1913 - Det danske Fredsakademi
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Reichtumvermehrung und dennoch<br />
Rückgang der Lebenshaltung.<br />
In einem sehr beachtenswerten „Friede auf<br />
Erden I" betitelten Artikel der in Hannover erscheinenden<br />
„Deutschen Volkszeitung" äußert<br />
sich Oskar v. Voigt auch über den Einfluß<br />
der Rüstungen auf das Wirtschaftsleben. Er<br />
schreibt:<br />
„Leider befinden wir uns in puncto Rüstungen<br />
noch nicht auf einer Bahn, die zu diesem<br />
Ziele (der Verminderung. Red.) hinführt. Für<br />
unsere Zwecke war vor allen Dingen der<br />
vernünftige Vorschlag Englands zu hören<br />
und zu beachten, der die Rüstungen beschränken<br />
will. Aber wir haben eine recht abweisende<br />
Antwort gegeben: die ungeheure Vermehrung<br />
unserer Heeresmacht. Auf diesem<br />
Wege entfernen wir uns von unserm Ziele. —<br />
Oder, so paradox es klingen mag, wir nähern<br />
uns ihm. Nur in einer Weise, die wir nicht<br />
wollen: Wir rüsten uns bankrott, das Rüstungsgebäude<br />
bricht zusammen und die Friedensbewegung<br />
tritt die Erbschaft an. Nun weiß ich<br />
wohl, daß der Gedanke des Rüstungsbankrotts<br />
von den Gegnern verlacht wird. Mit scheinbar<br />
richtiger Begründung wird entgegnet, daß<br />
Deutschland trotz der Rüstungen von Jahr zu<br />
Jahr reicher wird; die Statistik liefere den Beweis.<br />
Wenn aber bei der herrschenden und noch<br />
zunehmenden Teuerung alles, was Wert hat,<br />
einfach jedes Jahr um soundso viel Prozent<br />
höher angesetzt wird, so ist leicht auf dem Papier<br />
eine Vermögensvermehrung festzustellen.<br />
Sieht man aber nach der Lebenshaltung, z. B.<br />
nach dem Verbrauch von Fleisch, so ändert<br />
sich das Bild. Bezeichnend sind auch die Berichte<br />
der Konsumvereine, die hervorheben, daß<br />
der Verkauf von Surrogaten (wie Margarine)<br />
stetig zunimmt, der Verbrauch der echten Erzeugnisse<br />
(wie Butter) ebenso stetig zurückgeht.<br />
Also vielleicht mehr Geld, aber sicher<br />
weniger Kaufkraft, und die ist bei der Feststellung<br />
des Vermögens maßgebend."<br />
Zum Kapitel Wissenschaft und Pazifism«. 1<br />
:: :: ::] ::<br />
In Hofrat Professor Lammaschs neuester<br />
•Veröffentlichung „Die Lehre von der Schiedsgerichtsbarkeit<br />
in ihrem ganzen Umfange", auf<br />
die in dieser Zeitschrift noch näher eingegangen<br />
werden wird, lesen wir auf Seite 36: „Nie-<br />
mals hätte die Idee des<br />
1<br />
Schiedsgerichtes<br />
zwischen den Staaten jene Triebkraft und jenen<br />
Schwung erlangt, der zu den Haager Konferenzen<br />
von 1899 und 1907, zur Errichtung des internationalen<br />
Schiedsgerichtshofes, zu jener Ausbreitung<br />
schiedsgerichtlicher Tätigkeit geführt<br />
hat, die wir in den letzten zwei Jahrzehnten<br />
sehen, wenn sie auf die Lösung von Konflikten<br />
auf dem Gebiete des Verwaltungsrechtes beschränkt<br />
geblieben wäre. Dazu bedurfte<br />
sie stärker wirkender Impulse.<br />
Solche sind in dem Eindringen der<br />
Friedensbewegung, der pazifistischen<br />
Idee, in weite Kreise der Bevölkerung<br />
und schließlich auch in<br />
der Wissenschaft des Völkerrechts<br />
g ele g e n."<br />
Das ungeheure Hasardspiel. :: :: :: :: :: :: :: : :: ::<br />
In der „Frankfurter Zeitung" vom 19. August<br />
bespricht der Pariser fs. -Korrespondent<br />
jenes Blattes ein bei Plön in Paris erschienenes<br />
Buch von Germain B a p s t über ,,L a B a -<br />
taille de St. Priva t." Wir entnehmen der<br />
Besprechung einige Stellen, die an sich interessant<br />
sind, aber auch das Augenmerk auf das<br />
Buch lenken. „Germain Bapst", so heißt es<br />
dort, „schildert die Vorgänge auf der deutschen<br />
Seite ganz kurz und beschreibt die Verwirrung<br />
im französischen Heere mit aller Offenheit und<br />
Ausführlichkeit. Er |sieht davon ab, die Schrecken<br />
der Schlacht zu schildern. Aber abgesehen von<br />
allem, bleibt das Buch außerordentlich lehrreich.<br />
Wenn man es aus der Hand legt, fragt man<br />
sich : Wie können die Nationen ihre<br />
Schicksale noch von so ungewissen<br />
Dingen abhängig machen wie einer<br />
Schlacht? Das Glück, der Zufall spielen<br />
eine ungeheure Rolle. Weder Uebermacht noch<br />
Heldenmut und Feldherrngeschick allein entscheiden.einander,<br />
Alles wirkt zusammen<br />
am Ende ist nur der der<br />
und durch-<br />
Sieger, der,<br />
wie Prinz Friedrich Karl sagt, am Abend sich<br />
selbst für den Sieger hält."<br />
Und zum Schluß sagt der Verfasser:<br />
„Der Wüle zum Sieg ist der entscheidende<br />
Faktor, predigen heute alle Gelehrten des Kriegs.<br />
Auch Bapst zieht diesen Schluß. Ich weiß nicht,<br />
ob das wirklich zutrifft. Die Bulgaren haben<br />
damit die Türken niedergekriegt, aber nicht die<br />
Serben und Griechen. Im Jahre 1870 war die<br />
französische Armee nur zu siegesgewiß. Der<br />
Krieg bleibt trotz der peinlichsten Vorbereitung,<br />
welche die Gegenwart erfunden hat, ein ungeheures<br />
Hasardspiel. Der Zufall nistet<br />
sich schon in die Vorbereitung ein. Ein unfähiger<br />
Oberbefehl macht die Vorteile der Uebermacht<br />
zunichte. Im Gewühle der Schlacht herrscht<br />
der Zufall noch mehr. Ich meine, die große<br />
Lehre, die man aus einem Schlachtengemälde<br />
wie dem von Bapst ziehen sollte, sind nicht<br />
strategische und taktische Lektionen. Das ist<br />
noch immer das, was die Hasardspieler<br />
mit einem „System" versuchen.<br />
Die große Lehre scheint mir zu sein,<br />
daß der Krieg immer eine riskierte Sache bleibt,<br />
der man am klügsten aus dem Weg geht, eolango<br />
man nicht unabweisbar dazu gedrängt wird. Der<br />
Kultus des Kriegs bei einer Nation ist keine<br />
Garantie für den Erfolg. Aber er schadet, weil<br />
er die Lösungen des Friedens für internationale<br />
Konflikte unbeliebt macht, und zuletzt liegt doch<br />
nur in diesen Lösungen die Dauer."<br />
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