1913 - Det danske Fredsakademi
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den sind, und obschon sie mit dem Rohrrücklaufgeschütz<br />
den Kruppschen Ingenieuren<br />
um Jahre voraus war. Wir haben also heute<br />
ein beinahe vollständiges Kanonenmonopol<br />
Krupps in Deutschland.<br />
Krupps Beziehungen zu Deutschland waren<br />
nicht immer so eng. Es hat eine Zeit gegeben,<br />
wo der eigentliche Schöpfer des gewaltigen<br />
Militärbetriebs, Alfred Krupp, nachdem er<br />
schon Preußen mit Hinterlader-Gußstahlkanonen<br />
ausgestattet hatte, an anderer Stelle<br />
Relais zu legen versuchte. Ein Zusammenstoß<br />
zwischen Preußen-Deutschland auf der<br />
einen Seite und Frankreich auf der anderen,<br />
galt nach 1866, namentlich in den Kreisen<br />
der großdeutschen Politiker, für unvermeidlich.<br />
So betrachtete auch Alfred Krupp die<br />
Sache. Da er aber an die Ueberlegenheit<br />
der napoleonischen Armee glaubte und als<br />
vorsichtiger Geschäftsmann mit der Möglichkeit<br />
einer Einverleibung des Rheinlands nach<br />
Frankreich rechnete, so bot er 1868 in einem<br />
berühmt gewordenen Briefe seine schätzbaren<br />
Dienste — dem Feinde seines Vaterlands an.<br />
Eine kleine, wenn auch unangenehme Entgleisung,<br />
die indessen große Geister nicht genieren<br />
kann.<br />
Es versteht sich, daß die Firma Krupp die<br />
ihr mit Recht oder Unrecht zugefallene Monopolstellung<br />
weidlich auszunützen trachtete.<br />
Sie legte sich dabei so wenig Zurückhaltung<br />
auf, daß es endlich zu einem offenen Skandal<br />
kam, den der Reichstagsabgeordnete Erzberger<br />
in der Sitzung des deutschen Reichstags<br />
vom 23. April <strong>1913</strong> rückschauend wie folgt<br />
schilderte: „Der Vorgänger des jetzigen<br />
Kriegsministers, Herr von Einem, hat am<br />
27. März 1905 ausdrücklich zugegeben und<br />
durch amtliche Zahlen bewiesen, daß, solange<br />
eine bestimmte Firma (Krupp) allein das<br />
Monopol in der Lieferung von Kanonen und<br />
Geschossen hatte, von der Heeresverwaltung<br />
mindestens 60—8Q0/0 mehr bezahlt werden<br />
mußten, als von dem Moment ab, wo<br />
eine andere Firma in die Konkurrenz eingetreten<br />
ist."<br />
Aber die Firma überteuerte nicht nur das<br />
Reich, sie lieferte nicht nur, was ihr auch<br />
kaum hätte verboten werden können, ihre<br />
Waffen und Munitionen an das Ausland und<br />
dorthin — was schon bedenklich ist — zu<br />
niedrigerem, weil durch die Konkurrenz bestimmtem,<br />
Preise, nein, Angestellte von ihr<br />
unterhielten auch in Deutschland einen förmlichen<br />
Geheimdienst, den erst Liebknechts<br />
Material aufgedeckt hat. In dem Protokoll<br />
der Reichstagssitzung vom 18. April<br />
<strong>1913</strong> heißt es darüber: „Der Vorstand der<br />
Gußstahlfabrik Friedrich Krupp- Essen a. Ruhr<br />
unterhielt in Berlin bis vor wenigen Wochen<br />
einen Agenten namens Brandt, einen früheren<br />
Feuerwerker, der die Aufgabe hatte, sich an<br />
die Kanzleibeamten der Behörden, der Armee<br />
und der Marine heranzumachen, sie zu bestechen,<br />
um auf diese Weise Kenntnis von<br />
