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1913 - Det danske Fredsakademi

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@= DIE FRIEDENS-^VARTE<br />

Heer Flotte<br />

215.8 555,4 in Deutschland<br />

135.9 243,3 in Frankreich<br />

172,5 311,4 in England<br />

Setzt man die Rüstungsausgaben von<br />

1893 = 100, so waren sie im Jahre 1906 gestiegen<br />

auf:<br />

Heer Flotte<br />

132,0 329,2 in Deutschland<br />

111,4 127,2 in Frankreich<br />

155,9 237,6 in England.<br />

Wer wagt angesichts dieser Ziffern noch<br />

der Folgerung zu widersprechen, die Plenge<br />

(Sl. 714, im Orig. gesp.) aus ihnen zieht<br />

„Deutschland hat seit 1893 unter den<br />

europäischen Großmächten die stärkste Steigerung<br />

der Ausgaben für Rüstungszwecke<br />

aufzuweisen"!? Ist es da so unberechtigt,<br />

wenn man Deutschland das klassische Land<br />

des Militarismus nennt? Ist da die Erregung<br />

in England und Frankreich über das andauernde<br />

Weiterrüsten Deutschlands, das sich<br />

zu der jetzigen Milliardenvorlage gesteigert hat,<br />

so ganz unbegreiflich ? Ist es da wirklich Vaterlandsverrat<br />

und ehrlose Gesinnung, in diesem<br />

wahnwitzigen Rekordrüsten Deutschlands kein<br />

Heil für sein Vaterland zu sehen? —<br />

Was der Pazifismus seit Jahrzehnten gepredigt<br />

hat, daß die Rüstungsausgaben der<br />

großen Kulturländer eine unnatürliche und auf<br />

die Dauer unerträgliche Last für ihre kulturelle<br />

Weiterentwicklung darstellen, das bestätigt<br />

Plenges scharfsinniger Hinweis darauf,<br />

daß erst ein Vergleich der Bevölkerungszunahme<br />

mit der Rüstungszunahme eines Landes<br />

ein völlig zutreffendes Bild der Sachlage<br />

ergibt und er schließt diesen Hinweis mit den<br />

— wiederum im Original gesperrten — Worten<br />

(S. 766):<br />

„Es ist erschreckend, daß in den<br />

dreigroßenKulturländern [Deutschi.,<br />

Frankr., Engl.] die Rüstungsausgaben<br />

erheblich schneller gewachsen<br />

sind als die Bevölkerung und man<br />

sieht nicht ohne Ueberraschung,<br />

daß in Deutschland, dem Lande der<br />

stärksten Bevölkerungszunahme,<br />

der gesamte Rüstungsauf wand der<br />

wachsenden Bevölkerung verhältnismäßig<br />

am meisten vorangeeilt<br />

is t." Möge daher jeder Reichstagsabgeordnete,<br />

der die neue Milliardenvorlage zu bewilligen<br />

entschlossen ist, sich überlegen, ob er seinem<br />

Vaterlande damit wirklich einen Dienst erweist<br />

ob er damit wirklich dessen kultureller Fortentwicklung<br />

und der Erhaltung des Weltfriedens<br />

nützt. Die gesamte Wehrvereins- und<br />

sonstige gleichgesinnte Presse möge sich doch<br />

bemühen, die von Plenge beigebrachten Nachweise<br />

und Zahlen zu widerlegen I Es ist dies<br />

aber eben nur unter Preisgabe der wissenschaftlichen<br />

Wahrheit möglich: die klare Sachlage<br />

ist, wie wir nochmals zusammenfassen, die:<br />

unter den drei großen Kulturstaaten<br />

ist es- Deutschland, das im<br />

europäischen Wettrüsten seit 1870<br />

stets die erste Stelle eingenommen<br />

und dadurch direkt oder indirekt<br />

Frankreich und England gezwungen<br />

hat, entsprechend mitzurüsten.<br />

Es leidet unter seiner Rüstungslast,<br />

die schon an sich die absolut<br />

größte im Vergleich mit der Englands<br />

und Frankreichs ist, doppelt<br />

und dreifach schwer, weil es dabei<br />

eine große Kinderzahl zu erhalten<br />

hat, weil es untereinerungünstigen<br />

Vermögensverteilung und unter<br />

dem Entzug vieler Betriebe leidet,<br />

die in den beiden anderen Ländern<br />

Privateigentumsind, undweildiese<br />

seine ganze Rüstungslast obendrein<br />

am ungerechtesten durch<br />

überwiegend indirekte Besteuerung<br />

auf den minderbemittelten<br />

Klassen ruht.<br />

Friedens- und Kriegshysterie.<br />

Von Prof. Robert Pilot y, Würzburg.<br />

Gedanken über Krieg und Frieden haben<br />

mit allen Gedanken über menschliches Tun<br />

und Lassen das Gemeinsame, daß sie als Urteile<br />

der reinen (theoretischen) oder der<br />

praktischen Vernunft erwogen werden können.<br />

Diese beiden Sphären des Denkens werden<br />

aber gerade in diesem Gebiete nur selten<br />

scharf geschieden. Aus der Vermischung aber<br />

ergeben sich mitunter psychopathische<br />

Erscheinungen, die sich als Friedens- und<br />

Kriegshysterie diagnostizieren lassen.<br />

Eine wunderliche Verirrung, der man<br />

nicht selten begegnet, ist es, wenn der<br />

Friedenshysteriker gegen die gesamte gerüstete<br />

Staatenwelt und ihre Führer sich in<br />

veitstanzartigen Schimpfsalven entlädt und<br />

statt sanfter Töne oder vernünftig-logischer<br />

Darlegungen, durch die man Seelen und<br />

Geister gewinnen könnte, ein. förmliches<br />

Kriegsgeschrei für den Frieden erhebt. Er<br />

glaubt sich vom Boden der Theorie völlig gelöst,<br />

lebt in dem Wahne, den archimedischen<br />

Gedankenpunkt gefunden zu haben, von dem<br />

aus er mit beleidigenden Stinkbomben um<br />

sich schleudert, die Empfindungen der Vaterlandsliebe<br />

und Völkerehre" auszurotten versucht<br />

und ganze Berufsgruppen, Verfassungsformen<br />

und Staatseinrichtungen als Satanswerke<br />

verketzert. Man muß mit kühlem Blut<br />

solche Nervenentladungen auf ihr Substrat<br />

untersuchen und findet dann gewöhnlich mehr<br />

Aufwand wohlerworbener Dialektik als Gedankenreichtum,<br />

eine krasse Rednereitelkeit<br />

und eine Kriegslust, die sich zwar theorethisch<br />

noch am Ziel des Friedens festnagelt,<br />

dabei aber mit Armen und Beinen<br />

wie besessen in der Luft herumschlägt, herausfordert<br />

ohne Neigung, Satisfaktion zu geben.<br />

Diese pathologische Art von Friedensbewegung<br />

glaubt wirklich die Friedens-<br />

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