1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS -^&DTE 3<br />
giösem Gewände gefaßt, schon vor über 2500<br />
Jahren gedacht, klar ausgesprochen und der<br />
Nachwelt im Buche der Bücher überliefert<br />
wurde. Wenn wir uns vollends vor Augen<br />
führen, daß im Jahre des Heils 1912 die österreichische<br />
Armeeverwaltung an der Frontseite<br />
ihres neuen Heimes das nur allzu prosaische,<br />
aufreizende Motto „Si vis pacem, para bellum"<br />
anbringen läßt, so werden wir des grellen<br />
Kontrastes erst recht gewahr und die angeführten<br />
Jesaiasstellen in kulturhistorischer<br />
Hinsicht nach Gebühr zu würdigen veranlaßt.<br />
* *<br />
*<br />
2. Im Neuen Testamente, der Hauptquelle<br />
des Christentums, findet sich nicht<br />
die geringste Spur von einer Stellungnahme<br />
gegen die Institution des Krieges. Wohl ist<br />
das Verbot „Du sollst nicht töten" daselbst<br />
mehrmals hervorgekehrt, doch ist ohne<br />
Zweifel nur der Einzelmord gemeint. Zu einer<br />
Verdammung des Massenmordes vermochten<br />
sich die Verfasser der Evangelien, so sehr<br />
sie von der Notwendigkeit der Eintracht, der<br />
Nächstenliebe und des gerechten Lebenswandels<br />
durchdrungen waren,<br />
zuschwingen. Im Gegenteil, in<br />
nicht empor-<br />
richtiger Voraussicht<br />
kommender Dinge prophezeien sie<br />
wiederholt Kriege, Völkerrevolutionen, Greuel<br />
der Verwüstung, Hungersnot und Erdbeben<br />
(vgl. Lukas 21, 9—15, Markus 13, 7—26, und<br />
mehrere andere Stellen). In<br />
meint Jesus, er sei nicht<br />
Matthäus 10,34<br />
gekommen, um<br />
Frieden zu bringen, sondern das Schwert,<br />
und Lukas 12,49, er sei gekommen, um Feuer<br />
und Spaltung auf die Erde zu werfen. Bezeichnend<br />
ist<br />
geliums 3, 14,<br />
die<br />
wo<br />
Stelle des Lukasevan-<br />
Johannes den Kriegsleuten<br />
auf ihre Frage, wie sie denn in würdiger<br />
Weise Buße tun sollten, erwidert, sie<br />
mögen niemanden beunruhigen, von niemandem<br />
erpressen und sich mit ihrem Solde<br />
begnügen. Nach dem Zusammenhang der<br />
Rede, wo der Evangelist die Massen, die zur<br />
Entgegennahme der Taufe herbeiströmten,<br />
wegen ihrer Sünden eine Otternbrut schilt<br />
und ihnen als „würdige 'Frucht der Buße"<br />
Altruismus predigt („wer zwei Röcke hat,<br />
teile mit dem, der keinen hat, und ebenso<br />
tue der, der Speisen hat", Luk. 3, 7 f.)<br />
hätten wir etwa folgenden energischen Protest<br />
erwartet : „Lasset von Eurem schändlichen<br />
Mordhandwerk, denn Ihr könnet nicht<br />
selig werden, solange Ihr Waffen gegen Euere<br />
Mitmenschen führt." In der Epistel an die<br />
Hebräer, Kap. 11, werden im Namen des<br />
Glaubens vollbrachte Kriegstaten aus dem<br />
Alten Testament angeführt. Auch sonst gefällt<br />
sich das Neue Testament in kriegerischen<br />
Bildern, z. B. in seiner zweiten Epistel,<br />
Kap. 2, 3— 6, ermahnt Paulus den Timotheus,<br />
für die Lehre Christi wacker zu streiten,<br />
denn „wer in Kriegsdienst geht, der verflicht<br />
sich nicht in Geschäfte der Nahrung,<br />
damit er dem, der ihn zum Dienst geworben<br />