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geheimen Schriftstücken zu erhalten, deren<br />
Inhalt die Firma interessierte. Was sie interessiert,<br />
sind besonders Absichten der Behörden<br />
in Bewaffnungsfragen, Angaben über Konstruktionen<br />
der Behörden sowie der Konkurrenz,<br />
Ergebnisse von Versuchen, namentlich<br />
aber die Preise, welche andere Werke fordern<br />
oder die ihnen bewilligt werden. Herrn<br />
Brandt sind zu diesem Zwecke große Mittel<br />
zur Verfügung gestellt. Die berühmte<br />
Firma nützt ihre Geldmacht systematisch<br />
dazu aus, um höhere und<br />
niedere preußische Beamte zum<br />
Verrat militä r i scher Geheimnisse<br />
zu verleiten. Dieser Zustand besteht seit<br />
Jahren. In den Geheimschränken eines Herrn<br />
von Dewitz-Essen, eines hohen Beamten der<br />
Firma Krupp, liegen — oder lagen — diese<br />
Geheimberichte säuberlich aufgestapelt. Das,<br />
was ich Ihnen eben hier gesagt habe, beruht<br />
nicht auf einer bloßen Mitteilung, die mir von<br />
irgendeiner Seite gemacht worden ist. Ich<br />
darf Ihnen sagen, daß ich selbstverständlich<br />
von dem, was mir mitgeteilt wurde, dem<br />
Herrn Kriegsminister Kenntnis gegeben habe.<br />
Ich bin besonders darauf aufmerksam gemacht<br />
worden, daß eine Bekanntgabe dieser Dinge<br />
zu einem frühen Zeitpunkt leicht dazu führen<br />
könnte, daß die Firma bei ihrer ungeheuren<br />
Geldmacht in der Lage sein würde, alle<br />
Beweisstüc k.e und auch unbequeme<br />
Personen irgendwohin aus der<br />
Welt zu schaffen. Der Herr Kriegsminister<br />
hat in dieser Angelegenheit seine<br />
volle Schuldigkeit getan. Er hat eingegriffen,<br />
und zwar nicht nur gegen Militärpersonen,<br />
sondern auch gegen Zivilpersonen. Gegen<br />
sechs oder sieben Personen — ich will im<br />
Moment die Namen nicht preisgeben —<br />
schwebt die Voruntersuchung, wenn sie nicht<br />
bereits geschlossen ist. Es ist mit anerkennenswerter<br />
Energie eingegriffen worden. Die<br />
Betreffenden sind in Untersuchungshaft genommen<br />
worden. Hochgestellte Leute! Es ist<br />
also kein Vorwurf gegen die Militärverwaltung<br />
zu erheben. Die Untersuchung ist im<br />
wesentlichen abgeschlossen und hat bis auf<br />
das Tüpfelchen über dem i dasjenige bestätigt,<br />
was ich Ihnen hier vorgetragen habe."<br />
Zerschmetternd wirkte diese Enthüllung.<br />
Mit einigen mühsam gestammelten Worten<br />
suchte der preußische Kriegsminister vergeblich<br />
den fatalen Eindruck moralischen Zusammenbruchs<br />
dieser großen Hilfsinstitution<br />
des deutschen Heeres zu verwischen. Selbst<br />
die unverfrorensten publizistischen Helfershelfer<br />
von Krupp verloren für ein paar Tage<br />
die Haltung. Ein allgemeines Mißtrauen erwachte<br />
im Volke, dem man die ungeheuerlichste<br />
Vermehrung der Rüstungen und eine<br />
wahrhaft erschöpfende Steuerleistung gerade<br />
jetzt angesonnen hat.<br />
Dann trat der Generaldirektor von Krupp,<br />
ein Geheimrat Hugenberg, in der Kölnischen<br />
Zeitung mit einer wortreichen, entrüstungs-<br />
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