1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FßlEDEN5-^\^DTE 3<br />
scheint. Wenn z. B. die Friedensbewegung den<br />
kriegerischen Geist hemmt, so wäre dies ein<br />
Verbrechen, wenn das nur für Deutschland zu-<br />
träfe, aber eine Wohltat — eine Wohltat für<br />
Deutschland — , wenn dies in der ganzen Welt<br />
der Fall ist; denn dann fallen jene Voraussetzungen,<br />
aus denen der Verfasser die Notwendigkeit<br />
der steten Kriegsbereitschaft des<br />
Reiches herleitet. Und ein unparteiischer Ueberblick<br />
muß dem Pazifistengegner sagen, daß —<br />
abgesehen von den Ländern des Ostens — die<br />
Friedensbewegung in allen Ländern höher entwickelt<br />
ist als in Deutschland. Das ist beweisbar!<br />
Und statt die Friedensbewegung zu verdammen,<br />
sollte man sie gerade vom Standpunkte<br />
des Patriotismus hoch halten.<br />
Der Verfasser kennt' den modernen Pazifismus<br />
nicht, denn er weist seine Unhaltbarkeit<br />
durch eine Kritik der Schiedsgerichtsbarkeit<br />
nach. Die Schiedsgerichtsbarkeit ist nicht das<br />
Allheilmittel ; das sagen wir oft genug. Sie<br />
ist ein Friedensmittel unter hundert anderen.<br />
Aber — wie eingangs erwähnt — man müßte<br />
die Bücher alle noch einmal schreiben, die wir<br />
schon geschrieben haben, um den General zu<br />
widerlegen. Wozu? Er wird die WeltentWicklung<br />
nicht ändern. Und wenn er uns das ein<br />
Jahrhundert alte Wort entgegenruft : „Das letzte<br />
Heil, das Höchste liegt im Schwerte", so<br />
können wir ihm nur ein neueres Wort entgegenstellen,<br />
das da lautet: „Der Friede ist die<br />
Funktion der Kultur". A. H. F.<br />
Mfet<br />
Angell, Norman,<br />
Peace Theories and the Balkan War. 8 °.<br />
London 1912. Horace Marshall & Son. 141 S.<br />
Cloth.<br />
Der Verfasser der „Großen Täuschung"<br />
benutzt den Balkankrieg als Demonstrationsobjekt<br />
für die Darlegung der pazifistischen<br />
Theorie. Das vorliegende Buch ist eine Streitschrift<br />
gegen jene, die den Ausbruch des<br />
Balkankrieges als einen Zusammenbruch aller<br />
pazifistischen Lehre bezeichneten, und die sich<br />
veranlaßt sahen, zu behaupten, daß der Krieg<br />
doch ein gutes Mittel sei.<br />
Norman Angell legt dem gegenüber dar,<br />
daß es keinem vernünftigen Pazifisten eingefallen<br />
ist, den Krieg als unmöglich hinausteilen.<br />
Die Täuschung liegt nicht in der<br />
Unwahrscheinlichkeit des Krieges, sondern in<br />
seinen Vorteilen. Der Krieg ist nichtig, und<br />
die Gewalt ist kein Mittel. Das beweist eben<br />
der Balkankrieg. Die Türken sind es, die seit<br />
400 Jahren das Gewaltsystem auf der Balkaninsel<br />
praktizierten, und die jetzt die Nichtigkeit<br />
dieses Systems kennen lernen. Der Krieg<br />
der Balkanvölker ist nur eine Auflehnung gegen<br />
dieses System. Die Auflehnung gegen die Gewalt<br />
ist nicht Krieg in dem Sinne, in dem<br />
die Pazifisten wirken. Der Gendarm, der den<br />
Räuber mit denselben Mitteln unschädlich<br />
macht, wie der Räuber vorher den friedlichen<br />
Wanderer, wird durch diese Handlung nicht<br />
zum Räuber. Die Balkanvölker würden antipazifistisch<br />
handeln, wenn sie den Spieß umkehren<br />
und nun ihrerseits ein System der Vergewaltigung<br />
und Ausbeutung den Türken gegenüber<br />
geltend machen wollten. Die Eroberung<br />
