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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FßlEDEN5-^AßrE<br />

Balkanwirrnis eine Fülle. Diese Spontangeburt<br />

eines selbständigen Kulturstaates aus einem<br />

blutrache-treibenden Bergvolke heraus; dann<br />

dieses andere Novum und Unikum: der Einmarsch<br />

einer halben Million Bewaffneter ins<br />

Nachbarland, wobei es zu keinem Schuß und<br />

zu keinem Schwertstreich kommt, weil der<br />

Ueberfallene gar keine Verteidigung versucht.<br />

Die grausame Invasion (denn grausam ist es<br />

doch, einem schon halbtot am Wege Liegenden<br />

fünfmalhunderttausend Pistolen an die<br />

Brust zu setzen: „den Streifen Turtukaja bis<br />

Baltschik oder das Leben") endet mit<br />

einem Depeschenwechsel zwischen Zar Ferdinand<br />

und König) Carol, worin der<br />

letztere von den langjährigen guten Beziehungen<br />

spricht, die durch die letzten Ereignisse<br />

„ungetrübt geblieben sind". Man muß<br />

sich an die Stirne greifen und fragen: Ist<br />

das alles ein Kapitel Weltgeschichte oder ein<br />

Operettentext ?<br />

Die Rubrik „Greueltaten" ist in den letzten<br />

Wochen dieses Krieges wieder ungeheuer vermehrt<br />

und von den Angeschuldigten heftig<br />

dementiert worden. Da bliebe immer noch<br />

eine Masse gegenseitiger Verleumdungsgreuel<br />

übrig. Aber die Kriegsgeschichte aller Zeiten<br />

und aller Länder zeigt, daß Verwüstungen,<br />

Verstümmelungen, Plünderungen, Mordbrennereien<br />

usw. die unausbleiblichen Begleiterscheinungen<br />

der Schlachten sind. Cest<br />

la guerre. Da hilft kein Leugnen: Hier einige<br />

Muster der gegenseitigen Anklagen: „Sofia,<br />

21. Juli. Der Kjommandeur der zweiten Armee<br />

meldet: Die Serben haben die Stadt Radowischta<br />

in Brand gesteckt und die Bevölkerung<br />

niedergemetzelt. Die bulgarischen Dörfer<br />

(folgen sieben Namen) sind von den Griechen<br />

zerstört worden. Ein Teil der Bevölkerung<br />

ist mit den Bulgaren zurückgezogen. Alle<br />

diejenigen, die nicht rechtzeitig flohen, sind<br />

von den Griechen niedergemacht worden oder<br />

verbrannt." — „Saloniki, 24. Juli. Von der<br />

Bevölkerung von Doxato, angesichts der<br />

mit vier Feldgeschützen herannahenden Bulgaren,<br />

waren etwa 100 Einwohner zurückgeblieben,<br />

die sich in ihren Häusern einschlössen.<br />

Sie sahen sich den ärgsten Ausschreitungen<br />

der bulgarischen Truppen preisgegeben.<br />

Frauen, Kinder und Greise wurden schonungslos<br />

massakriert, die Frauen geschändet und<br />

Säuglinge von den Soldaten auf die Bajonette<br />

gespießt oder durchs Fenster auf die Straße<br />

geworfen. Auch Offiziere beteiligten sich an<br />

den Greueltaten sowie Zivilbeamte, darunter<br />

der Friedensrichter Bassow und der Polizeichef<br />

Pristow." Dieser vom griechischen Preßbureau<br />

veröffentlichte Bericht scheint mir als<br />

ein Muster der Verleumdungsmethode gelten<br />

zu können; die bajonettgespießten Kinder<br />

klingen mir doch zu unglaubwürdig und<br />

mahnen an die Kriegsszenen mittelalterlicher<br />

Holzschnitte. Dagegen kann doch der fol-<br />

314<br />

3<br />

gende Bericht über das Ergebnis der Untersuchung<br />

des österreichischjungarischen und<br />

italienischen Konsuls in Saloniki nicht als eine<br />

tendenziöse Erfindung gelten: „19. Juli. Die<br />

bulgarischen Truppen verließen Serres auf<br />

die Meldung von der Niederlage der bulgarischen<br />

Streitkräfte bei Lahara. Sie kehrten<br />

dann aber auf die Höhen vor der Stadt zurück<br />

und begannen, ohne jeden Anlaß, wohl<br />

wissend, daß kein griechischer Soldat in<br />

Serres anwesend war, die Stadt zu beschießen.<br />

Mehrere Abteilungen mit Offizieren, auch viele<br />

Komitatschis, drangen in die Stadt ein und begannen<br />

mit Brandlegung und Gemetzel. Man<br />

erkannte mehrere Offiziere. Ganz besonders<br />

betätigte sich der Sekretär des Generals<br />

Bulkow." Zum Schluß sei noch die Depesche<br />

festgehalten, die der König von Griechenland<br />

an das Ministerium des Aeußern nach Athen<br />

gerichtet hat: „Das Hauptquartier der 6. Division<br />

meldet : Bulgarische Soldaten haben auf<br />

Befehl ihres "Hauptmannes den Metropoliten<br />

von Demir iHissar, zwei Priester und mehr<br />

als hundert Notebein in den Hof der Schule<br />

geführt und dort getötet. Bulgarische Soldaten<br />

haben zu gleicher Zeit zwei Mädchen<br />

geschändet. Ein Mädchen, das Widerstand<br />

leistete, wurde grausam ermordet. Protestieren<br />

Sie in meinem Namen bei den Vertretern der<br />

zivilisierten Mächte gegen diese Unholde in<br />

Menschengestalt; protestieren Sie auch bei der<br />

ganzen zivilisierten Welt und erklären Sie,<br />

daß ich mich zu meinem Bedauern gezwungen<br />

sehen werde, Rache zu üben, um den Unholden<br />

Schrecken einzuflößen und sie zur Besinnung<br />

zu Dringen, bevor sie wieder ähnliche<br />

Verbrechen begehen. Die Bulgaren übertreffen<br />

alle Greuel der vergangenen barbarischen<br />

Zeiten und beweisen, daß sie kein<br />

Recht mehr haben, sich unter die zivilisierten<br />

Völker zu rechnen. König Konstantin."<br />

Dieses Recht, Ew. Majestät, hat keines<br />

der zeitgenössischen Völker, solange diese die<br />

barbarische Institution des Krieges beibehalten,<br />

solange man, um Unholden Schrecken einzuflößen,<br />

sich gezwungen sieht, anzukündigen,<br />

daß man selber — um Rache zu üben —<br />

als Unhold auftreten will. Rache für Taten,<br />

die vielleicht auch Rache waren, und die<br />

auch wieder Rache hervorrufen wird, und so<br />

ins Unendliche. Wo ist das erste und wo das<br />

letzte Glied dieser unseligen Kette?<br />

MB<br />

Barbarisierung' der Luft. Eine Depesche<br />

vom 29. Juli aus New York meldet, daß der<br />

Flieger Masson über dem Hafen Guogmas<br />

eine Bombe warf, wodurch das mexikanische<br />

Kanonenboot „Tambioo" zerstört wurde. Die<br />

Nachricht ist weder verblüffend, noch ist sie<br />

bestätigt. Das Barbarische liegt in dem<br />

Kommentar, den der fachmännische Mitarbeiter<br />

der „Presse" an die Mitteilung knüpft.<br />

„Die Kriegsgeschichte hat ein wichtiges Ereignis<br />

zu verzeichnen," so beginnt der zwei

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