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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FBIEDENS -^MMiTE 19<br />

So sehr die giftige Pestilenz auch heute noch<br />

und finstrer Wahnsinn toben in Europas Blut.<br />

Finsterer Wahnsinn, : jawohl — wir nennen<br />

es Rüstungswahnsinn. Und wahrlich, in<br />

Blut und Schmerz zuckt das unselige Europa.<br />

Aber Hauptmann, vorwärtsblickend,<br />

sieht das zukünftige Deutschland als eine<br />

Lichtgestalt „hodh überm finstern Wahn des<br />

Krieges', hoch überm! Taumel blutigen Sieges".<br />

Sehr oft kehren in dem Festspiel solche Verdammungen<br />

des1 Krieges wieder, so z. B., als<br />

die historischen Marionetten vorgeführt<br />

werden<br />

Ihr lacht ? Euch wird das Lachen vergehen,<br />

bekommt ihr erst ihre Taten zu sehen.<br />

Sie erscheinen steif, doch sind sie beweglich,<br />

und ganz unsäglich unverträglich.<br />

Ihr werdet euren Augen nicht trauen, wie sie<br />

einander erschießen,<br />

erstechen und über die Köpfe hauen,<br />

Sich würgen, morden und massakrieren. —<br />

Begreiflicherweise kann eine derartige<br />

Sprache nicht solchen gefallen, die von dem<br />

Festspiel die Erwartung hegten, daß es die<br />

Kriege, zu deren Erinnerung die ganze Jahrhundertfeier<br />

stattfindet, nicht rückhaltlos besingt<br />

und belobt. Und nun wurde dem Dichter<br />

der Vorwurf gemacht, daß, wenn er schon<br />

die ihm1 gestellte Aufgabe nicht lösen kann,<br />

weil sie seinen Gesinnungen widerstrebt, er<br />

sie nicht zurückgewiesen habe.<br />

Anfänglich zögerte er auch. Da aber<br />

— so denke ich mir den innern Vorgang —<br />

stieg in ihm! der Gedanke auf, daß hier eine<br />

einzig große Gelegenheit geboten war, den.<br />

neuen Geist, der nicht nur ihn, sondern<br />

schon einen bedeutenden Teil der Mitwelt erfüllt,<br />

weihevollen, eindringlichen Ausdruck zu<br />

geben, und empfand nun das Unternehmen<br />

des gegebenen Auftrages beinahe als Pflicht.<br />

Was war von ihm' verlangt worden ? Daß<br />

er in einem auf Massenwirkung berechneten<br />

Schaustück den Freiheitsgeist besinge, der<br />

vor hundert Jahren die deutsche Nation aus<br />

Schmach und Knechtschaft aufrüttelte und<br />

sie zur Abschüttelung eines verhaßten Joches<br />

begeisterte. Das konnte er tun und tat es<br />

auch. Er brauchte darum nicht den Krieg als<br />

solchen zu verherrlichen und zur Nachahmung<br />

für die Zukunft hinzustellen. Denn die Zukunft<br />

birgt ganz andere Notwendigkeiten und<br />

andere Ideale. Diese Ideale heraufzubeschwören,<br />

ihre kommenden Siege vorherzusagen,<br />

hatte er ein Recht, eine stolze<br />

Freudenbotschaft konnte er damit seinem<br />

Vaterlande und der Mitwelt bringen. Er<br />

brauchte nur die ganze Wahrheit offenbaren,<br />

die Wahrheit seiner Ueberzeugung und die<br />

der Geschichte. Auf dieser Basis — der<br />

Treue zu sich selbst und dem' Respekt der<br />

Tatsachen — ist man sicher, ein Werk zu<br />

schaffen, das wohl manche ärgern kann, das<br />

aber niemand beschuldigen darf, ein Verrat<br />

an der übernommenen Aufgabe zu sein. Mit<br />

seinem Gewissen im reinen, baute nun der<br />

244<br />

Dichter das Gerüst seines Festspiels auf. Zuerst<br />

die Ereignisse, die das Erwachen des<br />

Geistes der deutschen Freiheitskriege bedingten;<br />

dann; die ehrerbietige Würdigung der<br />

von diesem Geiste inspirierten Opfertaten;<br />

zuletzt die Wandlung und Verklärung der<br />

diesen Geist personifizierenden Deutschland-<br />

Athene. Diese drei Phasen folgen einander<br />

in logischer Klarheit. Zuerst die französische<br />

Revolution mit ihrem rasenden Pöbel, gefolgt<br />

vom Siegeslauf Napoleons, den der Trommler<br />

Mors begleitet; dann die Erhebung Deutschlands<br />

mit ihren geistigen und kriegerischen<br />

Helden, ihren Freiherrn von Stein, Seharnhorst,<br />

Fichte, Jahn, Blücher — und die<br />

hochaufgerichtete Gestalt Athene-Deutschland<br />

spricht<br />

Ihr habt mich gewappnet, das ist gut<br />

Erhoben zur Priesterin und Göttin.<br />

Ich grüß' euch unterm Goldhut,<br />

Ihr hochgesinnten, mit hohem Sinne:<br />

junge Männer, Jünglinge, Knaben,<br />

die mich geweckt und gewappnet haben,<br />

Leuchtende Jugend, unversiegliche Kraft,<br />

Jünger der Kunst und Wissenschaft,<br />

Denker, Dichter, süßtönige Sänger.<br />

Des neuen Lebens Ursächer und Anfänger:<br />

Tretet heran, Jungmann an Jungmann,<br />

Daß ich einen jeden von. euch zu Sieg oder<br />

Tod weihen kann.<br />

Euren lorbeerumrankten Gedanken entstiegen,<br />

Muß ich eure Nacken zum Opfer umbiegen.<br />

Ihr habt mir gegeben das neue Leben,<br />

ich muß euch dafür dem Tod hingeben;<br />

ich gebiete euch dafür dreierlei<br />

Macht Deutschland von der Fremdherrschaft<br />

frei!<br />

Sorget, daß Deutschland einig sei!<br />

Und seid selber frei, seid selber frei.<br />

Zuletzt kommt die dritte Phase. Die<br />

Kriege sind vorbei. Athene-Deutschland steht<br />

auf der höchsten Bühne. Ihr Helm, Schild<br />

und Speer verbreiten immer stärker allgemeines<br />

Licht. Hinter ihr wird die Fassade eines<br />

gothischen Doms sichtbar. In der Orchestra<br />

erscheint ein schön gegliederter Zug, der alles<br />

umfaßt, was der Friede an Tätigkeiten und<br />

Segnungen enthält. Mit Bannern, Fahnen und<br />

bekränzten Werkzeugen schreitet der Handwerker<br />

neben dem Landmann, der Adlige<br />

neben dem Bürger. Schöne Frauen tragen<br />

Fruchtkörbe, Getreidegarben usw. Gekrönt<br />

wird der Zug durch große Männer aller Zeit-<br />

alter; in porträtähnlichen Erscheinungen sieht<br />

man Künstler, Dichter, Forscher, Philosophen,<br />

Musiker !und Erfinder. Auch einige Herrscher,<br />

die sich um die echte Kultur ihrer Völker<br />

verdient gemacht haben. Bekränzte Namenstafeln<br />

werden hinter den auszuzeichnenden Persönlichkeiten<br />

getragen. Und wieder spricht<br />

die Göttin:<br />

Dort wo ich bin und wo ihr zuströmt, ist<br />

das Licht,<br />

wir nie Getrennten, stets Geeinten, wissen<br />

nichts

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