1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS -WARTE<br />
Jahr zu Jahr immer mehr Rüstungsbeschränkungstendenzen,<br />
geneigt zeigt, so wird er<br />
durch die Reden der Reichskanzler während<br />
der letzten Zeit erbracht. Am 31. März 1909<br />
erklärte Fürst Bülow im Reichstag bei Besprechung<br />
der deutsch-englischen Verständigung:<br />
„Wir halten fest an der Anschauung,<br />
daß Verhandlungen über Einschränkung der<br />
Rüstungen keinerlei Erfolg versprechen." Am<br />
30. März 1911 sagte Herr v. Bethmann Hollweg<br />
in Beantwortung einer Anfrage bezüglich der<br />
internationalen Verständigung über allgemeine<br />
Einschränkung der Rüstungen : „Wer die<br />
Frage der allgemeinen Abrüstung einmal sachlich<br />
und ernsthaft durchdenkt, der muß zu<br />
der Ueberzeugung kommen, daß sie unlösbar<br />
ist, solange die Menschen Menschen und die<br />
Staaten Staaten sind." Jedoch knüpfte er<br />
an diese schroffe Absage schon damals einlenkend<br />
das Geständnis, daß, um England<br />
entgegenzukommen, dem dortigen Ersuchen,<br />
Nachrichten über die gegenseitigen Schiffs-<br />
^ bauten auszutauschen, in der Zukunft entsprochen<br />
werden solle! Und am1 7. April<br />
dieses Jahres äußerte er gelegentlich der Einbringung<br />
der Heeresvorlage, als er das Verhältnis<br />
zu England und im besonderen den<br />
Vorschlag des Mr. Churchill zu einem Feierjahr<br />
des Flottenbaues berührte: „Wir werden<br />
abwarten, ob die englische Regierung mit<br />
herantritt.<br />
konkreten Vorschlägen an uns ,<br />
Aber die Tatsache, daß der Gedanke — r einer<br />
Rüstungsversfcändigung — ausgesprochen<br />
worden ist, bedeutet schon einen großen Fortschritt<br />
!"<br />
Es kann nicht in Abrede .<br />
gestellt werden,<br />
daß sich die Anschauungen der verantwortlichen<br />
Leiter unserer Regierung gegenüber<br />
einer Rüstungsverständigung gründlich<br />
1<br />
geändert haben. Was heißt es. anders ,<br />
Herr v. Bethmann von einem großen Fortschritt<br />
spricht, als daß das Ziel dieser Bestrebung<br />
eine Rüstungsverständigung bedeutet,<br />
die noch vor vier Jahren als eine<br />
Utopie galt 1<br />
Bei den drei größten Seemächten besteht<br />
somit der mehr oder minder nachdrücklich<br />
zum1 Ausdruck gebrachte Wille für eine<br />
Verständigung. Freilich wurde bisher von<br />
keiner Seite ein positiver Vorschlag gemacht,<br />
wie<br />
sei,<br />
eine Herabminderung zu bewerkstelligen<br />
sieht man von dem Mr. Churchills ab.<br />
Der deutsche Reichskanzler meinte;: nachdem<br />
er die Schwierigkeit dieses<br />
örtert hatte: „Wir werden<br />
Vorschlages er-<br />
daher abwarten,<br />
ob die englische Regierung mit konkreten<br />
Vorschlägen an uns herantritt." Der Wille<br />
ist also vorhanden, aber es fehlt an der<br />
Initiative, ihm! feste Gestalt zu geben. Es<br />
wäre ja eigentlich Pflicht der .Regierungen,<br />
den von ihnen im» Prinzip als wünschenswert<br />
erkannten Gedanken in die Tat' umzusetzen<br />
und mit Energie daranzugehen, eine Formel<br />
zu finden, welche die Verständigung in<br />
Rüstungsfragen ermöglicht. :Das Problem zu<br />
246<br />
