1913 - Det danske Fredsakademi
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@= DIE FRI EDENS-V^ETE<br />
den Eindruck, zwar überzeugend, aber nicht<br />
packend genug geschrieben zu haben. Als<br />
Nithack-Stahn meinen Vorschlag zu Gesicht<br />
bekam, mag ihn ein ähnliches Gefühl<br />
beschlichen haben. Er verfaßte daher einen<br />
Parallelentwurf, der weniger theoretisch gefaßt,<br />
aber praktisch um so wirksamer war,<br />
und insbesondere kräftige Willensimpulse<br />
zu finden wußte. Als wir die Entwürfe einem<br />
berühmten Dozenten, den wir gern zur<br />
Mitunterschrift gewonnen hätten, vorlegten,<br />
bekannte er sich theoretisch zu mir, aber<br />
praktisch zu Nithack-Stahn, weigerte sich<br />
aber, sowohl den einen wie den anderen Aufruf<br />
zu unterzeichnen, da er der Meinung<br />
war, das' Deutsche Reich sei verpflichtet,<br />
sich auf einen Angriff von selten ider<br />
direktionslosen Slavenvölker gefaßt zu<br />
machen; die Friedensbewegung zeichne zwar<br />
das Ziel, auf das die Weltentwicklung hinauskomme,<br />
richtig, könne aber vorläufig nicht<br />
wohl als Richtlinie für das praktische Verhalten<br />
dienen. Da wir also diesen Bundesgenossen<br />
weder auf theoretischem' noch auf<br />
praktischem Wege gewinnen konnten, so entschloß<br />
ich mich, den Nithaqk-Stahn'schen<br />
Entwurf als den offenbar wirksameren zu<br />
akzeptieren und ihn nur mit einem vertraulichen,<br />
warm gehaltenen Begleitschreiben an<br />
die Kollegen zu verbinden.<br />
Der Erfolg hat alle Erwartungen übertroffen.<br />
Wir haben den Aufruf in 3400<br />
Exemplaren versandt, darauf kamen in den<br />
ersten sechs Wochen 340 Unterschriften*),<br />
also genau 10 o/o, an meine<br />
Adresse. Wir hatten bestimmt, daß der<br />
Aufruf erst dann veröffentlicht werden sollte,<br />
wenn mindestens 50 Unterschriften eingelaufen<br />
sein würden. Schon dann hätten<br />
wir es gewagt, ihn der Presse zu übergeben.<br />
Und nun sind wir selbst überrascht<br />
über das starke Echo, das der Aufruf gefunden<br />
hat. Aber ich muß der Reihe nach<br />
erzählen. Ehe wir an die Versendung gingen,<br />
mußten wenigstens 7 Mitarbeiter gewonnen<br />
sein. Es gelang uns, Professor Weinel<br />
von Jena, Pfarrer Böhme von Kunitz, Pfarrer<br />
Francke, Berlin, Pfarrer Wagner, Neuhengstett,<br />
Pfarrer Lic. Wielandt, Niedereggenen,<br />
zur Mitunterschrift zu bewegen. Dann wurden<br />
zunächst) 3000 Pfarrer nach dem Hammelsprungsystem1<br />
gleichsam herausgeknobelt, an<br />
die der Aufruf durch das Sekretariat der<br />
Deutschen Friedensgesellschaft versandt<br />
wurde. Dabei wurde, um das gleich zu Anfang<br />
zu betonen, nicht der leiseste Unterschied<br />
zwischen positiven und liberalen Geistlichen<br />
gemacht. Es ist also eitel Phantasie,<br />
wenn die konservativen Blätter sich einlüden,<br />
die Aktion als ,, Machwerk linksliberaler<br />
Pfarrer stigmatisieren zu dürfen".<br />
Wie fern sich der Aufruf von aller kirchlichen<br />
Parteitendenz hält, das mögen die<br />
Leser s elbst beurteilen. Hier der Wortlaut:<br />
*) Einstweilen sind es 395 geworden.<br />
An die Geistlichen und theologischen<br />
Hochschullehrer<br />
der evangelischen deutschen<br />
Landeskirchen.<br />
Werte Herren und Amtsgenossen!<br />
