1913 - Det danske Fredsakademi
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jg=^ = DIE FRIEDEN5-^AßTE<br />
wie sollte da mit einem Schlage alles anders<br />
Es bedarf vielmehr eines<br />
werden können I<br />
allmählichen Wandlung in den Anschauungen<br />
der Regierungen und der Völker, und<br />
je ruhiger und klarer wir unsere Meinung<br />
vertreten, umso eher werden wir die Gegner<br />
auf unsere Seite ziehen. Die nimmer ruhende,<br />
heilige Begeisterung, die das große Ideal allen<br />
deutlich sichtbar zeigt, erweckt Bewunderung<br />
und Nacheiferung; aber der Hohn, die Verachtung<br />
und der Fanatismus muten an wie<br />
aus einer anderen Welt, stoßen ab und begegnen<br />
keinem Verständnis.<br />
Das alles soll nicht heißen, als ob man<br />
nicht besonders grobe Rechtsbrüche wie die<br />
Kriegserklärung Italiens an die Türkei als<br />
solche bezeichnen dürfe. Gewiß hat ja<br />
auch die Interparlamentarische Union den<br />
hohen Mut besessen, die Wahrheit über<br />
diesen Punkt zu sagen. Aber es ist etwas<br />
anderes, diese eine feststehende Tatsache zu<br />
dokumentieren, als noch zahlreiche andere<br />
Punkte, die heiß umstritten sind, zum Gegenstande<br />
einer Anklage zu machen. Nachdem<br />
der Genfer Kongreß zu viel des Guten in<br />
dieser Richtung getan hat, werden die<br />
nächsten Weltfriedenskongresse am besten<br />
fahren, wenn sie jede Kritik einer Regierung<br />
peinlichst vermeiden. Es gilt zunächst einmal<br />
wieder die Geltung zu erringen, die den<br />
Kongressen gebührt und die man sich in<br />
einzelnen Kreisen durch die Ereignisse der<br />
letzten Jahre verscherzt hat.<br />
Was die einzelnen Punkte des diesjährigen<br />
Weltfriedenskongresses angeht, so möchte ich<br />
zunächst auf den im 9, Hefte des Jahres 1912<br />
von de Jong van Beek en Donk geschriebenen<br />
Aufsatz über „Völkerrechtskodifikation<br />
und Genfer Weltfriedenskongreß"<br />
verweisen. Darin Wurde treffend<br />
vorgeschlagen, die Versammlung möge sich<br />
darauf beschränken, die Regelung der wichtigsten<br />
Punkte — Autonomie, territoriale Integrität<br />
und vielleicht auch noch ein paar<br />
andere — in das pazifistische Programm aufzunehmen,<br />
aber nicht über die sämtlichen<br />
Einzelheiten Arnauds zu beraten.<br />
Zu den interessantesten Punkten der diesjährigen<br />
Verhandlungen dürfte das Problem<br />
einer internationalen Polizeimacht<br />
gehören, worüber der bekannte<br />
Professor an der Universität JLeyden van<br />
Vollenhoven referieren wird. Damit in<br />
Zusammenhang steht ein Bericht des Professors<br />
de M a d a y von der Universität Neuchatel<br />
über die ökonomischen Sanktionen im<br />
internationalen Recht.<br />
Die Konferenz muß sich wohl bewußt<br />
sein, daß die Vorschläge nach Schaffung<br />
einer internationalen Exekutive noch in vielen<br />
Kreisen als völlig utopistisch angesehen werden.<br />
Selbst Männer, die den Friedensbestrebungen<br />
im Grunde höchst sympathisch gegenüberstehen,<br />
glauben doch mit Entschiedenheit<br />
gegen derartige Forderungen Front<br />
machen zu müssen. Aber viele dieser<br />
Gegner urteilen<br />
des Problems.<br />
ohne genügende Kenntnisse<br />
Noch keiner von ihnen hat<br />
in ausführlicher monographischer Darstellung<br />
die Einwendungen van Vollen hovens<br />
widerlegt. Was sie vorgebracht haben, ist<br />
oft nichts als die Aeußerung eines noch nicht<br />
klar durchdachten Gefühles. Es ist ja gewiß<br />
zweifelhaft, ob eine internationale Exekutive<br />
auf dem organischen Wege der Völkerrechtsentwicklung<br />
liegt. Aber gerade deswegen<br />
soll man einmal rein wissenschaftlich<br />
die Gründe dafür und dawider prüfen. Man<br />
soll nicht mit allgemeinen Redensarten einen<br />
Vorschlag zu Fall bringen, der ja gewiß<br />
vielleicht gefährlich sein, aber möglicherweise<br />
auch unsagbares Glück für die Völker bedeuten<br />
kann. Gerade die jüngsten Balkanereignisse,<br />
wie das gemeinsame Vorgehen<br />
gegen Montenegro und der Plan einer Flottendemonstration<br />
der europäischen Großmächte<br />
gegen die Türkei, zeigen mit Deutlichkeit,<br />
daß anscheinend eine gewisse Tendenz der<br />
Entwicklung dahin geht, daß die Staatengemeinschaft<br />
in krassen Fällen widerspenstige<br />
Regierungen zum Gehorsam zwingt.<br />
Wie dem auch sein mag, das Problem<br />
mußte einmal aufgerollt und erklärt werden,<br />
und es ist ein großes Verdienst van Vollenhovens,<br />
dies gietan zu haben. Das eine<br />
scheint mir freilich gewiß :<br />
Es<br />
wird unmög-<br />
lich sein, die Frage auf einem Kongresse<br />
zur Entscheidung zu bringen. Man sollte<br />
bei diesem ungeheuer schwierigen<br />
Probleme davon absehen, sofort<br />
eine weitgehende Resolution zu<br />
fassen und die Errichtung einer<br />
internationalen Polizeimacht zu<br />
befürworten, sondern sich mit<br />
einer vorsichtigen Erklärung etwa<br />
dahingehend begnügen: Die Konferenz<br />
sei der Meinung, daß insbesondere nach den<br />
jüngsten Ereignissen die Schaffung einer internationalen<br />
Exekutive einer eingehenden Prüfung<br />
bedürfe, und bitte die Vertreter des<br />
Völkerrechts, an der Klärung der Frage zu<br />
arbeiten.<br />
Von den übrigen Programmpunkten<br />
haben außer dem Berichte über „die Presse<br />
im Dienste des Friedens" besonders die Vorträge<br />
Normann Angells über „Handelskonkurrenz<br />
und internationale<br />
Beziehungen" und Quid des<br />
über „Rüstungstillstand" eine besondere<br />
Bedeutung. Norman Angell erfreut<br />
sich einer gewissen Berühmtheit und sein Vortrag<br />
wird dem Kongresse eine besondere Bedeutung<br />
verleihen. Von Q u i d d e werden wir<br />
hoffentlich auf dem Kongresse oder doch<br />
bald darauf das Buch über die Rüstungsfrage<br />
sehen, das er uns versprochen hat.<br />
Wir wünschen dem Kongresse in der<br />
gastlichen Hauptstadt der Niederlande einen<br />
schönen Und seiner Bedeutung entsprechenden<br />
Verlauf.<br />
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