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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FRIEDENS -^ARTE<br />

Verschiedenes.<br />

Die österreichische Industrie gegen<br />

die auswärtige Politik der Regierung.<br />

Auf dem XXVI. ordentlichen Verbandstiag<br />

des Zentralverbandes der Industriellen Oesterreichs,<br />

der am 14. September d. J. in Aussig<br />

abgehalten wurde, gelangte eine Resolution zur<br />

Annahme, die sich gegen die Schädigung der Industrie<br />

seitens der auswärtigen Politik der<br />

Monarchie wandte.<br />

Das Herrenhausmitglied Ginzkey brachte<br />

«inen Antrag ein, den er nach dem stenographischen<br />

Protokoll folgendermaßen begründete<br />

:<br />

„Meine sehr verehrten Herren! Wir alle<br />

stehen unter dem Eindrucke der tiefen wirtschaftlichen<br />

Depression, unter der wir schon<br />

eine so geraume Zeit zu leiden haben. In<br />

erster Linie ist von dieser Depression die Industrie<br />

betroffen. Die Motive für diese Depression<br />

sind leicht zu finden. Sie liegen unbedingt<br />

in der verfehlten Führung<br />

unserer auswärtigen Politik. Dem<br />

Ausdruck zu geben, ist der Zweck meines Antrages.<br />

Mit dem unglückseligen Falle des<br />

Konsuls Prochazka beginnend, reihte sieh Fehler<br />

an Fehler, bis man es sogar fertig gebracht<br />

hat, eine, wenn auch — Gott sei Dank! —<br />

nur vorübergehende Verstimmung mit Italien<br />

durch die Triester Erlässe hervorzurufen. Es<br />

fällt einem wirklich mit Bangen das englische<br />

Wort ein:<br />

What is going to be next?<br />

Ich werde mir erlauben, Ihnen eine Resolution<br />

zur Annahme zu empfehlen, die ich im<br />

Verein mit mehreren meiner Freunde ausgearbeitet<br />

habe. Die Resolution lautet<br />

„Bei dem Abschluß einer Periode kriegerischer<br />

Ereignisse, welche an Lebensinteressen<br />

der Monarchie rührten, hält sich die<br />

österreichische Industrie für berechtigt, ja<br />

aus Gründen der Selbsterhaltung für verpflichtet,<br />

mit allem Ernst auszusprechen, daß<br />

sie die Richtung unserer auswärtigen Politik<br />

für verfehlt erachtet. Statt daß die auswärtige<br />

Politik als Instrument der wirtschaftlichen<br />

Expansion gewirkt hätte, führte sie<br />

zu dem geraden Gegenteil: zur' Verdrängung<br />

unseres Handels auf altgewohnten und durch<br />

Jahrhunderte mit Opfern, aber auch mit Erfolg<br />

gepflegten Märkten, zum Verschwinden<br />

politischer Freundschaften, die wir zu unserm<br />

sichern und wertvollsten Besitzstande gerechnet<br />

haben.<br />

Die österreichische Industrie weiß sehr<br />

wohl, daß die Erhaltung bestehender und die<br />

Erwerbung neuer Absatzgebiete ein Werk ist,'<br />

.<br />

das. vor allem sie selbst zu besorgen hat;<br />

j sie darf aber verlangen, daß ihre Wege<br />

nicht durch staatliche Gewalten<br />

durchkreuzt und daß die Kanäle, auf<br />

welchen sie den Ueberschuß ihrer Produktion<br />

394<br />

:3<br />

auswärtigen Märkten zuführt, nicht schwankenden<br />

Meinungen und einer vermeintlichen<br />

Prestigepolitikzuliebe gesperrt<br />

werden.<br />

Der Verbandstag des Zentralverbandes der<br />

Industriellen Oesterreichs erhebt daher<br />

namens der österreichischen Industrie die<br />

Forderung, daß der auswärtigen Politik eine<br />

Richtung gegeben werde, welche diesen<br />

Grundsätzen entspricht. Diese Forderung ist<br />

eine um so dringendere, als die Monarchie<br />

angesichts der innerwirtschaftlichen Verhältnisse<br />

mehr als jemals auf Wiederherstellung<br />

der Aktivität ihrer Handelsbilanz und in dei<br />

Folge auf die systematische Entwicklung zui<br />

Ausfuhrstaate angewiesen ist."<br />

Meine Herren! Ich erlaube mir, Ihnen<br />

diese Resolution zur Annahme zu empfehlen.<br />

(Lebhafter Beifall.).<br />

Die Annahme erfolgte mit Stimmeneinheit.<br />

Das Elend in Galizien. :: :: :: :: :: :: :: :: ::<br />

Das durch den Balkankrieg und die doppelte<br />

Mobilisierung der Monarchie hervorgerufene<br />

Elend macht sich in entsetzlicher Weise in Galizien<br />

geltend. Ein Beweis, wie sehr jetzt jeder<br />

geführte Krieg auch die nicht direkt darin verwickelten<br />

Länder in Mitleidenschaft zieht. E.s<br />

gibt keinen fremden Krieg mehr. Das Elend<br />

Galiziens ist so groß, daß die österreichische<br />

Regierung eine Staatshüfe von 100 Millionen<br />

Kronen zu gewähren sich entschließen mußte.<br />

Ueber die grauenhaften Zustände ist uns das<br />

nachstehende Schreiben eines Studenten zugegangen<br />

:<br />

„Goethe sagt im „Totentanz": Der Türmer<br />

schaut zu Mitten der Nacht hinab auf die in<br />

Reihen liegenden Gräber ...<br />

Diese Worte sind für das unglückliche Galizien<br />

wie geschaffen. Ganz Galizien ist ein<br />

Friedhof. Aber ein eigentümlicher Friedhof, weil<br />

die Menschen noch leben.<br />

Man kämpfte auf dem Balkan, aber in Galizien<br />

sind Tausende von Existenzen zugrunde<br />

gegangen.<br />

Der größere Teil der 8 Millionen Einwohner<br />

ist am Bettelstab. Der gequälte Bauer bricht<br />

zusammen. Der Kaufmarin und der Industrielle<br />

ächzen, weil die schrecklichen Tage des Krieges<br />

auf dem Balkan ihnen alles geraubt haben. Der<br />

erste Schuß des jungen Prinzen von Montenegro<br />

hat ihn niedergeschlagen. — Risum teneatis<br />

amici, man sagt: Den Beamten geht es noch gut.<br />

Die grausamsten Taten des barbarischen<br />

Siegers in der ganzen Welt haben nie so viel<br />

Schaden gebracht wie der Krieg auf dem Balkan.<br />

Jetzt fragen wir den blutigen Ares: „Quo<br />

usque tandem abutere ?"<br />

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