1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FBIEDENS -WAETE 3<br />
einer seiner Landsleute auf. Er fürchtet, wie<br />
die meisten seiner Kompatrioten, daß, wenn<br />
Frankreich in die ihm entgegengestreckte<br />
deutsche Freundeshand einschlagen' würde, dies<br />
als eine Anerkennung des Frankfurter Friedens<br />
ausgelegt würde. Auch die kolonialen Notwendigkeiten<br />
Deutschlands, eine Folge seiner<br />
überhandnehmenden Industrie, legt Pinon gern<br />
als deutsche Eroberungssucht aus. Wenn die<br />
Deutschen den Franzosen Chauvinismus vorwerfen,<br />
so meint Pinon, daß dieser nunmehr<br />
eine von den Tatsachen überholte Legende sei.<br />
Im Gegenteil, sagt er, wir Franzosen lieben es,<br />
uns anzuschwärzen. Darauf muß man antworten:<br />
Auch in Deutschland ist die Zahl der<br />
Chauvinisten verhältnismäßig klein, .... auch<br />
in Deutschland gibt es Leute genug, die<br />
Deutschland eher verkleinern. Dem gründlichen<br />
Pinon ist es passiert, daß er den Vizepräsidenten<br />
des deutschen Reichstags Dr. Paasche als einen<br />
Zentrumsabgeordneten deklariert hat. In Wirklichkeit<br />
ist Paasche nationalliberal und kaum<br />
jener Chauvinist, als; der er- von Pinon en passant<br />
hingestellt wird. Wir vermögen es auch nicht<br />
anzuerkennen, daß sich erst in den letzten Jahrzehnten<br />
die Politik des Egoismus und der Gewalttätigkeit<br />
in Deutschland entwickelt habe.<br />
Nach unserer Kenntnis Bismarcks war er doch<br />
gerade kein Vertreter des evangelischen Grundsatzes,<br />
daß man, auf die eine Backe geschlagen,<br />
auch noch die andere hinhalten soll. Pinöns<br />
Buch hat den Vorzug, nicht selten den Leser<br />
zum Widerspruch herauszufordern. Der Verfasser<br />
beleuchtet mit seltener Sachkenntnis die<br />
Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich<br />
während der letzten vierzig Jahre, die<br />
zeitweilig gefährlichen Zusammenstöße zwischen<br />
den beiden Regierungen und die Richtungen der<br />
beiderseitigen Diplomatie, die im gegebenen<br />
Moment die Gefahr abzuwehren verstanden habe.<br />
Der Deutsche wird aus diesem Buche, das er<br />
nicht ohne Widerspruch lesen wird, doch vieles<br />
lernen. S. 'M.<br />
Nithack-Stahn, Walther,<br />
Barbareien. Gedanken zur Gegenwart. 8°. Berlin<br />
<strong>1913</strong>. Karl Curtius. 52 SS. M. 1.—.<br />
Nithack-Stahn geht von dem hochgesteigerten<br />
Kulturbewußtsein der Gegenwart aus.<br />
Von der hohen Warte aus, auf der er steht, sieht<br />
er mit scharfem Blick die Rückständigkeiten,<br />
die als Residuen einer früheren Epoche unorganisch<br />
in unsere Zeit hereinragten und die,<br />
wenn sie ein Recht aufs Dasein behaupten, notwendig<br />
zu sittlichen Konflikten führen müssen.<br />
Ein falscher, absolutistischer Staatsbegriff hat<br />
die Kriegsgreuel, ein längst überwundener Ehrbegriff<br />
den Duellunfug, eine verkehrte Anschauung<br />
vom Kampf ums Dasein, die Tierquälerei<br />
bei den Jagden zur Folge. Die Unfähigkeit,<br />
die soziale Frage zu lösen, zeitigt die Widerlichkeiten<br />
der Massenwohltätigkeit und die<br />
Impotenz, sich in den Ernst des alles gleichmachenden<br />
Todes hineinzudenken, erzeugt die<br />
protzenhafte Selbstüberhebung der Reichen,<br />
selbst an den Gräbern. Uns interessiert vor<br />
allem der erste Abschnitt: Das Gewaltrecht<br />
unter den Völkern. In glänzendem Stil und<br />
mit überwältigender Logik geißelt der Verfasser<br />
den Versuch, zweierlei Moral anzuwenden, die<br />
eine für die Völker, die andere für die Individuen.<br />
Mit scharfen Strichen zeichnet er die<br />