= =9<br />
wenn<br />
lösen, trauen sie<br />
Wollte man sich<br />
sich scheinbar nicht zu.<br />
also auf ihre Arbeit verlassen,<br />
so könnten alle Hoffnungen auf eine<br />
Verminderung<br />
werden.<br />
der Rüstungslasten begraben<br />
Sollten sich nicht in den drei am<br />
meisten interessierten Ländern Fachleute<br />
finden, die sich dein Studium der delikaten<br />
Frage widmen: Welche Formel läßt sich<br />
für die Einleitung der Rüstungsbeschränkung,<br />
empfehlen? Vielleicht erlebt Mr. Churchill<br />
die Genugtuung, daß sein Vorschlag als annehmbar<br />
bezeichnet wird! Je mehr man übe:<br />
ihn nachdenkt, um! so mehr wird man sich<br />
darüber klar, daß er eine der besten Lö- :<br />
sungen, wenigstens für ein Provisorium, be<br />
deutet. Sämlicthe Einwendungen, die seinerzeit<br />
gemacht wurden, halten sachlicher Ueberlegung<br />
nicht stand. Es wird beabsichtigt,<br />
alle Seemächte zu bewegen, zunächst in die<br />
Budgets für ein Jahr keine neuen, also ersten<br />
Raten für Großkampfschiffe einzustellen. Die<br />
Budgets werden den Volksvertretungen vorgelegt.<br />
Es ist undenkbar, daß sich ein Betrag<br />
von vielen Millionen etwa den Augen der<br />
Oeffentlichkeit entziehen könnte. Ebensowenig<br />
wie daß irgendwo der Kiel zu einem<br />
Großkampfschiff gestreckt werden könnte,<br />
ohne daß es allgemein bekannt würde. Die<br />
Kontrolle wäre also einfach. Die von allen.<br />
Regierungen angenommene Bestimmung hätte<br />
z. B. zu lauten: „Wir verpflichten uns, während<br />
der Zeit vom 1. April 1915 bis zum<br />
1. April 1916 den Bau keines Schlachtschiffes,<br />
d. h. keines Schiffes über 10 000 t Deplacement,<br />
in Angriff zu nehmen." Man wendet ein,<br />
die Industrie werde<br />
Aber muß auch nicht<br />
zu schwer geschädigt.<br />
jetzt die Privatindustrie<br />
damit rechnen, einmal während eines Jahres<br />
keine Neubestellung von der Marine zu erhalten<br />
? Blohm und Voß bauten bisher regelmäßig<br />
unsere Schlachtkreuzer. Der vorjährige<br />
Auftrag ging an die Schichau-Werft,<br />
der diesjährige an die Kaiserliche Werft in<br />
Wilhelmshaven. Die Firma Blohm und Voß<br />
hatte sich besonders auf den Bau des Typs<br />
eingerichtet und brachte die besten Kriegsschiffsmodelle<br />
heraus, die wir besitzen. Nun<br />
ist sie ohne Beschäftigung für die Kriegsmarine.<br />
Wird sie deshalb zugrunde gehen ?<br />
Ganz gewiß nicht. Bei vorausschauender,<br />
tüchtiger Geschäftsführung wird sie auch die<br />
Kriegsschiffsbauaufträge entbehren können.<br />
Heißt es doch jetzt zuweilen von seilen<br />
ihnen verdienen<br />
der<br />
wir<br />
Privatwerften :<br />
nichts."<br />
Werke.<br />
„An<br />
Im Geschäftsbericht der Vulcanin<br />
Hamburg und Stettin wird als<br />
Grund des beträchtlichen Fallens der Dividende<br />
(von 11 o/o auf 6 o/o) das demoralisierende<br />
Preisniveau für Schiffsneubauten angeführt,<br />
und es verlautet, daß sich das besonders<br />
auf die Schiffe für unsere Kriegs-<br />
marineplattenbezieht.<br />
Die Schiffsbau-, Panzer-<br />
und Geschützfirmen werden also<br />
;<br />
Ausfall verschmerze«.<br />
leicht den geringen ;