1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FBIEDENS-^^DTE 3<br />
Feind des Vaterlandes zu sehen, und dadurch<br />
werden von vorherein alle Verständig ungsversuche<br />
außerordentlich erschwert. Die chauvinistischen<br />
Reden der Offiziere erregen stets die<br />
öffentliche Meinung in hohem Grade. Am<br />
schlimmsten sind freilich eine große Anzahl<br />
von Preßorganen. Wenn es richtig ist, daß<br />
die Presse heute eine ungeheure Macht im<br />
Staate darstellt, dann muß um so mehr Fürsorge<br />
getroffen werden, daß die Macht in der<br />
richtigen Weise benutzt und die Volksstimmung<br />
dadurch nicht auf Abwege geführt wird.<br />
Die Presse hat zur Verhütung wie zur Erregung<br />
eines Krieges eine ganz außerordentliche<br />
Gewalt in der Hand, und es müßte<br />
sich mehr und mehr die Meinung durchringen,<br />
daß jede Kriegshetze eine hochverräterische,<br />
gegen die Sicherheit des Vaterlandes gerichtete<br />
Handlung ist.<br />
Das alles ist so selbstverständlich, daß<br />
man es eigentlich gar nicht zu sagen brauchte,<br />
und doch steht die Wirklichkeit der Dinge<br />
mit dieser idealen Forderung in geradezu<br />
schreiendem Gegensatze. Ist es aber richtig,<br />
daß die Aufrechterhaltung eines ehrenvollen<br />
und dauerhaften Friedens eines der großartigsten<br />
Ziele der äußeren Politik ist, und daß<br />
dieser Frieden nur durch ein gemeinsames planvolles<br />
Vorgehen der Regierungen erhalten<br />
werden kann, so müssen es die Staaten als<br />
ihre heiligste Pflicht betrachten, diesen Verirrungen<br />
in ruhiger und bestimmter Weise<br />
entgegenzutreten. Sie müssen zusammen überlegen,<br />
welche Mittel geeignet sind, um eine<br />
allmähliche Wandlung auf diesem Gebiete herbeizuführen.<br />
Ganz gewiß geht das nicht mit<br />
einem Male, und ein allzu scharfes und rasches<br />
Vorgehen könnte nur schaden. Jahrzehntelange<br />
Arbeit wird nötig sein, um den friedlichen<br />
Bestrebungen der Staaten in dieser Hinsicht<br />
eine bessere und dauerhaftere Grundlage<br />
zu verschaffen.<br />
Man hat von den verschiedensten Seiten<br />
immer wieder eine Erörterung der Rüstungsfrage<br />
befürwortet, und, wie mir scheint, mit<br />
größtem Recht. Was aber kann auf die Dauer<br />
allein eine Rüstungsvereinbarung nützen,<br />
wenn auf allen Seiten fortgefahren wird, die<br />
Völker gegeneinander zu erbittern! Haben<br />
nicht die großen Rüstungen ihre Ursache zu<br />
einem Teile in den Hetzereien zahlreicher<br />
Preßorgane, der Offiziere und der chauvinistischen<br />
Erziehung in der Schule ? Wie will<br />
man also zu einem Ziele kommen, wenn man<br />
nur an den Symptomen kuriert, ohne allen<br />
Ursachen der großen Rüstungen energisch zu<br />
Leibe zu gehen?<br />
Ein sehr wunder Punkt, der zuungunsten<br />
der internationalen Verständigung<br />
wirkt, ist ferner in dem großen Einflüsse<br />
der großen Armee- und Marinefaibrikanten<br />
zu erblicken. Haben nicht<br />
alle diese großen Gesellschaften ein gewaltiges<br />
142<br />
Interesse daran, daß fortwährend die Gefahr<br />
eines Krieges besteht und infolgedessen<br />
größere Einkäufe an Kanonen und sonstigem<br />
Material gemacht werden. Kann man es<br />
ihnen da verdenken, daß sie ihren großen<br />
Reichtum und Einfluß verwerten, um auf<br />
künstliche Weise eine kriegerische Stimmung<br />
zu erregen? Stehen nicht zahlreiche große<br />
Kanonenfabriken mit Zeitungen in Verbindung,<br />
die an Chauvinismus, alle anderen Organe überbieten?<br />
Das Bedauernswerteste hierbei ist,<br />
daß diese Geschäftspolitik unter dem Deckmantel<br />
des Patriotismus geführt wird. (Vgl.<br />
die ausgezeichnete Schrift „Syndicats for war,<br />
the jnfluence of the makers of war material<br />
and of capital invested in war supplies", die<br />
als Flugschrift im Juli 1911 von der „World<br />
Peace Foundation" in Boston herausgegeben<br />
wurde.)<br />
Muß man nicht auch hier feststellen, daß<br />
es mit der modernen Friedenspolitik der<br />
Mächte unvereinbar ist, daß diese großen Gesellschaften<br />
fortwährend zum Kriege schüren?<br />
Also müssen doch wohl Mittel und Wege<br />
gesucht werden, die diesem Treiben ein Ende<br />
machen. Am 20. Februar 1912 hat der Abgeordnete<br />
Dr. David im deutschen Reichstage<br />
eine Reichsregie über die Militärindustrie<br />
gefordert*).<br />
5. Bereits vier Weltfriedenskongresse (bulletin<br />
du IV. congres, 1892, S. 89, 94—98;<br />
du VI. congres; 1894, S. 74; du XIV. congres,<br />
1905, S. 78, 79; du XVI. congres 1907<br />
S. 81) haben sich mit Recht für ein Verbot<br />
der Unterstützung der Kriegsanleihen<br />
durch die Neutralen ausgesprochen.<br />
Insbesondere die Franzosen Professor<br />
R i ch e t und Professor R u y s s e n sind<br />
dafür eingetreten. In der Tat scheint mir<br />
bereits die Emmission solcher Anleihen in den<br />
neutralen Staaten gegen die Grundsätze der<br />
Neutralität izu sein. Wenn alle Staaten ein<br />
Interesse an der baldigen Beendigung eines<br />
Krieges haben, wie dürfen sie dann die Parteien<br />
oder eine von ihnen finanziell unterstützen?<br />
Bemerkenswert ist, daß vor dem<br />
Balkankriege einigen Staaten des Balkanbundes<br />
keine Anleihen von neutraler Seite<br />
gewährt wurden.<br />
6. Wenn eine planmäßige internationale<br />
Friedenspolitik getrieben werden soll, dann<br />
müssen Anstrengungen gemacht werden, daß<br />
in den Kreisen des Volkes ein größeres Verständnis<br />
für diese Politik vorhanden ist. Vor<br />
allem müßte also auf den nationalen Universitäten<br />
die Bedeutung der Haager<br />
Friedenskonferenzen eingehend gewürdigt<br />
*) Ich bin mir völlig bewußt, daß wenigstens<br />
augenblicklich viele der hier gemachten<br />
Vorschläge undurchführbar sind. Aber es ist<br />
nötig, bereits heute auf die Probleme der<br />
nächsten Zeit hinzuweisen.