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1913 - Det danske Fredsakademi

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Marburg: Ein wirklicher internationaler Gerichtshof<br />

mit einer Körperschaft von ständigen<br />

Richtern, die vor allen Dingen hervorragende<br />

Rechtsgelehrte sein müßten, ist wohl aß Ergänzung,<br />

nicht aber als Ersatz für den gegenwärtigen<br />

Hof wünschenswert. Für einen solchen<br />

ergänzenden Hof sprechen folgende Gründe:<br />

a) Der Wechsel der Persönlichkeiten beim<br />

jetzigen Hof wirkt auf den Zusammenhang seiner<br />

Entscheidungen und die daraus sich ergebende<br />

Entwicklung des Völkerrechts nicht günstig ein.<br />

b) Bei den Verfahren des jetzt bestehenden<br />

Hofes nimmt das Prinzip der Schiedsgerichtsbarkeit,<br />

nämlich das Verlangen, eine Schwierigkeit<br />

durch Vergleich aus der Welt zu schaffen,<br />

einen breiten Raum ein. Kompromisse bilden<br />

aber notwendigerweise wichtige Grundzüge eines<br />

solchen Prinzipes. Eine große Nation, die recht<br />

zu haben glaubt — und die vornehmsten Völker<br />

müssen, wenn sie Klage führen, fühlen, daß<br />

sie im Rechte sind — , wird mehr oder minder<br />

abgeneigt sein, ein Gericht anzurufen, durch<br />

das ihre wichtigsten Interessen gefährdet<br />

werden könnten. Wenn sie dagegen zu einer<br />

Entscheidung Vertrauen hat, die im Zusammenhange<br />

steht mit dem Geist des Gesetzes, soweit<br />

dieses Gesetz überhaupt entwickelt ist,<br />

dann wird sie eher bereit sein, die Anwendung<br />

von Gewalt aufzugeben, um zu ihrem Rechte zu<br />

gelangen.<br />

c) Beleidigter Stolz ist häufig die Ursache<br />

internationaler Streitigkeiten. Der Stolz einer<br />

Nation ist aber gerettet, wenn sie zustimmt,<br />

einen Streit einem internationalen Gerichtshof<br />

zu unterbreiten, und die Errichtung eines Hofes,<br />

der nur nach dem Rechte urteilt, wird somit<br />

die dadurch entstehenden Kriegsmöglichkeiten<br />

aus der Welt schaffen.<br />

d) Das Vorhandensein eines Hofes mit<br />

ständigen Richtern wird die Schwierigkeiten<br />

bei der Richterwahl beseitigen. Heute müssen<br />

für jeden Streit neue Richter gewählt werden.<br />

Auf diesem Wege wird auch eine Verringerung<br />

der sehr hohen Ausgaben, die der jetzigen Einrichtung<br />

des Schiedsgerichtes anhaften, ermöglicht<br />

werden.<br />

e) Ebenso wie der bestehende permanente<br />

internationale Schiedsgerichtshof die Aufmerksamkeit<br />

der Menschen auf die wachsende Möglichkeit,<br />

Streitigkeiten krieglos zu schlichten,<br />

lenkt, so würde ein internationaler Gerichtshof<br />

die Menschen auf die Entwicklung des Völkerrechts<br />

aufmerksam machen. Bei einem solchen<br />

Hof würden wir wahrscheinlich während eines<br />

einzigen Zeitalters Zeuge rascherer Entwicklung<br />

des Völkerrechts sein, als dies in vergangenen<br />

Jahrhunderten der Fall war. Ein Beispiel<br />

der Art, wo die Errichtung eines Gerichtshofes<br />

das Verständnis für das Völkerrecht<br />

erhöht hat, ist die Tatsache, daß<br />

der Vorschlag des Prisenhofes zu der Londoner<br />

Seekriegskonferenz von 1908/9 führte, die das<br />

Seekriegsrecht kodifizierte.<br />

Meurer: Ja!<br />

Neubecker: Jal<br />

Nippold: Ich wünsche einen wirklichen ständigen<br />

Schiedsgerichtshof, aber nicht in der<br />

Form der Cour de la justice arbitrale. Der<br />

jetzige Haager Hof muß zu einem solchen ausgebaut<br />

werden.<br />

Odier: Ich halte es für besser, wenn man<br />

erst noch mehrere Jahre Erfahrungen mit der<br />

