1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FßlEDENS-^&ßTE =<br />
leicht Gelegenheit ergeben, den Schülern<br />
mancherlei Kenntnisse zu vermitteln. Diese<br />
hätten zu umfassen: Allgemeines über die<br />
Wehrmacht und die Organisation derselben,<br />
Bedeutung in volkserzieherischer Richtung<br />
und ihres bildenden Einflusses, Kartenlesen<br />
(Spezialkarte des Aufenthaltsortes), Erzählung<br />
von kriegsgeschichtlichen<br />
Episoden, hauptsächlich solcher,<br />
bei welchen sich das betreffende Hausregiment<br />
beziehungsweise Leute aus der engeren<br />
Heimat ausgezeichnet haben usw."<br />
Danach wird dem Lehrer direkt vorgeschrieben,<br />
alle militärischen Ereignisse zu<br />
verschweigen, bei denen Oesterreich nicht<br />
rühmlich abschnitt. Man glaubt, durch eine<br />
patriotisch gefärbte geschichtliche Darstellung<br />
Stimmung für den Militarismus zu<br />
machen. Es wird dem Historiker die Weisung<br />
erteilt, in der Weltgeschichte nichts<br />
anderes als den Schauplatz von Schlachten,<br />
natürlich nicht verlorenen, sondern gewonnenen,<br />
zu erblicken. Für ihn gilt der<br />
vornehmlichste Gesichtspunkt : „Jede sich<br />
darbietende Gelegenheit wäre zu benützen,<br />
um bei den jungen Leuten durch Besichtigung<br />
von Geschützen, Maschinengewehren,,<br />
Feldtelegraphen, Feldküchen, Gewehr- und<br />
Munitionsfabriken usw. das Interesse an<br />
militärichen Einrichtungen wachzurufen."<br />
Von einer Berücksichtigung der Friedensbewegung<br />
ist hier keine Spur vorhanden.<br />
Ihre Bedeutung wird gar nicht berührt. Daß<br />
sie sich gegen die gewaltigen militärischen<br />
Opfer und die wahnsinnigen Rüstungen wendet,<br />
darf die Schuljugend nicht wissen. Im<br />
Gegenteil, das Ministerium für öffentliche Arbeiten<br />
gibt in dem Erlaß vom 10. Jan. <strong>1913</strong><br />
für alle politischen Landesstellen, mit Ausnahme<br />
von Galizien und Niederösterreich, sowie für<br />
die Direktionen der in Betracht kommenden<br />
gewerblichen Zentralanstalten d:em Gedanken<br />
Ausdruck, : „Die wachsende Bedeutung unserer<br />
in aufsteigender Entwicklung begriffenen<br />
Kriegs- und Handelsmarine im Zusammenhang<br />
mit der Rückwirkung ihres<br />
Aufschwunges auf die Belebung wichtiger<br />
heimischer Industrie- und Gewerbezweige erfordern,<br />
daß dem Marinewesen im Unterricht<br />
der gewerblichen Lehranstalten künftighin<br />
erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet wird."<br />
Es wird daher dem Lehrkörper der Gewerbeschulen<br />
zur (Pflicht gemacht, die Jugend ,,über<br />
den gesamtstaatlichen und volkswirtschaftlichen<br />
Wert der unausgesetzten<br />
Kräftigung und Ausgestaltung unserer Kriegsund<br />
Handelsflotte im1 allgemeinen, namentlich<br />
aber in ihrer Besprechung zur heimischen<br />
gewerblichen Produktion aufzuklären<br />
und ihr Interesse für das Seeleben zu wecken<br />
und zu fördern." Hier unterläuft dem Ministerium<br />
für öffentliche Arbeiten ein grober<br />
P'ehler, indem' es von einem großen Nutzen<br />
der ^Flottenrüstungen für die Allgemeinheit<br />
spricht und dabei den großen Gegensatz<br />
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zwischen den gewaltigen Ausgaben für den<br />
Militarismus und den winzigen Geldopfern<br />
für humane, kulturelle Bedürfnisse im Jahresbudget<br />
verschweigt. Gegen eine Vermehrung<br />
der Handelsschiffe hat niemand etwas einzuwenden,<br />
aber zu bekämpfen ist die Mei-'<br />
nung, nach der die Befruchtung der Industrie,<br />
Arbeitsmöglichkeiten für den Proletarier<br />
usw. bei dem Bau von Riesenschiffen<br />
die Nachteile überwiegen, die ein ungeheurer<br />
Kostenaufwand für die Kriegsmarine zur Genüge<br />
beleuchtet.<br />
Man klagt in Oesterreich, daß der Unterricht<br />
in der höheren und minderen Schule<br />
reformbedürftig ist. Das Eindringen militärischer<br />
Ansichten in das Klassenzimmer hat<br />
eine ungünstige Begleiterscheinung gebracht.<br />
Davon kann man sich besonders im geschichtlichen<br />
Unterricht überzeugen, der das Schwergewicht<br />
auf die Darstellung von Schlachten<br />
und Feldzügen legt und geistige, wirtschaftliche<br />
Bewegungen nicht erklärt. Bezüglich<br />
der Mittelschulen sagte der frühere Minister<br />
für Kultus und Unterricht, Dr. M a r c h e t<br />
im Jahre 1908: „Der Unterricht in Geschichte<br />
ist in dem Sinne zu modernisieren, daß neben<br />
der politischen mehr als bisher die Wirtschafts-<br />
und Kulturgeschichte berücksichtigt<br />
und daß auch der Geographie in den oberen<br />
Klassen die gebührende Stellung eingeräumt<br />
wird." Es wurde wohl in der letzten Klasse<br />
der Mittelschule die „Bürgerkunde" im Anschlüsse<br />
an die österreichische Vaterlandskunde<br />
eingeführt, aber eine Reformierung des<br />
geschichtlichen Lehrgegenstandes ist damit<br />
nicht erfolgt. Ein sehr wichtiger Fortschritt<br />
muß allerdings anerkannt werden, daß in dem<br />
neuen Lehrplan für die Mittelschulen verlangt<br />
wird, man möge die Kriegsgeschichte i:i den<br />
oberen Klassen auf ein Mindestmaß beschränken.<br />
Es zeigen sich die Mängel der Vergangenheit<br />
in verjüngter Gestalt, wenn man von<br />
dem Germanisten verlangt, er möge den<br />
Schülern einen „Ueberblick über den Entwicklungsgang<br />
der deutschen Literatur bis<br />
nahe an die Gegenwart" geben. Somit soll<br />
die gegenwärtige Zeit weder von dem Historiker<br />
noch Literaturhistoriker an den Mittelschulen<br />
besprochen werden. Nehmen wir den<br />
Fall an, am Gymnasium kommt man am Ende<br />
der 8. Klasse in der Geschichte nicht weiter<br />
als bis zum Jahre 1848, so hat die Schuljugend<br />
nach Absolvierung der Mittelschulstudien<br />
keine Ahnung von den geistigen Strömungen<br />
der Jetztzeit. Bekanntlich trat am<br />
18. Mai des Jahres 1899 eine Friedenskonferenz<br />
im Haag zusammen, die von fast allen<br />
Kulturstaaten der Erde besucht wurde und<br />
den Zweck verfolgte, den unaufhörlichen<br />
Rüstungen ein Ende zu setzen. Dieser Tag<br />
sollte als ein denkwürdiges Ereignis in den<br />
österreichischen Schulen gefeiert werden, das<br />
eine neue Epoche der Weltgeschichte einleitete.<br />
Wie kann ein Gymnasiast Kenntnis<br />
von der friedlichen Organisierung der Welt