Unchristlichkeit, ja die Untermenschlichkeit des<br />
Krieges, um seine Aufhebung im Namen des<br />
374<br />
Rechts zu verlangen. Wohl kennt auch er den<br />
Begriff des Polizeikrieges und zu meiner Freude<br />
sehe ich, daß er an diesem Punkt mit mir<br />
voll übereinzustimmen scheint. So sagt er<br />
Seite 22 wörtlich: „Gewiß wird es unter den<br />
Staaten in unabsehbarer Zeit ein Organ der<br />
internationalen Ordnungsgewalt geben müssen,<br />
so wie wir im Staate, trotz Tolstoi, ein Polizeiheer<br />
nicht entbehren können. Aber darum<br />
handelt es sich, ob das einzelne Volk sich<br />
sein Recht mit dem Schwerte nehmen soll,<br />
oder ob die Kulturstaaten sich zu einem Rechtsverbande<br />
zusammenschließen, der ihre Sache,<br />
auch die des Schwächeren gegen den Stärkeren,<br />
mit allen und vor allen vertritt, im äußersten<br />
Notfalle den allgemeinen Kulturwillen mit Gewalt<br />
erzwingt, aber durch sein Vorhandensein<br />
die Bürgschaft bietet, daß es nur selten zu<br />
diesem Aeußersten kommt." — Möge der Protest<br />
gegen die Ungeheuerlichkeiten, die unserer<br />
Kultur noch anhaften, von denen gehört werden,<br />
an deren Adressen er gerichtet ist.<br />
O. Umfrid.<br />
Nithack-Stahn, Walther,<br />
Kirche und Krieg. 8°. Halle a. S. (<strong>1913</strong>.)<br />
J. Frickes Verlag (J. Nithack-Stahn). 31 SS.<br />
50 Pf.<br />
Das sollte wie der Hammerschlag wirken,<br />
mit dem Luther seine Thesen an der Schloßkirche<br />
zu Wittenberg anschlug, aufweckend, wie<br />
der Schall der Posaune, erschütternd, wie der<br />
rollende Donner. Hier redet nicht nur ein<br />
Meister in der Stilistik, sondern ein von der<br />
Wahrheit wie von einem Gott gepackter Prophet.<br />
Eine flammende Anklage schleudert er<br />
den lauen Kirchenmännern ins Gesicht, die<br />
über den oft so kleinlichen Dogmen und Sittenstreitereien<br />
die Pflicht der Friedens predigt versäumen,<br />
die, von nationaler Engherzigkeit umwunden,<br />
es vergessen, die Völker zur Bruderschaft<br />
zu rufen. Den Geist des Urchristentums<br />
hat Nithack-Stahn wie kaum ein anderer erfaßt,<br />
und er weiß, daß es ein Geist des Friedens<br />
ist, und daß der Glaube an die Zukunft<br />
der Menschheit zugleich der Glaube an den<br />
Sieg des Pazifismus ist. Der Aufruf an die<br />
Geistlichen hat uns 395 Unterschriften gebracht,<br />
aber die schönste Frucht, die er zeitigte, ist<br />
diese Schrift unseres großen Mitkämpfers, die<br />
aus dem Zorn über die Mattherzigkeit und ablehnende<br />
Haltung der Tausende heraus geboren<br />
ist, die sich bis jetzt dem Sonnenstrahl der<br />
Wahrheit noch verschlossen haben. Mir aber<br />
fiel beim Lesen dieser Schrift die Strophe ein:<br />
„Die Wahrheit ist unser, schon fliehet die<br />
Nacht; drum kämpfet, bis<br />
erwacht<br />
siegend der Morgen<br />
!"<br />
O. U m f r i d.<br />
Jerusalem, Wilhelm,<br />
Einleitung<br />
lage. 7.<br />
in die Philosophie.<br />
bis 9. Tausend. Gr.<br />
5.<br />
8°.<br />
u. 6. Auf-<br />
Wien und<br />
Leipzig <strong>1913</strong>. Wilhelm Braumüller. 402 S,<br />
Die Neuauflage dieses ausgezeichneten<br />
Lehrbuches hat auch die Probleme der Ethik<br />
und Soziologie mitaufgenommen. Erfreulicherweise<br />
wird bei dieser Gelegenheit auch der<br />
Friedensbewegung Erwähnung getan. Jerusalem<br />
ist es gelungen, in einigen kurzen<br />
Strichen, den Organisationsgedanken des modernen<br />
Pazifismus klarzulegen, was entschieden<br />
dazu beitragen<br />
zerstreuen und<br />
wird,<br />
eine<br />
viele falsche Urteile zu<br />
Anzahl denkender Leser<br />
für das Friedensproblem zu interessieren