wird<br />
z. B, bei jeder Gelegenheit die Behauptung<br />
aufstellen: „American boys are the best"; und<br />
wenn dem Kind solche Weisheit von Erwach-<br />
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senen, ja sogar von seinen Lehrern auch noch<br />
bekräftigt wird, so erwacht das primitive<br />
Herdentier im Kindergemüt wieder zu vollem<br />
Leben. —<br />
Der zweite Naturtrieb, den die neuchauvinistische<br />
Bewegung zu ihren Zwecken mißbraucht,<br />
ist der Kampf trieb. Ursprünglich<br />
ist der Mensch bekanntlich ein Raubtier. Von<br />
der Natur auf das Fleisch seiner Mitgeschöpfe<br />
angewiesen, war er ungezählte Jahrtausende<br />
lang ein Jäger, dessen wichtigste Beschäftigung<br />
die Erlegung anderer Tiere war, und<br />
auch das Fleisch seiner eigenen Rasse verschmähte<br />
er nicht; auf einer gewissen Kulturstufe<br />
war der Kannibalismus bei allen<br />
Völkern, wie Andr£e nachgewiesen, eine ganz<br />
universelle Erscheinung. Je mehr die Kultur<br />
fortschritt, um so wichtiger aber wurde das<br />
Zusammenwirken der Menschen, und die vergesellschaftete<br />
Arbeit wurde immer mehr die<br />
Erzeugerin aller Werte, die das Leben verschönern<br />
und veredeln und die Mutter aller<br />
hohen Kultur. — Aber das Kind ist noch<br />
ganz Natur. Im Knaben sehen wir — gemäß<br />
dem biogenetischen Grundgesetz Häckels —<br />
den Jagd- und Kampftrieb noch voll ausgebildet.<br />
Knaben jagen und haschen nach<br />
allem, was da kreucht und fleucht, nach<br />
Schmetterlingen, Vögeln und Fischen, ihre<br />
Neck- und Rauflust ist wie bei allen Ungebildeten,<br />
Unkultivierten so groß, daß ihre<br />
Lieblingsspiele Kampfspiele sind.<br />
Kampftrieb, Rassendünkel, Fremdenhaß<br />
sind also dem Menschen eingeborene Naturinstinkte,<br />
kulturwidrige Triebe des Wilden, die<br />
durch Erziehung und höhere Gesittung umgebildet<br />
werden müssen. Gerade diese Instinkte<br />
aber erleichtern in hohem Grade die<br />
jetzt beabsichtigte Militarisierung der Jugend.<br />
Das Kind, dessen rohe Naturinstinkte noch<br />
nicht veredelt und vergeistigt sind, bietet dafür<br />
ein nur allzugünstiges Objekt dar.<br />
Nun ist von den Regierungen und Parlamenten,<br />
die ihre Unfähigkeit, der internationalen<br />
Anarchie zu steuern, durch das<br />
denkbar gedankenloseste System — das Wettrüsten!<br />
— genugsam dargelegt haben, für die<br />
Schule der Zukunft in absehbarer Zeit leider<br />
kaum ein Verständnis oder eine Besserung<br />
zu erwarten. Entscheidende Fortschritte<br />
können vorläufig hier nur durch private Initative<br />
erstrebt werden. Ich möchte daher die<br />
Pazifisten und Kulturfreunde, denen es ja nicht<br />
gleichgültig sein kann, daß ihre Kinder nach<br />
rückwärts, zur Unkultur erzogen werden, auf<br />
die Freie Schulgemeinde Gustav Wynekens<br />
aufmerksam machen.<br />
In der Wyneken-Schule sind alle wichtigsten<br />
Forderungen, die von unsern großen<br />
Schulreformern und pädagogischen Denkern<br />
aufgestellt worden sind, harmonisch vereinigt.<br />
Tener großartige Dichtertraum von der „pädagogischen<br />
Provinz!", den uns Goethe im<br />
Wilhelm Meister auseinandergesetzt hat, hier<br />
ist er Wirklichkeit geworden. Die Schule liegt