1913 - Det danske Fredsakademi
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(g)<br />
grossesse: or il reeonnait qü'il n'en est point<br />
ainsi."<br />
Ueberhaupt liebt du Moriez es, mir<br />
Inkonsequenz vorzuwerfen. Er tut dies<br />
an noch einer Stelle — S. 164 —<br />
seiner Dissertation. Ich sage in meiner<br />
oben erwähnten Arbeit Seite 38: „Will<br />
der Mann sein Recht auf Erhaltung der von<br />
ihm erzeugten Frucht nicht ausüben, sträubt<br />
er sich im Einverständnis mit der Schwangeren<br />
gegen die „Vaterfreuden", so darf niemand<br />
sie ihm aufnötigen, ihn „zu seinem Glück<br />
zwingen"; gerade so wenig, als man ihn zur<br />
Erzeugung des Kindes zu zwingen berechtigt<br />
gewesen wäre." Und Seite 42/43 führe<br />
ich aus, daß der Staat, wenn er das wahre<br />
(natürliche) Recht zum Verbot jeder Abtreibung<br />
wegen seines Populationsinteresses<br />
hätte, ebenso auch das Recht zur Bestrafung<br />
der Anwendung empfängnisverhütender Mittel<br />
nicht nur, sondern auch der Ablegung von<br />
Keuschheitsgelübden usw. haben müßte; ja,<br />
daß er seine „Untertanen" direkt zur Produktion<br />
von Kindern — oder im Falle der<br />
Unmöglichkeit dazu zur Zahlung einer Ersatzsteuer<br />
— - zwingen dürfte, du Moriez hält dies<br />
für einen inneren Widerspruch und meint<br />
Seite 104: „C'est ainsi qu' Eduard von Liszt<br />
parait avoir oublie" qu'il a £crit, ä propos du<br />
pere . . ." Denn der Staat könne doch, wenn<br />
es ihm so gefällt, auf einen Teil seiner Rechte<br />
verzichten. Und dann meint er: „De tels<br />
arguments n'ont, semble-t-il, pas besoin d'£tre<br />
r£fut6s." Ich möchte du Moriez ersuchen, die<br />
beiden Stellen noch einmal ruhig zu lesen.<br />
Er wird finden, daß sie sich sehr wohl vertragen.<br />
Nicht darum handelt es sich ja, ob<br />
der Staat auf sein Recht bezüglich der antikonzeptionellen<br />
Mittel usw. verzichtet,<br />
sondern darum, daß er dieses Recht nicht<br />
hat. Ueber seine letztzitierte Bemerkung aber<br />
möge du Moriez Seite 100 meines Buches<br />
nachsehen, wo zu lesen steht, daß der, der<br />
Gründe für oder gegen eine Ansicht hat,<br />
sie auch angeben können muß. Dort ist<br />
auch die Rede von jener Wendung, „die stets<br />
beim Mangel an Beweisen auftaucht und mit<br />
der oft selbst krasser Unsinn*) verteidigt zu<br />
werden pflegt: „. . . n'a pas besoin d'6tre<br />
d£montr£"" (oder bei du Moriez : „ . . . d'etre<br />
r£fut£"). Nein, wer Gründe zur Verteidigung<br />
eines ihn interessierenden Satzes hat, der<br />
drückt sich nicht mit einer Redensart um ihre<br />
Angabe herum. Im Gegenteil 1 Er freut sich,<br />
sie anführen zu können, und läßt sich diese<br />
Freude nicht entgehen, wo es nur irgend möglich<br />
ist.<br />
Aehnlich ergeht es du Moriez Seite 114<br />
mit seiner Polemik gegen meine Ansicht (§10),<br />
es sei ein größeres Glück, nicht geboren zu<br />
sein, als ein elendes Leben zu führen, und<br />
daß selbst die den Lebenden etwa erfreuenden<br />
*) Dieses Wort beziehe ich hier selbstverständlich<br />
nicht auf du Moriez.<br />
DIE FRIEDENS -WARTE<br />
commoda vom nicht Lebenden nicht entbehrt<br />
