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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FßlEDENS-v^DTE = 3<br />

die Grundbesitzer können ihre nachgeborenen<br />

Söhne versorgen, ihr Getreide und ihre Pferde<br />

zu guten Preisen dem Staate verkaufen, und<br />

Handeltreibende ergattern die Gelegenheit<br />

zu vorteilhaften Geschäften. Der Krieg<br />

sogar bringt manchen Leuten reichlichen<br />

Gewinn, und noch ein unglücklicher Krieg<br />

ist für viele Kreise eine Fundgrube, aus der<br />

ihnen Gold entgegenlacht. Das Ungeheuerliche,<br />

daß. solcher Gewinn mit dem Blute,<br />

dem Siechtum, dem Elend Tausender von<br />

Volksgenossen erkauft werden muß, pflegt<br />

gemeiniglich die Gewissen nicht allzusehr<br />

zu belasten. Das Mitleid mit dem Elend der<br />

anderen bleibt meist ein recht platonisches,<br />

solange dieses Elend sich nicht in gefährliches<br />

Mißvergnügen, in drohendes Murren<br />

ufnsetzt.<br />

Daß die breiten Massen, bis weit in den<br />

Mittelstand hinauf, daß also die überwiegende<br />

Mehrheit des Volkes vom bewaffneten Frieden<br />

keinen Vorteil, noch weniger aber vom<br />

Kriege selbst hat, braucht in diesen Blättern<br />

nicht auseinandergesetzt zu werden. Norman<br />

Angell hat das so beweiskräftig dargelegt,<br />

daß jedes Wort mehr Verschwendung<br />

wäre. Die breiten Schichten merken nur<br />

den wachsenden Steuerdruck, die Verteuerung<br />

der Lebensbedürfnisse, den Wettbewerb<br />

fremder Arbeitskräfte, durch die die feiernden<br />

Hände der dienenden Jugend ersetzt werden<br />

müssen, das immer reichlicher fließende<br />

Blutopfer.<br />

Es ändert an der Sachlage nichts, daß<br />

die offizielle Heuchelei in sämtlichen Staaten<br />

jeden Gedanken an Eroberungsgelüste mit<br />

Empörung abweist und die ungeheuren<br />

Rüstungen durch die feste Absicht begründet,<br />

mit ihrer Hilfe den Frieden bewahren<br />

zu wollen. Alle versichern, sich nur<br />

um der Verteidigung willen zu waffnen, sie<br />

wollen nur bereit sein, den Angriff des<br />

bösen Nachbars auf die heimischen Penaten<br />

abzuwehren.<br />

Aber die im stillen arbeitenden Kräfte<br />

sind in Wirklichkeit entgegengesetzter Art.<br />

Man braucht nur das Treiben deutscher Imperialisten<br />

zu verfolgen, um die wahren Beweggründe<br />

dieses Wettrüstens zu erfahren.<br />

„Der Expansionstrieb Deutschlands ist noch<br />

lange nicht befriedigt," so heißt es dort;<br />

„unsere Grenzen werden uns zu eng, wir<br />

müssen unser Volkstum auf eine breitere<br />

Basis stellen", oder gar: „Das deutsche Volk<br />

sehnt sich nach einem Kriege." Das ist<br />

eine kleine Blütenlese der Redensarten, die<br />

man in alldeutschen, in konservativen Zeitungen<br />

lesen kann. Paul Rohrbach,<br />

gewiß ein Alldeutscher, aber ein besonnener<br />

und gemäßigter Mann, schreibt in einem<br />

Aufsatz über Wilhelms IL auswärtige Po-<br />

litik als Leitmotiv den Satz : „Bereit<br />

sein ist alles<br />

1." Er führt dann weiter aus, daß<br />

wir unserer Flotte die Möglichkeit einer deutschen<br />

Weltpolitik verdanken, und er weist<br />

360<br />

die Frage, ob Deutschland denn überhaupt<br />

als undiskutabel<br />

Weltpolitik treiben müsse, #<br />

rundweg ab. Indem er'<br />

Vorwurfe beschäftigt, der<br />

sich<br />

dem<br />

mit dem<br />

Kaiser je<br />

länger je öfter gemacht werde, daß er zu<br />

unentschlossen sei, im gegebenen<br />

Augenblicke die diplomatischen<br />

Mittel der Politik mit den kriegerischen<br />

zu vertauschen, gibt er unumwunden<br />

zu, „daß seit dreißig<br />

Jahren Deutschland allein unter<br />

den großen Nationen keine<br />

nennenswerten auswärtigen Fortschritte<br />

gemacht hat". Und er<br />

schließt endlich eine Art Verteidigung des<br />

Kaisers wegen dieser angeblichen<br />

lassungen mit dem bemerkenswerten,<br />

Unter-<br />

in der<br />

Urschrift gesperrt gedruckten Bekenntnisse:<br />

„Daß noch in keinem einzigen<br />

Augenblick die Voraussetzung,<br />

die für die Herbeiführung<br />

einer Waffen-Entscheidung<br />

die erstrebenswerteste is;t, nämlich<br />

das möglichst günstige<br />

Verhältnis zwischen den eigenen<br />

Kräften und denen der verbündeten<br />

Gegner, auf unserer Seite<br />

erreicht gewesen ist. Bei der<br />

Flotte werden die Dinge vielleicht im<br />

nächsten Jahre so<br />

wird man wohl<br />

stehen, und dann<br />

auch die Befestigungen<br />

an<br />

Umbau des<br />

dert haben,<br />

und in der Nordsee und den<br />

Nordostseekanals soweit geför-<br />

daß diese Werke in Funktion<br />

treten können. Welchen Sinn aber sollte<br />

es haben, eine Krisis herbeizuführen,<br />

bevor man bereit war?" Endlich<br />

schließt er: „Wer uns vom Orient verdrängen<br />

will, der fordert uns auf Tod und<br />

Leben heraus, und der Entscheidung werden<br />

sich weder der Kaiser noch die Nation<br />

entziehen dürfen."<br />

Man kann nicht gut offenherziger und<br />

bestimmter reden,<br />

Wettbewerber als<br />

verstehen müssen.<br />

in Tönen, die<br />

ernste Warnung<br />

unsere<br />

werden<br />

Aber freilich :<br />

nach dem gleichen<br />

Verfahren<br />

Rezepte '?<br />

sie nicht alle<br />

Unwiderlegbar<br />

ist die eine Behauptung Rohrbachs, daß die<br />

Expansionspolitik der Wettbewerber Deutschlands<br />

in den letzten vierzig Jahren eine unvergleichlich!<br />

größere — und vor allen<br />

Dingen durchaus nicht unblutige war. Man<br />

sehe das gewaltige afrikanische Kolonialreich<br />

an, das Frankreich mit großer Tatkraft und<br />

größeren Opfern gezimmert hat. In Marokko<br />

70000<br />

allein unterhält<br />

Mann Truppen.<br />

es zur Stunde etwa<br />

Werfen wir unsere<br />

Blicke auf England, auf seine Erwerbung<br />

Aegyptens und Südafrikas, auf den Ausbau<br />

seines weltumspannenden Imperiums! Das<br />

gleiche Bild, wenn wir uns nach Rußland<br />

wenden, nach Japan, nach dem jungen Riesen<br />

in Nordamerika. Selbst das verhältnismäßig<br />

arme und schwächere Italien hat, von bei-

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