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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIEFßlEDENS-^AQTE<br />

führenden, wie sie am schnellsten und sichersten<br />

möglichst viele Menschen auf einmal umbringen<br />

können. Mit scheinbarem Ernst und<br />

mit einer Sachlichkeit, daß man Tränen lachen<br />

kann, setzt er die vortreffliche Eignung der<br />

Luftschiffe auseinander, um von dort aus mit<br />

Sprengstoffen ganze Heere mit einem Schlage<br />

bis auf den letzten Mann zu vernichten und<br />

die kriegführenden Länder mit den billigsten<br />

Mitteln so vollständig zu verwüsten, daß der<br />

Friede für lange Zeit wieder gesichert sein<br />

muß. Im Jahre 1909 veröffentlichte Scheerbart<br />

eine Broschüre (bei Oesterheld), deren<br />

Verbreitung unter denen, die im Kriege einen<br />

grotesken Wahnsinn erblicken, gar nicht genug<br />

empfohlen werden kann. Darin plädiert<br />

der Dichter für die völlige Abschaffung der<br />

Heere und Flotten, da die Flugtechnik bei<br />

geeigneter Vervollkommnung durchaus1 allein<br />

imstande sein wird, jede ausdenkbare Vernichtungsarbeit<br />

zu verrichten. Der Titel des<br />

Schriftchens heißt: „Die Entwicklung des<br />

Luftmilitarismus und die Auflösung der europäischen<br />

Landheere, Festungen und Seeflotten.<br />

Eine Flugschrift". Der biedere Ernst, mit<br />

dem Scheerbart da seine mörderischen Vorschläge<br />

macht, ist der gelungenste Hohn auf<br />

die ganze unsinnige Kriegsstimmungsmachered,<br />

die uns Zeitgenossen des zwanzigsten Jahrhunderts<br />

immer noch in die Ohren tutet.<br />

Ich habe mit diesem kurzen Hinweis auf<br />

das Wirken Paul Scheerbarts zweierlei erreichen<br />

wollen: einmal wollte ich die Verbreitung<br />

künstlerisch .außerordentlich wertvoller<br />

Bücher, die kein Mensch zu kennen<br />

scheint, fördern (ich empfehle nicht nur die<br />

erwähnten Schriften Scheerbarts, sondern alle<br />

seine Bücher, in denen wahre Schätze des<br />

Humors gespeichert sind). Zweitens wollte ich<br />

dem Dichter selbst nützen, der dank der Indolenz<br />

seiner Mitmenschen heute noch 'in<br />

quälender Not lebt, die ihn nur ein immer<br />

wacher Humor und das Bewußtsein von der<br />

Unendlichkeit des W r<br />

eltalls heiter lachend ertragen<br />

läßt.<br />

Vom Anarchismus zum Gesetz!<br />

(Die Diagnose eines europäischen Krieges.)<br />

Von Wilhelm Lamszus.<br />

Die Welt ist heute noch sehr mangelhaft<br />

organisiert. So lange es noch Räubervölker<br />

auf der Erde gibt, so lange es noch nach<br />

den Grundsätzen des Anarchismus regierte<br />

Staaten gibt — und zwar in unserer nächsten<br />

Nähe —•<br />

so lange noch Kulturnationen ,es<br />

nicht für unwürdig erachten, mit Rußland,<br />

diesem schwer gestraften Land der Anarchisten<br />

von Gottes Gnaden, Bündnisse abzuschließen,<br />

sind wir in jedem Augenblick vom Krieg<br />

bedroht.<br />

Was also, wenn nun dieser unheilvolle<br />

Krieg, den wir so weit wie möglich! wünschen,<br />

trotz aller friedensliebenden Elogen, trotz aller<br />

58<br />

[6><br />

menschenbrüderlichen Demonstrationen, trotz<br />

aller diplomatischen Entspannungen dennoch<br />

eines Tages auf die Bühne tritt? Wenn es der<br />

Weltgeschichte so gefällt, vor Blut und Eisen<br />

Reverenz zu machen — was sollen wir dann<br />

tun? Das Ideal der unentwegten Menschenliebe<br />

krampfhaft schwingen? Mit kategorischem<br />

Imperativ und allgemeinem Menschentum<br />

statt mit Granaten unsere Kanonen laden,<br />

und nachdem wir überzeugend nachgewiesen<br />

haben, daß dieser neue Krieg menschliche<br />

Maße übersteigt, den duldenden, den schönen<br />

Philosophentod erleiden und in Entsagung<br />

untergehn ?<br />

Man hat mein „Menschenschlachthaus"<br />

ein Produkt der Angst genannt. Ich gebe<br />

gerne zu: Mein „Held", der da im Schreckenssturm<br />

zusammenbricht, das ist kein herzerfrischend<br />

anmutendes Bild. Und ich gebe<br />

weiter zu: Ein Geschlecht, das einem Krieg<br />

nicht mehr gewachsen ist, das ist dem Untergang<br />

geweiht. Ich stelle mich ganz auf die<br />

Seite derer, die da sagen: Und wäre dieser<br />

Krieg noch zehnmal schrecklicher als er ist,<br />

und wäre er das leibhaftige Inferno, wir<br />

dürfen nicht vor ihm zusammenbrechen. Es<br />

hilft nichts, reichen unsere Kräfte nicht, so<br />

gibt es keine heiligere Pflicht, als sie zu<br />

stärken, bis sie eben reichen. Denn wehrhaft<br />

im Kampf ums Dasein müssen wir bleiben<br />

um jeden Preis. Darum Abhärtung und<br />

Rassenhebung! Ein starkes mannhaftes Geschlecht,<br />

das ist die Sehnsucht jedes Patrioten<br />

und ist die Hoffnung jedes echten Menschenfreundes.<br />

Wer hätte wohl Lust zu einem Volk,<br />

das so verfeinert und veredelt war, daß ihm<br />

im Baßgesang der freiheitjauchzendeu Geschütze<br />

die Nerven zerrissen? Wir müßten<br />

nicht selber Draufgängerblut in den Adern<br />

haben, um alle jene, die rückhaltlos für eine<br />

gute Sache einzutreten wagen, die sich mit<br />

Lust um einer großen Sache willen verschwenden,<br />

anders als mit Wohlgefallen zu<br />

betrachten. So ist es ja auch gar nicht wahr:<br />

Ich habe nicht das Sterben an ,<br />

sich, ich habe<br />

nicht die physische Angst der Kreatur vor<br />

Tod und Untergang gemalt — das wäre ein<br />

unwürdiger Streich — ich hab', was wohl das<br />

bitterste auf Erden ist, das hoffnungslose, leere<br />

Sterben gemalt, das nicht mehr weiß, wozu es<br />

stirbt. Ich hab den neuen Menschen in den neuen<br />

Krieg marschieren lassen, den neuen Menschen,<br />

der nicht mehr glaubt, daß dieser Kriegnotwendig<br />

war, den Menschen, der da fühlt r<br />

daß seinem Vaterlande mehr gedient und mehr<br />

geholfen war, wenn diese Hunderttausende<br />

von Menschenleben nicht vergeudet würden.<br />

Der allerdings, der kriegsungläubige Mensch,<br />

zugrunde<br />

muß in dem Blutgewitter seelisch '<br />

gehen. Ist dieser Mensch Phantom, oder ist<br />

er historisch wahr? Das ist die] große Frage<br />

an das Schicksal, die wir dem Vaterland©<br />

schuldig sind.<br />

Diplomaten und ihre Auftraggeber, die von<br />

Berufs wegen das europäische Gleichgewicht

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