1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS -^kßTE =<br />
besitzt, die große Tochter der Stadt zu ehren,<br />
obwohl sie eine deutsche Frau ist. Die deutsche<br />
Stadtverwaltung von Wien hat sich leider nicht<br />
einmal zu einer Begrüßungsdepesche aufgeschwungen.<br />
Das Begleitschreiben zur Ehrenplakette hat<br />
folgenden Wortlaut:<br />
„Präsidium<br />
des Stadt- und Magistratsrates<br />
der königl. Hauptstadt Prag.<br />
Hochgeborne Frau!<br />
Der Gemeinderat der königl. Hauptstadt<br />
Prag hat aus Anlaß der seltenen Feier des<br />
70. Geburtsfestes Ihr. Hochgeboren in seiner<br />
Sitzung vom 23. Mai <strong>1913</strong>, eingedenk der langjahrigen,<br />
eifrigen und unermüdlichen Bestrebungen<br />
hingebend zur Erhaltung eines dauernden<br />
Weltfriedens und eines friedlichen Zusammenlebens<br />
unter allen Nationen der Welt,<br />
einstimmig beschlossen, Ihnen die Ehren- und<br />
Verdienstplakette der königl. Hauptstadt Prag<br />
zu verleihen, als bescheidenen Beweis der<br />
höchsten aufrichtigsten Anerkennung Ihrer be-<br />
.<br />
sonderen verdienstvollen Bestrebungen und<br />
Ihres, einem edlen Ziele geweihten Lebens.<br />
Es gereicht mir .zur besonderen Ehre und<br />
ist mir eine angenehme Pflicht, Sie, hochgeborne<br />
Frau, von diesem einstimmigen Beschluß<br />
des Stadtrates der königl. Hauptstadt<br />
Prag in Kenntnis zu setzen und erlaube ich mir<br />
gleichzeitig, Sie im Namen des Präsidiums des<br />
Stadtrates, sowie im eigenen Namen auf das<br />
allerherzlichste zu beglückwünschen.<br />
Mit dem innigen Wunsche, es möge Ihnen<br />
durch eine lange Reihe von Jahren bei voller<br />
Geistes- und Körperfrische noch vergönnt sein,<br />
für die erhabene Idee des Weltfriedens bis zu<br />
dem endlichen Siege dieses Ringens, welcher<br />
von der Menschheit so sehnsüchtig erwartet<br />
wird, zu wirken, schließe ich gleichzeitig die<br />
Plaquette bei und bin<br />
hochgeborne Frau stets ganz ergebener<br />
Gros,<br />
Bürgermeister der königl. Hauptstadt<br />
Prag.<br />
Prag, den 23. Mai <strong>1913</strong>."<br />
Der Baronin zu Ehren wurde eine Sammlung<br />
für eine Suttnerstiftung eingeleitet, deren<br />
Erträgnis die Baronin für die Oesterreichische<br />
Friedensgesellschaft bestimmte. Die Sammlung<br />
ergab bis jetzt den ansehnlichen Betrag von<br />
ca. 30 000 Kr.<br />
Unmöglich ist es, die nach vielen hunderten<br />
zählenden Depeschen und Gratulationsschreiben<br />
anzuführen, die aus allen Ländern<br />
.und aus allen Kreisen herrührten. Daß aber<br />
auch Mitglieder des österreichischen Kaiserhauses<br />
unter den Gratulanten sich befanden,<br />
soll hervorgehoben »werden. ,<br />
Die Presse aller Länder — ganz abgesehen<br />
(von der pazifistischen Fachpresse, — befaßte sich<br />
in ausführlichen Artikeln mit der Jubilarin.<br />
270<br />
(Näheres darüber unten in der „Artikel-Bibliographie".)<br />
Viele brachten auch ihr Porträt. So<br />
gestaltete sich das Suttnerjubiläum zu einer<br />
Weltfriedens feier, bei der die große Verehrung<br />
und der internationale Ruhm der großen Frau,<br />
aber auch der Umfang und die Bedeutung des<br />
Pazifismus deutlich zum Ausdruck gelangte.<br />
Friedensgesellschaft in Mülhausen i. E. :: :: :: :: ::<br />
Auf elsässischen Boden beginnt der Pazifismus<br />
mächtig in die Höhe zu schießen. Die<br />
(Bewohner der Reichslande sind sich ihrer Lage<br />
bewußt geworden, haben erkannt, daß ein Krieg<br />
sie in erster Linie treffen müßte, die Arbeit<br />
für die Friedenssicherung ihr wichtigster Be-<br />
ruf sei. Aus diesen Erwägungen heraus traten<br />
dort jene erfreulichen Kundgebungen in Erscheinung,<br />
die wir in den letzten Monaten hier<br />
verzeichnen konnten; so wird jetzt wieder die<br />
Gründung einer neuen Friedensgesellschaft in<br />
Mülhausen gemeldet, die ihren Anschluß an<br />
die Deutsche Friedensgesellschaft gesucht hat<br />
und an deren Spitze der bekannte elsä-ssische<br />
Industrielle v. Schlumberger getreten ist.<br />
Dieser eröffnete auch die konstituierende Sitzung<br />
mit einer Ansprache, in der er auf die im' Frühling<br />
abgehaltene imposante Friedenskundgebung<br />
der drei politischen Organisationen Mülhausens<br />
sowie auf die einstimmig gefaßte Resolution<br />
des elsaß-lothringischen Landtags zugunsten<br />
des Friedens hinwies. Wenn auch die edlen<br />
Bestrebungen der Friedensfreunde von mancher<br />
Seite noch als Utopien angesehen, so führte<br />
(der Redner aus, und der Krieg als eine Naturnotwendigkeit<br />
hingestellt werde, so mache der<br />
Pazifismus doch zusehends Fortschritte. Besonders<br />
in Elsaß-Lothringen finde die Friedensidee<br />
großen Anklang, da unser Land kein<br />
Festungsglacis sein, sondern die natürliche<br />
Brücke zwischen den beiden großen Kulturvölkern<br />
diesseits und jenseits der Vogesen bilden<br />
wolle, die es schon zu französischer Zeit war.<br />
Für eine ruhige friedliche Entwicklung unserer<br />
Verhältnisse und gegen alle Chauvinisten und<br />
Kriegshetzer müsse das Losungswort der zu<br />
gründenden Friedensgesellschaft sein, schloß<br />
der Redner seine, mit großem Beifall aufgenommenen<br />
Ausführungen.<br />
Einige Tage nach der Gründung der Gesellschaft,<br />
der gleich 86 Mitglieder beitraten,<br />
•würde ein Aufruf erlassen. Darin wird zunächst<br />
auf das Bestehen von Friedensgesellschaften<br />
in Straßburg und Colmar hingewiesen,<br />
und dann werden die Gedanken und Ziele der<br />
Friedensbewegung dargelegt: „Steigende Kultur<br />
und gemeinsame Interessen der Völker unterstützen<br />
die Forderung, daß die Beziehungen der<br />
Völker und Nationen durch dieselbe Moral und<br />
dasselbe Recht geregelt werden, wie die Beziehungen<br />
zwischen den einzelnen und daß sie<br />
mit der übergeordneten Idee der Menschheit<br />
in Einklang gehalten werden. Die wirtschaftliche<br />
Entwicklung selbst weise in diese Richtung<br />
und lasse den Krieg mehr und mehr auch<br />
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