Das Jahr <strong>1913</strong>, das uns Deutschen eine<br />
große Volkserhebung zurückruft, bringt uns<br />
zugleich neue und beispiellose Kriegsrüstungen.<br />
Um den Völkerfrieden zu erhalten, so sagt<br />
man uns, muß immer angespannter gerüstet<br />
werden. Aber die Tatsachen zeigen, daß, da<br />
alle Kulturstaaten das gleiche tun, die Kriegsgefahr<br />
so nicht vermindert wird, weil gerade<br />
die immer drückendere Last des bewaffneten<br />
Friedens, verschärft durch Haß und Mißtrauen<br />
der Völker untereinander, zur blutigen<br />
Entscheidung drängen kann, die wiederum nicht<br />
das Ende, sondern den Anfang erneuten Wettrüstens<br />
bedeuten würde.<br />
Als Christen, die wir sein wollen, fühlen<br />
wir uns vor Gott und unserem Gewissen verpflichtet,<br />
aus diesem Dilemma des Krieges<br />
ohne Ende den Ausweg zu suchen, der<br />
menschenmöglich und gottgewollt ist: Friede<br />
auf Erden! Verständigung der Völker über<br />
eine Rechtsgemeinschaft, die das Unrecht des<br />
Krieges durch den Rechtsspruch ersetzt und<br />
den Völkern d i e Ethik zumutet, die zwischen<br />
den Einzelmenschen selbstverständlich ist.<br />
Nicht, daß wir materielle Opfer für hohe<br />
sittliche Güter scheuten, wie es das Bestehen<br />
eines selbständigen Volksganzen ist. Im Gegenteil,<br />
auch uns ist das Leben der Güter höchstes<br />
nicht. Aber wir sind überzeugt, daß der Krieg<br />
seine Opfer an Menschenblut keineswegs<br />
rechtfertigt, weil sein angeblicher Zweck, der<br />
Frieden und das Recht, durch seinen Ausgang<br />
nicht verbürgt wird. Wir fordern von den<br />
Völkern christlicher Kultur das sittliche<br />
Opfer, daß sie unter Zurückstellung kriegerischen<br />
Ehrgeizes und der Gelüste gewaltsamer<br />
Eroberung einen internationalen Rechtszustand<br />
herbeiführen, der das Gewaltmittel der<br />
Waffen ausschaltet.<br />
Mit diesen Forderungen, die den Urgedanken<br />
des Evangeliums entsprechen, sollten<br />
diejenigen voranstehen, die auf Katheder und<br />
Kanzel die Religion des Gekreuzigten verkünden.<br />
Es ist schmerzlich zu bedauern, daß<br />
bisher nur ein verschwindender Teil der deutschen<br />
evangelischen Theologen den Völkerfrieden<br />
öffentlich vertritt, daß wir diese praktische<br />
Gefolgschaft Jesu Christi der kirchenfremden<br />
Sozialdemokratie überlassen.<br />
Nicht allein das Ansehen unserer Kirchen,<br />
auch die Lebenskraft unseres Glaubens verlangt<br />
diesen Beweis des Geistes ohne Menschenfurcht<br />
und der Kraft der Menschenliebe.<br />
Wir Unterzeichner richten an alle unsere<br />
Berufsgenossen die dringende Bitte, daß sie<br />
es als einen wichtigen Teil ihrer Mission ansehen,<br />
in Wort und Schrift die Bruderschaft<br />
aller Menschen und Völker zu verkündigen!<br />
Dieser unser gemeinsamer Entschluß sei<br />
uns die schönste Jahrhundertfeier des letzten<br />
europäischen Völkerkrieges, dies eine deutsche<br />
Volkserhebung unter der Losung: „Gott mit uns!"<br />
Im April <strong>1913</strong>.<br />
Als die ersten 150 Unterschriften beisammen<br />
waren, schickten wir jedem der<br />
Unterzeichner vier weitere Exemplare des<br />
Aufrufs mit der Bitte, damit neue Unter-<br />
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