gegenwärtigen Organisation sammelt und wartet,<br />

bis sich die Anwendung derselben verallgemeinert<br />

hat. Das ist wünschenswerter, als bereits<br />

jetzt einen wirklich ständigen Schiedshof<br />

zu schaffen, der möglicherweise nur von einer<br />

unzureichenden Anzahl von Staaten angenommen<br />

würde.<br />

Oppenheim: Ja!<br />

Frhr. v. Plener: Das Projekt eines kleinen<br />

permanenten aus Berufsrichtern bestehenden<br />

internationalen Gerichtshofes wird voraussichtlich<br />

von amerikanischer Seite wieder aufgenommen<br />

werden. Die Schwierigkeiten, die das<br />

Projekt bisher fand, sind noch nicht beseitigt.<br />

Einmal ist es die Ernennung der Richter durch<br />

die verschiedenen Staaten, bezüglich deren noch<br />

kein neuer annehmbarer Vorschlag vorliegt.<br />

Dann kommt die Gerichtsautonomie der einzelnen<br />

Staaten, welche sich überhaupt nicht leicht<br />

herbeilassen werden, in Ausdehnung der Bestimmungen<br />

über den Prisenhof, einen Appell<br />

gegen ihre nationalen Gerichte an einen internationalen<br />

Gerichtshof gelten zu lassen. Doch<br />

ist es denkbar, daß, unter gewissen Vorbehalten,<br />

für internationales Privatrecht namentlich<br />

in jenen Partien, die vertragsmäßig geregelt<br />

sind oder es werden können, wie Wechsel-<br />

Scheck-, Teile des See- und Versicherungsrechtes,<br />

eine internationale Gerichtsbarkeit für<br />

Streitigkeiten von Privatpersonen untereinander<br />

anerkannt werde. Mehr als zweifelhaft<br />

erscheint es jedoch, ob die Staaten die Erhebung<br />

von Rechtsansprüchen von Privatpersonen<br />

gegen sie vor einem internationalen Gerichtshof<br />

zugeben werden. Dagegen könnten<br />

wohl Streitigkeiten von Staaten untereinander,<br />

namentlich über Auslegung hichtpolitischer Verträge<br />

und über andere juridischen Fragen unter<br />

gewissen Vorbehalten an ein internationales Gericht<br />

gewiesen werden, doch müßte es den Staaten<br />

immer freistehen, statt des internationalen Gerichtshofs<br />

den Weg freier schiedsgerichtlicher<br />

Austragung durch den Haager Schiedshof zu wählen.<br />

Politis: Ich glaube, daß die Schaffung der<br />

Cour de justice arbitrale neben dem jetzigen<br />

Schiedshöfe äußerst wünschenswert ist und<br />

von der dritten Friedenskonferenz verwirklicht<br />

werden müßte.<br />

Rehm : Ja<br />

Schoen : Ob von der Errichtung eines solchen<br />

Schiedshofes neben dem Haager Schiedshof<br />

große und sichere Vorteile für die Praxis zu<br />

erwarten sind, scheint zweifelhaft. Daß ein<br />

nicht für den Einzelfall von den Parteien zusammengesetzter<br />

Gerichtshof der Entwicklung<br />

des internationalen Rechts mehr dienen wird<br />

als der Haager Schiedsgerichtshof ist klar: er<br />

wird der internationalen Rechtsprechung eine<br />

Kontinuität sichern ; der Umstand, daß er nur<br />

nach Rechtsgrundsätzen urteilt, wird das Ansehen<br />

des Völkerrechts heben. Allein liegt es nicht<br />

sehr nahe, daß die Staaten, wenn sie zwischen<br />

ihm und dem Haager Schiedsgerichtshof in<br />

jedem Falle wählen können, in allen wichtigen<br />

Fällen sich für letzteren entscheiden werden,<br />

auf dessen Zusammensetzung sie in concreto<br />

Einfluß haben?<br />

Schücking: Darin würde ich einen wesentlichen<br />

Fortschritt erblicken, nicht nur für die<br />

Staatengerichtsbarkeit, sondern mehr noch als<br />

Symptom der sich anbahnenden Organisation<br />

der Kulturwelt.<br />

Strupp: Ja!<br />

van Vollenhoven : Für sehr wünschenswert<br />

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