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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FRIEDENS -WARTE 1©<br />

göttlichen Weltordnung widerspräche." Heute,<br />

wo das Interesse an völkerrechtlichen Dingen<br />

so ungemein gewachsen ist, müßte eine<br />

antipazifistische Tendenz eines von so kompetenter<br />

Seite herausgegebenen Werkes noch<br />

größeres Unheil anrichten.<br />

Aber es ist im Gegegensatze zu dem Werke<br />

von Holtzendorff festzustellen, daß der diesmalige<br />

Herausgeber Stier-Somlo, wie man<br />

das ja von einer Persönlichkeit mit so weitem<br />

Blicke nicht anders erwarten konnte, in ganz<br />

hervorragender Weise den modernen pazifistischen<br />

Tendenzen gerecht geworden ist.<br />

In der Vorbemerkung redet er gleich von den<br />

„großen Bestrebungen des Pazifismus"; er<br />

weist bei der Charakterisierung der modernen<br />

Entwicklung vor allem auf die Haager<br />

Friedenskonferenzen und die Schiedsgerichtsfälle<br />

hin, und er hat — dies ist das größte<br />

Verdienst — von den vierzehn Kapiteln seines<br />

Handbuches nicht weniger als zwei ausschließlich<br />

den Haager Friedenskonferenzen und der<br />

internationalen Schiedsgerichtsbarkeit \ gewidmet.<br />

Diese große Berücksichtigung des<br />

Schieds- und Friedensgedankens erhebt das<br />

Werk über alle bisher vorhandenen Lehrbücher<br />

des Völkerrechts. In der Tat haben die<br />

neueren Lehrbücher von Oppenheim, Liszt,<br />

v. Ulimann u. a., wie hoch bedeutsam diese<br />

Publikationen auch sind, die welthistorische<br />

Bedeutung der Haager Konferenzen nicht genügend<br />

berücksichtigt. Daß hier der Angelpunkt<br />

aller weiteren Entwicklung zu suchen<br />

ist, tritt in keinem jener anderen Werke mit<br />

ausreichender Deutlichkeit hervor. Man bedenke,<br />

daß Stier-Somlos Werk vor der bahnbrechenden<br />

Arbeit Schückings über den<br />

„Staatenverband der Haager Konferenzen" erschienen<br />

ist, und man wird diese Eigenart daher<br />

ganz besonders schätzen müssen.<br />

Sehr wichtig ist, daß die beiden Kapitel<br />

über die Schieds- und Friedensbewegung von<br />

so hervorragenden Männern wie Lammasch<br />

und Zorn geschrieben werden. Gerade die<br />

maßvolle Art der beiden Verfasser wird unsere<br />

Ideen außerordentlich propagieren. Auch die<br />

übrigen Mitarbeiter an dem Handbuche sind<br />

als durchaus fortschrittlich bekannt: Heilborn,<br />

Frhr. v. Dungern, Schönborn, Fleischmann,<br />

Huber, Hold v. Ferneck, Zitelmann, Kohler<br />

und Stier-Somlo selbst. Has Handbuch soll<br />

in drei bis vier Bänden erscheinen und etwa<br />

1914 fertig sein. Der erste Band umfaßt die<br />

„Grundbegriffe und Geschichte des Völkerrechts"<br />

von Professor Heilborn. Eine<br />

ausführliche Erörterung dieser ersten vortrefflichen<br />

Lieferung gehört nicht in diesen Zusammenhang.<br />

Es muß hier genügen, auf<br />

einige allgemeine Gesichtspunkte hinzuweisen.<br />

Außerordentlich erfreulich ist bei der<br />

Heilbornschen Darstellung die fortwährende<br />

Berücksichtigung der neuesten Völkerrechtsentwicklung,<br />

insbesondere des Schiedsgerichtswesens,<br />

der Haager Friedenskonferenzen, des<br />

zentralamerikanischen Gerichtshofes usw.<br />

Zahlreiche Hinweise auf alle diese neuesten<br />

Errungenschaften finden sich in seiner Darstellung,<br />

und die Würdigung ist in allen Fällen<br />

sehr gerecht und fortschrittlich. Auf S. 15<br />

sagt er: „Dem völkerrechtlichen Schiedsverfahren<br />

steht vermutlich eine große Zukunft<br />

bevor." Wie ausgezeichnet findet sich auf<br />

Seite 23 die Bemerkung: „Zwischen dem<br />

Völkerrecht und dem Krieg besteht in der Tat<br />

ein Widerspruch, welcher nicht vertuscht werden<br />

soll. Als Ordnung des staatlichen Verkehrs<br />

und Zusammenlebens will und muß das<br />

Völkerrecht das von ihm anerkannte subjektive<br />

Recht schützen, ihm, nicht aber der Macht<br />

zum Siege zu verhelfen. Die Tendenz des<br />

Völkerrechts muß deshalb auf Beseitigung, zunächst<br />

auf allmähliche Verminderung der<br />

Kriege gerichtet sein."<br />

Freilich wäre vielleicht ein noch ausführlicheres<br />

Eingehen auf den Zusammenhang<br />

zwischen Völkerrecht und Friedensbewegung<br />

wünschenswert gewesen. Heilborn will, wie<br />

er ausdrücklich bemerkt, das Problem des<br />

ewigen Friedens nicht erörtern. Aber die<br />

Frage, in welchem Zusammenhang Völkerrecht<br />

und Pazifismus stehen, ist doch zu<br />

grundlegend und neuerdings zu oft aufgeworfen<br />

worden, als daß man bei der Erörterung<br />

der Grundbegriffe des Völkerrechts<br />

dieses Problem so gut wie ganz beiseite lassen<br />

könnte. Heilborn gibt, wie aus den obigen<br />

Bemerkungen hervorgeht, den innigen Zusammenhang<br />

zwischen beiden, der vor allem<br />

durch Schücking betont worden ist, ohne<br />

weiteres zu. Aber andere, z. B. Giese (Literarisches<br />

Zentralblatt vom 21. IX. 1912), behaupten,<br />

beide hätten nicht den geringsten<br />

Zusammenhang. Namentlich deshalb wäre<br />

eine Erörterung dieses Problems wünschenswert<br />

gewesen. Es ist aber wahrscheinlich,<br />

daß dies erst in der von Zorn in Aussicht<br />

gestellten Abhandlung geschehen soll, da ja<br />

die Haager Friedenskonferenzen in dem denkbar<br />

größten Zusammenhange mit dem Pazifismus<br />

stehen und bei dem Ueberblick über<br />

die Verhandlungen dieser Konferenzen eine<br />

Stellungnahme zur Friedensbewegung notwendig<br />

sein wird.<br />

Sehr schade ist, daß Heilborn Schückings<br />

Werk nicht mehr benutzen konnte. Er leugnet,<br />

daß wir eine organisierte Gemeinschaft haben<br />

und beschränkt sich in der Hauptsache auf<br />

die Widerlegung der v. Lisztschen Anschauungen<br />

über diese Frage.<br />

Im übrigen Ist die Heilbornsche Darstellung<br />

eine ausgezeichnete Einleitung für das<br />

ganze Werk. Sie ist sehr übersichtlich angeordnet<br />

und benutzt eine sehr reichhaltige<br />

deutsche, französische, englische, italienische,<br />

holländische usw. Literatur.<br />

Nach alledem dürfen wir ein Werk von der<br />

Tendenz und der Anlage des Stier- Somloschen<br />

Buches mit großer Freude begrüßen. Welchen<br />

Fortschritt hat doch unsere Idee inj den<br />

letzten 25 Jahren gemacht, daß sie so weite

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