1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FßlEDEN5-Vi/ADTE<br />
Man wird mir nun einwenden wollen:<br />
Das hat man ja bereits erkannt und zu diesem<br />
Zwecke hat die zweite Friedenskonferenz befürwortet,<br />
es solle etwa zwei Jahre vor dem<br />
Zusammentritt der nächsten Konferenz ein<br />
Ausschuß eingesetzt werden, der die für die<br />
Konferenz wichtigen Programmpunkte festlegen<br />
solle. Darauf ist aber zu erwidern:<br />
Dieser Ausschuß soll ja nur die dritte Konferenz<br />
vorbereiten, nicht aber eine Grundlage<br />
geschaffen für die gesamte Zukunft der<br />
Haager Friedenskonferenzen, die unauslöschlich<br />
mit einer planvollen, systematischen, sich<br />
auf viele Jahrzehnte erstreckenden Friedens-<br />
politik der Staaten verbunden ist. Man beachte<br />
auch die Ergebnisse der von dem Institut<br />
de droit international zur Vorbereitung<br />
der dritten Friedenskonferenz eingesetzten<br />
Kommission (Confer. Revue de droit international<br />
et de 16gislation compar^e, 1911, S.<br />
587 ff.), die auch die dritte Friedenskonferenz<br />
nur als eine isolierte Versammlung zur<br />
Stärkung des Kriegs- und Friedensrechts, nicht<br />
aber als Glied einer großen Reihe von Konferenzen<br />
zur allmählichen friedlichen Organisation<br />
der Staatengemeinschaft ansieht.<br />
Die planvolle Vorbereitung einer internationalen<br />
Friedenspolitik kann auch unmöglich<br />
in so kurzer Zeit, wie es zwei Jahre sind,<br />
vor pich gehen. Müssen doch meines Erachtens,<br />
um für die Staatengemeinschaft Richtlinien<br />
(für die zukünftige Entwicklung der<br />
Friedenspolitik zu schaffen, die bedeutendsten<br />
Politiker, Völkerrechtsjuristen und Pazifisten<br />
erst um ihre Meinung gefragt werden. Dazu<br />
aber sind Jahre erforderlich.<br />
Die dritte Haager Friedenskonferenz<br />
könnte deswegen keine größere und würdigere<br />
Tat vollbringen, indem sie einen ständigen<br />
Ausschuß damit beauftragte, ein großes Programm<br />
für die internationale Friedenspolitik<br />
der Mächte auszuarbeiten. Ein solcher Ausschuß<br />
könnte sehr vorteilhaft als eine Abteilung<br />
(des „Bureau g^neral international permanent"<br />
begründet, aber es kann auch der<br />
Verwaltungsrat des Haager Schiedshofs mit<br />
der Aufgabe betraut werden. Dieser Ausschuß<br />
hätte die Aufgabe, durch berühmte Juristen,<br />
die sich durch praktischen Blick ausgezeichnet<br />
haben, [ durch Männer wie A s s e r<br />
Lammasch, Renault usw. zahlreiche<br />
Grundfragen der internationalen Organisation,<br />
z. B. die Konstruktion des Haager Schiedshofes,<br />
das Wesen der Gerichtsbarkeit im Völkerrecht,<br />
das Wesen des von der ersten Friedenskonferenz<br />
geschaffenen Staatenverbandes, das<br />
iPrinzip der Gleichheit der Staaten, die Zusammensetzung<br />
eines internationalen Gerichtshofes<br />
usw. feststellen zu lassen. Dadurch<br />
wäre fortan eine Grundlage für eine gesunde<br />
Weiterarbeit geschaffen. Sodann müßte der<br />
Ausschuß alle Möglichkeiten erwägen, die zur<br />
Stärkung der friedlichen Tendenzen der<br />
Staatengemeinschaft beitragen, und die praktische<br />
Durchführbarkeit der einzelnen Mittel<br />
182<br />
=G)<br />
prüfen. Bezüglich der Frage, ob die Spionage<br />
beseitigt werden könne, wären nicht nur Militärs,<br />
sondern auch sonst angesehene Männer<br />
des öffentlichen Lebens zu befragen. Auf diese<br />
Weise würde mehr und mehr festgestellt<br />
werden, welche Hindernisse der Realisierung<br />
der einzelnen Vorschläge im Wege stehen.<br />
Diese Hindernisse müßten dann besonders<br />
daraufhin geprüft werden, ob sie stichhaltig<br />
sind. Denn das wäre der große Unterschied<br />
dieser Methode von dem bisherigen Vorgehen.<br />
Die Einwendungen gegen einen Plan würden<br />
nicht direkt von den Staaten, sondern von<br />
(Privatpersonen vorgebracht, und es brauchte<br />
sich vorläufig keine Regierung auf irgendeine<br />
Meinung festzulegen. Wenn aber auf den<br />
Haager Konferenzen ein Staat mit aller<br />
Energie seine Gründe gegen einen Vorschlag<br />
eröffnet, dann fällt es dieser Regierung sehr<br />
schwer, zu bekennen, daß sie sich geirrt habe,<br />
und sie verbleibt bei ihrer Opposition, selbst<br />
wenn ihre Einwendungen fast einstimmig und<br />
überzeugend widerlegt worden sind.<br />
Ueber die große Bedeutung der Haager<br />
Friedenskonferenzen (gibt es heute nur eine<br />
Stimme. So haben meines Erachtens jene<br />
Konferenzen die hohe Aufgabe, ein neues Zeitalter<br />
leinzuleiten, in dem alle Kräfte in der<br />
Welt, die sich heute befehden, der allergrößten<br />
Idee, nämlich der Fortentwicklung des<br />
Menschengeschlechtes, dienstbar gemacht<br />
werden sollen. Dieses Ziel ist so wunderbar<br />
und von solcher Schönheit, daß diejenigen,<br />
die die Erreichung dieses Ideales herbeiführen<br />
sollen, eine ungeheure Verantwortung vor der<br />
Geschichte und den Völkern trifft. Sie haben<br />
daher die heilige Pflicht, alles zu tun, was<br />
die Menschheit am schnellsten und kürzesten<br />
zu jenem Ziele führen kann, müssen freilich<br />
dabei beachten, daß eine zu große Hast uns<br />
nur noch mehr von dem letzten Ende des<br />
steilen Weges entfernen kann.<br />
Die moderne Friedensbewegung<br />
und die österreichische Schule.<br />
Von einem Schulmann.<br />
Die Frage: „Fördert die Schule den<br />
Völkerhaß ?" beantwortet der „Friedens-<br />
Katechismus" mit einem wohlbegründeten<br />
„Ja". Er sagt darüber: „Der Unterricht<br />
unserer Schulen pflanzt in die jungen Gemüter<br />
der Kinder die grausamsten Schlachten-<br />
und Schreckensbilder einer sogenannten<br />
Weltgeschichte ein." Wenn der Lehrer<br />
seinen Schülern im stolzen Ton die Heldentaten<br />
und mutigen Handlungen des Heeres<br />
schildert, empfängt die Jugend die Anregung,<br />
militärische! Begabung und Vorzüge höher<br />
zu werten als die friedensfördernden Fähigkeiten<br />
der menschlichen Persönlichkeit. Die<br />
Betonung des kriegerischen Standpunktes<br />
hat zur Folge, daß dem Verständnis der