1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
@=<br />
mit dem augenblicklichen Verhältnis zwischen<br />
der englischen und deutschen Flotte einverstanden<br />
erklärte und damit wenigstens für<br />
die nächste Zeit dem weiteren Anwachsen der<br />
Seerüstungen einen Riegel vorschob. Ein<br />
Beweis, daß man zu Rüstungsbeschränkungen,<br />
sei es durch ausdrückliche oder stillschweigende<br />
Abmachungen bei beiderseitigem, gutem<br />
Willen sehr wohl gelangen kann. Gewiß<br />
wurden diese gegenseitigen Erklärungen der<br />
Marineminister nur darurch möglich, daß sich<br />
in den letzten Monaten des Mißtrauen Englands<br />
in die Absichten Deutschlands wesent-<br />
lich abgeschwächt hat.<br />
Die Aufgabe unserer Staatsmänner war es<br />
nicht nur, in den Gegensatz zwischen Dreibund<br />
und „entente" vermittelnd einzugreifen,<br />
sondern gleichzeitig auch innerhalb des Dreibundes<br />
die nicht unbeträchtlichen Gegensätze<br />
zwischen Oesterreich und Italien in der Adria<br />
und in Albanien auszugleichen. Daß ihm dies<br />
gelungen ist, und daß der Dreibund heute<br />
innerlich fester denn je dasteht, ist auch vom<br />
pazifistischen Standpunkte aus ein Verdienst,<br />
das man der deutschen Staatskunst nicht<br />
schmälern soll. Der Dreibund kann seinem<br />
Wesen nach niemals eine Angriffswaffe werden;<br />
je größer das gegenseitige Verständnis<br />
seiner Mitglieder, um so größer die Gewähr<br />
für den Frieden.<br />
Wenn man bis hierher die deutsche Politik<br />
des letzten Winters uneingeschränkt loben<br />
konnte, so scheint es leider, als ob ein Teil<br />
der Früchte dieses Verhaltens durch die neue<br />
Heeresvorlage wieder verloren gehen sollte.<br />
Wenn man die Aeußerungen der deutschen<br />
wie der französischen Presse aufmerksam verfolgt,<br />
wird man sich nur schwer eines unbehaglichen<br />
Gefühls und der Furcht erwehren<br />
können, daß diese unerwartete und gewaltige<br />
Anspannung der militärischen Kräfte des Kaiserreiches<br />
einen Sturm von Chauvinismus und<br />
wachsender Feindseligkeit zwischen beiden Völkern<br />
zu entfesseln droht.<br />
Die Gründe, die die deutsche Regierung<br />
gerade in diesem verhängnisvollen Augenblick<br />
zur Ankündigung einer großen Heeresverstärkung<br />
bewogen haben, sind bisher nicht völlig<br />
durchsichtig. Man sagt, es sei die Verschiebung<br />
der Kräfte auf dem Balkan. Aber ist<br />
es unbedingt sicher, daß sie zuungunsten des<br />
Dreibundes stattgefunden ? Und wäre es dann<br />
nicht immer in erster Linie die Sache Oesterreichs,<br />
sich dagegen zu wappnen? Andere<br />
wieder meinen, die hohe Kriegsgefahr der<br />
letzten beiden Jahre sei der wahre Beweggrund<br />
für die steigende Mächtigkeit des Panzers,<br />
den wir um den Leib der Germania<br />
legen wollen. Als ob nicht gerade die Geschichte<br />
dieser letzten Jahre bewiesen hätte,<br />
wie man schwierige Fragen auch ohne Krieg<br />
lösen kann! Gewiß, die starke Prüfung aller<br />
Staaten mag dazu beigetragen haben, sie alle<br />
friedlich zu stimmen, weil der Ausgang eines<br />
kriegerischen Abenteuers zu ungewiß ist, die<br />
S DIE FRIEDENS -WARTE<br />
Gefahren eines Waffenganges unabsehbar sind.<br />
Aber liegt darin ein Grund, diese Rüstung<br />
abermals zu steigern und das bestehende<br />
Kräfteverhältnis gewaltsam zu stören? Gewiß<br />
hat Frankreich seine Volkskraft relativ<br />
stärker angespannt als Deutschland; aber das<br />
hindert nicht, daß absolut genommen dieses<br />
schon jetzt ein beträchtliches Uebergewicht<br />
gewonnen hatte.<br />
Ohne Zweifel wird der Vorgang der deutschen<br />
Heeresleitung eine neue Epidemie des<br />
Wettrüstens zu Lande hervorrufen, nachdem<br />
der Wetteifer zur See sich eben erst ein<br />
wenig beruhigt hat. Das Bedauerlichste aber<br />
ist, daß dadurch die Erfolge einer friedliebenden<br />
und geschickten Politik mindestens<br />
zum Teil wieder gefährdet werden.<br />
Die fromme Diplomatie.<br />
Von O. Umfri d.<br />
Die Rede, welche der italienische Minister<br />
des Aueßern San Giuliano in der<br />
römischen Kammer hielt, ist wirklich erbaulich<br />
zu lesen; man fühlt sich versucht, den Hut<br />
abzunehmen, und den Bravo, der in Libyen<br />
seine Taschen füllte, zu grüßen: „Guten<br />
Morgen, Ehrenmann." Die italienische Diplomatie<br />
ist fromm wie eine Riesenschlange,<br />
nachdem sie sich sattgefressen hat. Was in<br />
Nordafrika geschehen ist, das wirft man zu<br />
den Akten; es handelte sich übrigens dort<br />
um eine geschichtliche Notwendigkeit, die nur<br />
die Friedensfreunde mit ihrer Gefühlspolitik<br />
wieder einmal nicht verstanden haben. Wieso<br />
— geschichtliche Notwendigkeit? Nun, das<br />
Gleichgewicht in Nordafrika mußte doch hergestellt<br />
werden, so gut wie das Gleichgewicht<br />
in der Adria herzustellen war und das Gleichgewicht<br />
im<br />
den muß.<br />
Mittelmeer aufrechterhalten wer-<br />
Wie ist denn das Gleichgewicht<br />
in der Adria<br />
dadurch, daß<br />
hergestellt<br />
man sich<br />
worden? Offenbar<br />
darauf besann, aus<br />
einem unehrlichen zu einem ehrlichen Bundesgenossen<br />
der Donaumonarchie sich zu mausern;<br />
mfolgedessen hat man nichts mehr von<br />
Oesterreich zu fürchten, und nun findet man<br />
auf einmal, daß das Gleichgewicht in der<br />
Adria hergestellt sei. Wie soll aber das Gleichgewicht<br />
im Mittelmeer aufrechterhalten<br />
werden ? Wahrscheinlich dadurch, daß die<br />
vereinigten österreichisch - italienischen Geschwader<br />
die französische Kriegsflotte bedrohen<br />
und daß die Kriegsschiffe Rußlands,<br />
mit dem man übrigens vortrefflich zu stehen vorgibt,<br />
nach wie vor am Auslaufen durch die Dardanellen<br />
gellindert werden sollen. Wie wurde<br />
aber das Gleichgewicht in Nordafrika hergestellt?<br />
Dadurch, daß, nachdem Frankreich,<br />
Spanien und England den Löwenanteil geraubt<br />
hatten, Italien auch seinen Anteil, die<br />
berühmte libysche Sandbüchse, einsteckte.<br />
Andere<br />
standen,<br />
Leute hatten eigentlich, ehrlich ge-<br />
vor dem tripolitanischen Abenteuer<br />
gar nichts von der Störung des Gleichge-<br />
85'