1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FBIEDENS -^/ADTE<br />
wurde, so hat er doch durch die Störung<br />
des Handels und Verkehrs auf unserem Erdteil<br />
hinreichend Kulturarbeit vernichtet<br />
und Not und Elend in ausreichendem Maße<br />
erzeugt, Der Balkankrieg wird aber in<br />
der Zukunft von den Geschichtsschreibern<br />
und den Völkerpsychologen fein säuberlich<br />
zugestutzt werden als die naturnotwendige<br />
Entladung geheimer Kräfte, die folgerichtige<br />
Entwicklung historischer Gesetze und<br />
schließlich auch als ein ,, Element der göttlichen<br />
Weltordnung".<br />
Für die künftige Betrachtung dieses<br />
Krieges sei mir gestattet, hier einen mir<br />
nicht unwichtig erscheinenden Beitrag hinzuzufügen,<br />
der wohl geeignet sein dürfte,<br />
zum Nachdenken über die „geheiligte" Institution<br />
des Krieges anzuregen.<br />
In der Budgetkommission des deutschen<br />
Reichstages machte am 3. April der Staatssekretär<br />
von Jagow über die Entstehung<br />
des Balkankrieges vertrauliche Mitteilungen,<br />
aus deren offiziösen Veröffentlichungen<br />
besonders folgender Satz von Interesse ist:<br />
„Der Staatssekretär ging auf die Frage<br />
ein, ob die europäische Diplomatie durch<br />
den Ausbruch des Krieges überrascht wor-<br />
den sei. Tatsächlich habe in den Haupt-<br />
1 städten der Balkanstaaten noch bis<br />
in<br />
die letzten Tage vor dem Ausbruch<br />
des Krieges die Stimmung<br />
geschwankt, und der Kriegsbeginn sei<br />
gegen die Absicht der anderen Verbündeten<br />
durch' den frühzeitigen<br />
Losbruch Montenegros erfolgt."<br />
Aus diesen Mitteilungen geht hervor,<br />
daß, wenn auch nicht die Wahrscheinlichkeit,<br />
so doch immerhin eine gewisse Möglichkeit<br />
vorhanden gewesen wäre, den<br />
Kriegsausbruch zu verhindern, wenn die<br />
eilige Aktion des Königs von Montenegro<br />
nicht vorgegriffen hätte.<br />
Warum hat aber der König von<br />
Montenegro so voreilig gehandelt?<br />
Hierüber wird mir von einer Seite, die<br />
mit den Verhältnissen vertraut sein körnte,<br />
eine Mitteilung (gemacht, die man nicht verschweigen<br />
kann, wenn man auch zugeben<br />
muß, daß der vollgültige Beweis dafür<br />
nicht erbracht werden kann, für die jedoch<br />
die Wahrscheinlichkeit spricht.<br />
Im Herbst des vorigen Jahres soll der<br />
König von Montenegro in Paris den Versuch<br />
gemacht haben, eine Anleihe aufzubringen,<br />
die ihm jedoch von der Pariser<br />
Finanzwelt verweigert wurde. Ein Pariser<br />
Finanzmann, der so von dem Geldbedarf<br />
150<br />
=©<br />
des Königs unterrichtet war, setzte sich<br />
hierauf mit einem Wiener Bankhaus,<br />
dessen Name mir genannt<br />
wurde, in Verbindung. Dieses<br />
Bankhaus soll dem König ein<br />
Darlehen Von 5 Millionen Kronen<br />
(einem Familienmitgliede des Königs außerdem<br />
noch einen etwas geringeren Betrag)<br />
unter der Bedingung angeboten<br />
haben, daß er sofort losschlage.<br />
Am 8. Oktober hat der König<br />
von Montenegro der Türkei den<br />
Krieg erklärt!<br />
Für die Wahrscheinlichkeit dieser<br />
Mitteilung sprechen zwei Tatsachen.<br />
Erstens: Das betreffende Bankhaus soll<br />
zu Beginn des Balkankrieges so glücklich'<br />
operiert und durch den Kriegsausbruch, der<br />
im übrigen zu einer allgemeinen Börsenderoute<br />
geführt hat, so ungeheuer viel verdient<br />
haben, daß dies weiteren Kreisen<br />
auffiel.<br />
Zweitens: Es soll ja nunmehr auch<br />
die Einstellung des Krieges seitens des<br />
Königs von Montenegro durch ein Millionendarlehen<br />
erkauft werden.<br />
Sapienti sat!<br />
Die „Brücke" und der Internationalismus. :: ::<br />
Ende März fand in München die 1. Jahresversammlung<br />
der „Brücke", Internationalen<br />
Instituts für Organisierung der geistigen Arbeit,<br />
statt. Ein besonderes Gepräge verlieh der<br />
Tagung die Anwesenheit zahlreicher Geistesarbeiter<br />
des deutschen Sprachgebiets sowie die<br />
Teilnahme des Prinzregenten Ludwig, des<br />
Kultusministers und anderer Vertreter der<br />
bayerischen Eegierung an der öffentlichen Festsitzung.<br />
Geheimrat Prof. Wilhelm O s t w a 1 d<br />
hielt einen Vortrag über „Brücke und Internationalismus",<br />
in dem er zunächst in weitausholenden<br />
kulturgeschichtlichen Betrachtungen<br />
die Entwicklung des Organisationsgedankens<br />
überhaupt darlegte, dessen Grundziel<br />
es ist, jede individuelle Leistung zum Besten<br />
der Gesamtheit am zweckmäßigsten zur Geltung<br />
zu bringen.<br />
Weiter führte er nach Zeitungsmeldungen<br />
aus : Bezüglich der geistigen Arbeit befinden<br />
wir uns eben in der Periode des höheren Individualismus<br />
und es treten die ersten Zeichen<br />
der folgenden Periode, der organischen Bindung<br />
ein. Die Brücke hat die Aufgabe, diese zurzeit<br />
höchste Kulturform für die geistige Arbeit<br />
herbeizuführen, welche durch das bewußte Zusammenwirken<br />
hoch entwickelter Individuen i<br />
spezialisierter Betätigung gekennzeichnet ist<br />
Das, was hierbei systematisiert und dadurch<br />
erledigt wird, sind die primitivsten, wenigst<br />
geistigen Anteile, so daß die notwendige<br />
Gleichmachuner und Bindung nicht ein Hinder-