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1913 - Det danske Fredsakademi

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es DIE Fßl EDENS ->VARXE<br />

!<br />

delns ein im1 höchsten Grade uneigennütziger<br />

und reiner ist, daß er es war, der es<br />

an der Zeit fand, das Christentum1 , als<br />

einer ernsten Sache, auch ernstzunehmen,<br />

in allen seinen praktischen Folgerungen<br />

ernstzunehmen; sollte er trotzalledem<br />

aber<br />

sein,<br />

verlieren, so dürfte<br />

mit ihm zu verlieren, als<br />

es größer<br />

wider ihn<br />

zu gewinnen. Spricht aber nicht etwa die<br />

tödliche Verlegenheit, die unsere Zeit angesichts<br />

der quälendsten Fragen der christlichen<br />

Menschheit ergreift, der Fragen nach<br />

Verhältnis des Evangeliums zur Gesellschaft,<br />

der Kirche zum Staate, der Religion<br />

zur reaktionären Politik und zum Kriege,<br />

sehr zu seinen Gunsten? Oder warum sonst<br />

denn glaubt man diesen Fragen aus dem<br />

Wege gehen zu müssen, indem man klugerweise<br />

den einen oder den anderen der beiden<br />

Faktoren theoretisch negiert, ohne jedoch<br />

den Mut zu finden, auch nur die simpelsten<br />

praktischen Konsequenzen zu ziehen,<br />

von denen die eine zu einem gründlichen<br />

Antitheologismus, die andere unmittelbar zu<br />

M. A. Bakunin und einem nicht minder gründlichen<br />

Nihilismus führen würde.<br />

Was die Realisationsmöglichkeit eines<br />

auf ethisch-religiöser wie Volkswirt sohaftlichgesunder<br />

Basis ruhenden Weltfriedens anlangt,<br />

so unterliegt es Tolstoi, für den die<br />

Geschichte der Individuen wie auch gleichartiger<br />

Gruppen derselben fortschreitendes<br />

Bewußtwerden darstellt, keinem<br />

Zweifel, daß bei dem unbedingten und unaufhaltsamen<br />

Aufwärtsschreiten von niederen<br />

Ideenstufen zu höheren und höchsten, von<br />

überlebten und fremd gewordenen Ideengruppen<br />

zu jugendlichen, zukünftigen, die<br />

uns veranlassen, unsere Lebensformen zu<br />

ändern, die Ideen der Aufhebung aller Gewalttätigkeit<br />

und einer allgemeinen Verbindung<br />

der Menschheit, eines universalen Friedens<br />

die nächste Staffel des Menschheits-<br />

Bewußtwerdens repräsentieren werden.<br />

Daß die überlebte Idee des anarchischen<br />

Staatenverhältnisses nur nach hartem Kampfe<br />

der höheren Idee weichen wird, erweist sich<br />

als die naturgemäße Art der Evolution,<br />

wohingegen aber das um des Vorteiles willen<br />

bewußte Aufrechterhalten einer bereits im<br />

Menschheitsbewußtsein überlebten Idee<br />

— hier der durch den Begriff des Patriotismus<br />

gestützten Idee der zwischenstaatlichen<br />

Anarchie — als im! höchsten Maße unsittlich<br />

und verwerflich bezeichnet wird. Eben dieses<br />

geschieht aber im Gebiete des Staatswesens<br />

in Hinsicht der Idee des Patriotismus, auf<br />

welcher sich jede Staatsform gründet, obwohl<br />

diese überlebte Idee<br />

dem ganzen Ideenkomplex,<br />

sich<br />

der<br />

gegenüber<br />

in unserer<br />

Zeit bereits ins Bewußtsein der Welt eindringt,<br />

in<br />

Nur unter<br />

schroffstem Widerspruche steht.<br />

diesem Gesichtswinkel gesehen,<br />

leugnet Tolstoi die Berechtigung des patriotischen<br />

Gefühls, das zu seiner- Zeit<br />

zweifellos eine höchste Idee bedeutete, wohingegen<br />

es heute, bei den mannigfachsten<br />

Verwirklichungen internationaler Beziehungen<br />

und dem steigenden Bewußtwerden der Möglichkeit<br />

und Notwendigkeit gegenseitiger<br />

rechtlich begründeter freundschaftlicher Verhältnisse<br />

nur ein retardierendes Moment darstellt,<br />

das überwunden werden muß.<br />

Das Eintreten der großen Volksschichten<br />

in die höhere Idee der Völkerverbrüderung<br />

hat demzufolge mit dem Erwachen aus<br />

der Hypnose des begrenzten nationalen Gedankens<br />

zu beginnen, dem eine Erziehung<br />

zu eben jenen höheren Ideen, die schon lange<br />

ins Leben getreten sind und uns schon von<br />

allen Seiten umgeben, zu folgen hat.<br />

Das Schein-Christentum unserer Tage,<br />

das ohne sittliche Empörung und ohne Widerstand<br />

die Existenz eines „christlichen"<br />

Heeres hinnimmt und die Bezeichnung eines<br />

Krieges als einer gerechten, gottgewollten<br />

Sache aufgriff, ist ihm das nächste, nicht<br />

weniger bedeutende Motiv der Verzögerung<br />

in der Verwirklichung des umfassenden Friedens.<br />

Ihm gegenüber stellt er sein ,, Reich<br />

Gottes auf Erden", das eine solche Form des<br />

Zusammenlebens begründen soll, in der<br />

Zwietracht, Gewalt und Betrug durch zwanglose<br />

Eintracht, Rechtlichkeit und Wahrheit<br />

ersetzt werden. Vielleicht ist bis dahin noch<br />

ein weiter Weg, ein Weg, der die Nationen<br />

vielleicht durch die vollendete Gottlosigkeit<br />

hindurchführt; aber bedenken wir, daß der<br />

große Russe mit wahrhaft diktatorischem<br />

Seherblick eigenen Raum- und Zeitverhältnissen<br />

vorausgeeilt ist, und seine utopistische<br />

Weltauffassung einen tieferen Gehalt umschließt,<br />

als es unsere selbstbewußten Vertreter<br />

einer ellenweisen, mikroskopisch begrenzten<br />

Tatsachenkasuistik sich träumen<br />

lassen.<br />

Vom ^QC. Weltfriedenskongreß.<br />

Das Programm des im Haag stattfindenden<br />

XX. Weltfriedenskongresses wird soeben<br />

bekannt gegeben. Der eigentliche Kongreß<br />

beginnt am) 20. August und währt bis<br />

zum 23. August. Am 18. und 19. August<br />

tagen die vorbereitenden Kommissionen. Die<br />

Sitzungen werden in dem von der niederländischen<br />

Regierung zur Verfügung gestellten<br />

altehrwürdigen Ridderzaal stattfinden, in<br />

dem bekanntlich die IL Haager Konferenz<br />

tagte.<br />

Das Protektorat des Kongresses hat, wie<br />

bereits mitgeteilt wurde, S. K. H. Prinz<br />

Heinrich der Niederlande übernommen.<br />

Das Programlm:<br />

Montag, den 18. August :<br />

9—121/2 Uhr und 2—5 Uhr: Sitzung der<br />

Kommissionen. 6 Uhr : Bankett,<br />

veranstaltet vom Direktionskomitee der<br />

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