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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FßlEDEN5-^&BTE<br />

des Gewitters; erheblich überrumpelt<br />

worden und hatte die türkischen Staatsmänner<br />

in den eigenen Irrtum mit hineingezogen.<br />

Die Drohung der Großmächte, daß<br />

sie eine Veränderung des Status quo nicht zugeben<br />

würden, verfiel alsbald dem Fluche der<br />

Lächerlichkeit. Die Kleinstaaten wußten ganz<br />

genau, daß die scheinbare Einigkeit Europas<br />

in die Brüche gehen würde, sobald man<br />

nach ihren gewaltigen und ungeahnten Anfangserfolgen<br />

von irgendeiner Seite den Versuch<br />

machen würde, ihnen die Früchte ihres<br />

Sieges zu rauben. Sie hatten jedenfalls vorher<br />

von der russischen Staatsleitung entsprechende<br />

Versicherungen erhalten.<br />

Niemals seit dem Ende des Deutsch-Französischen<br />

Krieges, selbst nicht zur Zeit der<br />

Marokkbwirren, ist die Gefahr eines allgemeinen<br />

Brandes so nahe gewesen wie im vergangenen<br />

Winter. Wenn sie augenblicklich<br />

zwar noch nicht ganz geschwunden aber doch<br />

ganz erheblich gemildert ist, so wird kein Einsichtiger<br />

sich der Erkenntnis verschließen<br />

dürfen, daß die friedliebende, zurückhaltende<br />

und doch feste und kräftige Politik Deutschlands<br />

einen großen und dankenswerten An-<br />

teil an diesem Erfolge zu beanspruchen hat.<br />

Wir dürfen daraus das tröstliche Bewußtsein<br />

schöpfen, daß selbst unter den<br />

heutigen zwischenstaatlichen Verhältnissen eine<br />

entschlossene Friedenspolitik durch eine geschickte<br />

und vor allen Dingen gewissenhafte<br />

Diplomatie zu entscheidenden Erfolgen geführt<br />

werden kann.<br />

Die deutsche Staatskunst, die diesmal den<br />

Charakter angenehm verleugnete, den sie<br />

zwanzig Jahre hindurch nicht immer zur Mehrung<br />

ihres Ansehens zur Schau getragen hatte,<br />

mußte nicht nur mit dem Gegensatze des<br />

Dreiverbandes zum Dreibunde rechnen und<br />

ganz besonders die hart und feindlich gegenüberstehenden<br />

Tendenzen Oesterreichs und<br />

Rußlands! berücksichtigen, sondern ihre Sorge<br />

gleichzeitig auf das Verhältnis Italiens zur<br />

Donaumonarchie richten.<br />

Daß es sowohl in Oesterreich wie in<br />

Rußland eme sehr starke Kriegspartei gab<br />

und wohl noch gibt, die den Augenblick zur<br />

großen Abrechnung gekommen glaubte, liegt<br />

für jeden aufmerksamen Beobachter klar zutage.<br />

Ebenso auch, daß die Durchführunjg<br />

der österreichischen Ansprüche Serbien gegenüber,<br />

wenn sie in vollem Maße versucht<br />

werden sollte, unbedingt zum Kriege mit Rußland<br />

führen mußte. Daß Oesterreich hierbei<br />

mit Sicherheit auf den Beistand Deutschlands<br />

rechnen konnte, ist nicht minder klar,<br />

und wird bis weit in die Reihen unserer sozialdemokratischen<br />

Partei hinein vollkommen<br />

begriffen und gewürdigt. Man darf sogar<br />

sagen, daß bei ihr sonst kein Krieg populär<br />

wäre, wohl aber ein solcher gegen die Despotie<br />

des Zarenreiches.<br />

Die Unterredungen in Baltischport<br />

zwischen dem deutschen und dem russischen<br />

m<br />

Kaiser hatten zwar zu einem durchschlagenden<br />

diplomatischen Erfolge nicht geführt, aber sie<br />

hatten doch das Verhältnis zwischen beiden<br />

Reichen derart gebessert, daß Deutschland<br />

gegenwärtig die Rolle eines wirksamen Vermittlers<br />

zwischen Oesterreich und Rußland<br />

übernehmen konnte. Wenn es keinen Zweifel<br />

daran gelassen hat, daß man es im Notfälle<br />

unbedingt an Oesterreichs Seite sehen würde,<br />

so ist es doch zu gleicher Zeit bemüht gewesen,<br />

einen billigen Ausgleich zwischen den<br />

Standpunkten der beiden auf dem1 Balkan in<br />

erster Linie interessierten Großmächte zu<br />

finden. Dadurch gelang es, die weit über ein<br />

erträgliches Maß gesteckten Ziele Serbiens,<br />

die ganz offenbar mit einem österreichischrussischen<br />

Kriege rechneten, so weit zurückzuschrauben,<br />

als sich mit dem Interesse seines<br />

mächtigen Nachbars noch gerade vertrug, und<br />

die politische Unabhängigkeit Albaniens,<br />

grundsätzlich wenigstens, zu retten. Für denjenigen,<br />

der an dem Sejbstbestimmungsrecht<br />

der Völker und an der Einschränkung des<br />

rohen Eroberrechtes als an einer Grundforderung<br />

der Kultur festhält, ein hoch erfreuliches<br />

Ergebnis I<br />

Man wird es auch als ein Verdienst<br />

Deutschlands in Anspruch nehmen dürfen,<br />

wenn selbst das heikle Verlangen Bulgariens<br />

in den Besitz Adrianopels zu gelangen, die<br />

Einigkeit Europas nicht störte. Daß der gemeinsame<br />

Rat aller Großmächte in Konstantinopel,<br />

in die Abtretung der Festung zu willigen,<br />

dem tatsächlichen Kräfteverhältnis und<br />

dem Besten der Türkei entsprochen hat,<br />

scheint der weitere Verlauf des Krieges zu<br />

beweisen. Dieser Einigkeit und dem verständigen<br />

Eingreifen in den rumänisch-bulgarischen<br />

Gegensatz ist es auch zu danken,<br />

daß der Wiederausbruch der Feindseligkeiten<br />

auf dem Balkan bisher keine bedenklichen<br />

Folgen für den allgemeinen Frieden gehabt hat<br />

und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr<br />

haben wird.<br />

Indessen ist die allgemeine Entspannung<br />

der Lage nicht nur dem günstigen Einflüsse<br />

der deutschen — stillen und unauffälligen, aber<br />

um so sympathischeren — Vermittlung zwischen<br />

Oesterreich-Ungarn und Rußland zuzuschreiben,<br />

sondern in vielleicht noch höherem<br />

Maße der heilsamen Revidierung seines eigenen<br />

Verhältnisses zu England. Glücklicherweise<br />

ging dieses nicht in jeder Beziehung<br />

konform mit den Wünschen seines<br />

Dreiverbands-Genossen Rußland. An der Erhaltung<br />

der asiatischen Türkei hatte es unbedingt<br />

ein Interesse und mußte schon mit<br />

Rücksicht auf die Stimmung der moslemischen<br />

Welt einen großen Krieg zu vermeiden wünschen.<br />

Hat es doch wesentlich nur die Furcht<br />

vor dem raschen Wachstum der deutschen<br />

Flottenmacht und dem militärischen Uebergewicht<br />

Deutschlands an die Seite Rußlands<br />

und Frankreichs geführt. Ein höchst erfreuliches<br />

Ereignis ist es, daß Deutschland sich

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