werden. Hier scheint übrigens du Moriez<br />
ebenso wie an anderen Stellen den Sinn meiner<br />
Worte zum Teil mißverstanden zu haben.<br />
Doch fassen wir den Ausgangspunkt seiner<br />
Ausführungen ins Auge. Zwar meint er Seite<br />
108: „Le veVitable sujet actif du droit sanc-<br />
1<br />
tionne<br />
par la prohibition de l'avortement est<br />
le petit ötre que ce crime ddtruit. Seule cette<br />
th^orie justifie la p6nalite* en tout cas, en<br />
tout temps, en tout lieu." Ein Satz, der viel<br />
zu weit geht. Aber in Wahrheit ist dieser<br />
gar nicht der Leitsatz der Ausführungen des<br />
Verfassers. Als solchen erkennen wir vielmehr<br />
das auf Seite 7 als Motto ersichtliche Zitat:<br />
„Par son intecöndite' la France perd chaque<br />
jour une bataille. Mar£chal de Moltke."<br />
Mit diesem Zitat zeichnet sich die du<br />
Moriezsche Arbeit selbst als Tendenzschrift.<br />
Und darin haben wir den Schlüssel gefunden,<br />
weshalb er und ich uns nicht verstehen können<br />
Ich trachtete, eine Lösung der schwierigen<br />
und blutig ernsten Frage im Sinne wahren<br />
Rechts zu finden, unbeirrt durch vorgefaßte<br />
Meinungen oder gar Tendenzen; du Moriez<br />
hingegen setzt eine Tendenz an die Spitze,<br />
und der Zweck seiner Arbeit ist, diese Tendenz<br />
durch seine Ausführungen zu stützen.<br />
Zumindest für Frankreich war das allerdings<br />
für die Wissenschaft nicht notwendig.<br />
Dort ist ohnedies diese Tendenz die alles beherrschende.<br />
Hauptsächlich sie hat ja wohl<br />
auch dahin geführt, daß im Jahre 1912 für<br />
Frankreich die recherche de la paternite allgemein<br />
eingeführt wurde. Können doch auch<br />
unehelich geborene Knaben Soldaten werden,<br />
auch unehelich geborene Mädchen künftighin<br />
künftige Soldaten mehr oder minder<br />
unehelich gebären.*)<br />
Die Frage nach dem Recht glaube ich<br />
— und der Großteü der wissenschaftlichen<br />
Kritik hat mir darin beigestimmt — in meiner<br />
Arbeit nicht ohne Gründlichkeit untersucht<br />
zu haben. Diese Arbeit enthält auch antizipativ<br />
die volle Widerlegung der Einwände<br />
du Moriez'. Es sei mir deshalb gestattet,<br />
*) Kürzlich haben (laut „Die Zeit", Wien,<br />
12. Januar <strong>1913</strong>) zwei Gelehrte an Hand eines<br />
großen statistischen Materials den ziffernmäßigen<br />
Nachweis dafür zu erbringen versucht,<br />
daß — unehelich geborene Kinder im Vergleich<br />
zu ehelich geborenen Kindern nicht<br />
minderwertig sind. Ob dieser Nachweis von<br />
weiteren Kreisen für notwendig gehalten wurde,<br />
weiß ich nicht. Meines Erachtens kann kein<br />
normal denkender Mensch glauben, daß die Bezahlung<br />
gesetzlicher Trauungsgebühren auf die<br />
folgenden physiologischen Vorgänge einen Einfluß<br />
übe. Eher schiene mir die heutzutage<br />
immer wachsende Hinausschiebung des Heiratsalters<br />
in Verbindung mit anderen Momenten<br />
(vgl. auch Schopenhauer, Metaphysik der<br />
Geschlechtsliebe, IV, 44, über „Liebeskinder")<br />
eine gegenteilige Präsumption zu begründen.<br />
Der Einfluß schädigender sozialer und hygienischer<br />
Momente gehört auf ein anderes Konto.<br />
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