war das ökonomische Prinzip der Türken, und<br />
dieses sehen wir jetzt auf dem Balkan zusammenbrechen.<br />
32<br />
Das vorliegende Buch Angells ist nicht<br />
weniger interessant und wichtig wie sein großes,<br />
in der ganzen Welt bekannt gewordenes Werk.<br />
Von besonderer Wichtigkeit sind seine Ausführungen<br />
in dem Schlußkapitel, „Was müßten<br />
wir tun?" betitelt. Guter Wille allein genügt<br />
nicht. Gesunde Ideen breiten sich nicht von<br />
selbst aus. Sie müssen von Menschen ausgebreitet<br />
werden. Die öffentliche Meinung<br />
muß umgewandelt werden, denn die Regierungen<br />
sind nur die Verkörperung der allgemeinen<br />
öffentlichen Meinung. Eine ständige Organisation<br />
der Propaganda muß diesen Wandel in<br />
einem halben Menschenalter hervorbringen<br />
können, eine Revolution des Geistes, die größer<br />
sein wird, als' die der Reformation. „Eine derartige<br />
Organisation hat kaum begonnen. Dio<br />
Friedensgesellschaften haben hervorragende<br />
Dienste geleistet und leisten sie noch, aber,<br />
um die große Masse zu erreichen, müßten<br />
Instrumente von viel größerer Wirkungskraft in<br />
Anwendung kommen." Angell führt dann sein<br />
Programm aus. An hundert Punkten gleichzeitig<br />
muß das Werk angefaßt werden. Als<br />
eines dieser Mittel bezeichnet der Verfasser die<br />
Errichtung von Lehrstühlen für die internationale<br />
Staatskunst an allen Universitäten.<br />
„W ährend wi r", so führt er glänzend aus,<br />
„Lehrstühle zur Erforschung des<br />
Wesens der Insekten - Verwandtschaften<br />
besitzen, haben wir keine<br />
zur Erforschung des Wesens der<br />
Beziehungen der Menschen in ihren<br />
politischen Gruppierungen." Er will<br />
die englische Flotten-Liga und den deutschen<br />
Flottenverein zu Friedensorganisationen umwandeln,<br />
indem er sie veranlaßt sehen will,<br />
statt die Erhöhung der Schiffs zahl, des Schiffsumfanges<br />
und der betreffenden Armierung zu<br />
erstreben, festzustellen, wie, warum und wann<br />
und unter welchen Bedingungen diese Waffen<br />
verwendet werden sollen. Er verlangt, daß die<br />
politischen Parteien Englands und Deutschlands<br />
in London und Berlin wechselseitige Vertreter<br />
unterhalten sollen, damit sie sich gegenseitig<br />
von ihren Illusionen befreien. „Unsere Staatskunst",<br />
so schließt das hervorragende Buch,<br />
„ist noch immer auf eine Art politischen<br />
Kannibalismus begründet, auf der Idee, daß<br />
Nationen sich durch die Eroberung und Beherrschung<br />
anderer entwickeln können. So<br />
lange das unsere Auffassung von den Beziehungen<br />
der menschlichen Gruppen bildet,<br />
werden wir immer vor der Gefahr von Zusammenstößen<br />
stehen, und unsere Vergesellschaftungs-<br />
und Kooperationsentwürfe werden<br />
immer zusammenbrechen."<br />
Diederich, Franz,<br />
Krieg. Ein Buch der Not. Dem Willen<br />
zum Frieden gewidmet. 8 °. Dresden 1912. Mit<br />
acht Bildern von Goya, Klinger, Bock-<br />
1 i n und Wereschtschagin. Verlag von<br />
Kaden & Comp. 101 S.<br />
Ein aus der Zeit heraus geborener Aufschrei<br />
gegen das Verbrechen des Krieges.<br />
Anthologie der besten Gedichte gegen den Krieg.<br />
Mit guten Bildern geschmückt. Ein Propagandabuch<br />
bester Art für die breiten Massen.