hat, gefalle", und „auch einer, der den Ring-<br />
14<br />
kampf mitmacht, wird nicht bekränzt, er<br />
kämpfe denn ordnungsmäßig", vgl. dazu<br />
Luk. 14,31—34, Paul, an die Epheser 6,<br />
11— 17. In den Evangelien wird zwar der<br />
Friede häufig erwähnt, so in der orientalischen<br />
Grußformel „Friede dem Hausei", „der Gott<br />
des Friedens sei mit Euch!", „Gnade Euch<br />
und Friede von Gott" — wir lesen Paulus an<br />
die Kolosser 3, 15, „der Friede Christi führe<br />
das Wort in Euerem Hause", Petrus Ep. I,<br />
5, 14, „Friede Euch allen, die in Christus<br />
sind" — wir hören Paulus Ep. an die Philipper<br />
4, 7 von einem Frieden Gottes, der<br />
höher sei als alle Vernunft, und Paulus an die<br />
Epheser 2, 14 von einer Identifizierung Christi<br />
mit dem Frieden („er ist unser Friede") —<br />
der Friede wird mit unter die zu erstrebenden<br />
Früchte des Geistes gezählt (Paul, an die<br />
Galater 5, 19 f.), jedoch bezieht sich immer<br />
die Friedfertigkeit lediglich auf diejenigen,<br />
„die den Herrn anrufen von reinem Herzen"<br />
(2. Timotheus 2, 22), also auf Gesinnungsgenossen,<br />
auf Mitglieder der christlichen<br />
Glaubensgemeinde. Allgemeiner äußert sieh<br />
Paulus an die Römer 12, 17— 20, „Wo möglich,<br />
so viel an Euch ist, Frieden halten<br />
mit allen Menschen, nicht Euch selbst Recht<br />
schaffen, Geliebte", auch Ep. an die Hebräer<br />
12,14 heißt es: „Jaget nach der«<br />
Frieden gegen jedermann." Gemeint ist<br />
natürlich hier wie überall im Neuen Testamente<br />
der Friede im privaten Leben.<br />
Diese Haltung der ersten Verkünder des<br />
Christentums ist eine natürliche Konsequenz<br />
ihrer Anschauungen über Zweck und Inhalt<br />
des menschlichen Lebens im allgemeinen und<br />
über die individuelle Freiheit im besonderen.<br />
Ihr Gedankengang ist im wesentlichen folgender:<br />
Eitel und nutzlos ist das gewöhnliche<br />
Streben der Menschen nach irdischen<br />
Gütern, all ihr Sinnen und Trachten soll<br />
vielmehr auf die Erlangung „eines Schatzes,<br />
der nicht eingeht", der Seligkeit im Himmel<br />
konzentriert sein, die Sorge um die tätlichen<br />
Lebensbedürfnisse kann ganz getrost<br />
Gott überlassen werden, die Lust des Fleisches<br />
und der Augen wie auch das Großtun des<br />
Geldes — wie Johannes Ep. I, 2, 16 sagt —<br />
müssen gemieden werden, den Lehrern, den<br />
Besitzenden, den Herren, insbesondere aber<br />
jeder Obrigkeit als Vertreterin Gottes auf<br />
Erden, die überall dazu eingesetzt ist, um<br />
die Bösen zu schrecken und zu strafen, hingegen<br />
die Guten zu loben, gebührt bedingungslose<br />
Unterwürfigkeit und blinder<br />
Gehorsam, um des Zorngerichtes, des Gewissens<br />
und des Herrn willen" (vgl. Paulus<br />
Ep. an die Römer 13, 7, „Gebet jedem, was<br />
er zu fordern hat, Steuer dem Steuer, Zoll<br />
dem Zoll, Furcht dem Furcht, Ehre dem<br />
Ehre gebührt", ebenso Petrus Ep. I, 2,<br />
13— 15). Da jede Opposition als Auflehnung<br />
gegen die göttliche Ordnung angesehen wird,<br />
so dürfen wir mit Recht schließen, daß eine<br />
schwere Sünde begeht, wer beispielsweise