1913 - Det danske Fredsakademi
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©: DIE FRIEDENS -WARTE<br />
Sehr treffend räsoniert Dio über den<br />
haben den<br />
Krieg, or. 38, 16— 21 : Manche<br />
Krieg dem Frieden vorgezogen, nicht weil sie<br />
ihn für das Bessere, Angenehmere oder Gerechtere<br />
hielten, sondern die einen wollten<br />
einen Königsthron, die anderen die Freiheit,<br />
wieder andere Länderbesitz oder die Seeherrschaft<br />
erringen. Doch wenn man ohne genügenden<br />
Grund zu den Waffen greife, was<br />
sei dies anderes als heller Wahnsinn und ein<br />
Rennen ins Verderben ? Bei natürlichen Uebeln<br />
wie Seuche oder Erdbeben murren die Menschen<br />
wider die Götter, halten dieselben für<br />
ungerecht und menschenfeindlich, selbst wenn<br />
diese Strafen durch ihre Sünden vollkommen<br />
gerechtfertigt erscheinen. DenKriegaber,<br />
der nicht weniger Unheil anrichtet<br />
als ein Erdbeben, wählen wir selbst<br />
und machen dessen Urhebern<br />
keinen Vorwurf, wir halten sie sogar<br />
für Volksfreunde, hören recht<br />
gerneihrenRedenzu,befolgenihre<br />
Ratschläge und üben für das von<br />
jenen angerichtete Uebel keinerlei<br />
Vergeltung — wir müßten sonst folgerichtig<br />
mit einem Kriege gegen sie, die Urheber,<br />
uns revanchieren — , vielmehr zollen wir<br />
ihnen noch Dank, Ehre und Lob,<br />
so daß sie arge Toren wären, wenn sie diejenigen<br />
schonten, die ihnen für das Böse noch<br />
erkenntlich sind.<br />
Um seiner Friedenspropaganda wirksameren<br />
Nachdruck zu verleihen, zieht Dio<br />
Chrysostomos Analogien aus der elementaren<br />
und animalischen Welt heran (or. 40, 35 f. und<br />
or. 48,14—16): Himmel, Sterne und die Elemente<br />
überhaupt kennen kerne Zwietracht, sie<br />
werden durch Gesetzmäßigkeit, gegenseitige<br />
Liebe und Eintracht zusammengehalten. Die<br />
Vögel bauen ihre Nester nahe beieinander,<br />
ohne über das Futter in Streit zu geraten; die<br />
Ameisen aus benachbarten Haufen, die sich<br />
aus derselben Tenne Körner holen, gehen sich<br />
höflich aus dem Wege, ja sie helfen einander<br />
oft bei ihrer Arbeit; mehrere Bienenschwärme<br />
sammeln auf derselben Wiese Honig und geraten<br />
trotzdem in keinen Streit untereinander;<br />
Rinder und Rosse, Schafe und Ziegen vermischen<br />
sich friedlich auf der Weide, so daß<br />
aus zwei Herden anscheinend eine wird. Nur<br />
der dumme und verdorbene Mensch ist der<br />
einzige Friedenstörer, er scheint in bezug auf<br />
Verträglichkeit und Zusammenhalten schlechter<br />
als die Tiere zu sein. Mit Bitterkeit meint er<br />
or. 38,17 an die Nikodemier: „Wir Menschen<br />
hassen die wilden Tiere hauptsächlich<br />
deswegen, weil wir uns mit ihnen in einem<br />
nie beizulegenden Kriege befinden, aber viele<br />
verfahren gegen die Menschen<br />
genau so wie gegen wilde Tiere und<br />
haben ihre Freude an dem Kampfe<br />
gegen stammverwandte Wesen."<br />
Bei drei Persönlichkeiten verschiedener<br />
Rassen und Kulturen des Altertums — Jesaias,<br />
Buddha, Dio Chrysostomos — haben wir in<br />
unseren Ausführungen eine schwärmerische<br />
Begeisterung für dauernden politischen Frieden<br />
und eine starke Opposition gegen den Krieg<br />
vorgefunden. Wiewohl jene Männer von konkreten<br />
Vorschlägen zur Sicherung des Weltfriedens,<br />
von der Idee der allgemeinen Abrüstung<br />
und des internationalen Schiedsgerichts<br />
noch weit entfernt waren, können wir ihnen<br />
dennoch unsere vollste Anerkennung und Bewunderung<br />
nicht versagen. Die Tatsache, daß<br />
die Pazifisten schon im grauen Altertum beachtenswerte<br />
Ansätze zu ihren Bestrebungen<br />
nachweisen können, muß ihnen die Friedensidee<br />
in einem viel höheren Glänze strahlen<br />
lassen und zugleich lichte Ausblicke in die<br />
Zukunft eröffnen, die trotz des allgemeinen<br />
Rüstungsfiebers und des greuelvollen Balkankrieges<br />
ihnen gehört. —<br />
U RANDGLOSSEN U<br />
ZUR ZEITGESCHICHTE<br />
Von Bertha v. Suttner.<br />
AnBorddesSt. Paul, 15. Dez. 1912.<br />
Dies ist der letzte Bericht meiner Amerikafahrt.<br />
Gestern haben wir uns in New York<br />
eingeschifft, und nun geht es wieder dem<br />
heimatlichen Kontinente zu, der eben von<br />
alein möglichen Kriegserschütterungen heimgesucht<br />
ist. Zwar lauteten die letzten Nachrichten<br />
etwas beruhigend; aber wie werde ich<br />
die Zustände drüben finden? Jetzt werde ich<br />
ein paar Tage zwischen Wasser und Himmel<br />
dahinschaukeln, ohne Kunde von den das Festland<br />
bewegenden politischen Ereignissen, und<br />
diese Ruhefrist will ich benutzen, um die Erlebnisse<br />
und Eindrücke zu schildern, die sich<br />
seit meinem vorigen Bericht aus Amerika dem<br />
Gedächtnisse eingeprägt haben.<br />
Ich war geblieben bei dem großen Frauenstimmrechts-Konvent<br />
in Philadelphia, an dem<br />
die Bevölkerung so lebhaften Anteil nahm,<br />
daß der Opernsaal zu klein war, das Publikum<br />
zu fassen, so daß auf offener Straße<br />
vor verschiedenen Gruppen Vorträge gehalten<br />
wurden. Am 25. November abends Schlußversammlung<br />
im ausverkauften Opernhaus.<br />
Rednerinnen: Frau Catt (über Mädchenhandel<br />
— „white slavery"), Jane Adams und ich. —<br />
Am folgenden Tage gab mir der „Political<br />
Club" ein Diner mit darauffolgendem Vortrag<br />
im großen Drexelsaal. Oskar Strauß, der ehemalige<br />
Botschafter in Konstantinopel, präsidiert<br />
und spricht über den Balkankrieg. Dieser<br />
ist auch mein Thema, denn seit dieser Krieg<br />
ausgebrochen ist, spreche ich nicht mehr in<br />
abstraktem Sinne von der Friedenssache, sondern<br />
Von der aktuellen Lage. Ich trete der<br />
Auffassung entgegen, die sich eines großen<br />
Teiles des amerikanischen Publikums bemächtigt<br />
hat, daß .dieser Krieg zur Befreiung der<br />
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