1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
@= = DIE FRIEDEN5-^&DXE<br />
ist, so ergibt sich ein weiterer Kostenbetrag<br />
von 2000 Mill. M. im Jahre, der Deutschland<br />
dadurch erwächst, daß ständig 1 Million<br />
Männer einer wirtschaftlich nutzbringenden<br />
Arbeit entzogen werden. I nsgesamt<br />
werden dann seine Wehrlasten<br />
4000 Millionen Mark p. a. überschreiten,<br />
also höher sein als 1871<br />
die französische Kriegskostenentschädigung,<br />
deren gewaltiger<br />
Betrag damals das Staunen der<br />
W e 1 1 hervorrie f.<br />
Wenn diese Kosten in den anderen Ländern<br />
auch etwas niedriger sein werden, so<br />
doch verhältnismäßig nicht viel. Und diese<br />
enormen Summen und Arbeitskräfte werden<br />
ständig der Volkswirtschaft entzogen; es<br />
tritt durch die Rüstungen zur Erhaltung des<br />
Friedens jenes finanzielle und volkswirtschaftliche<br />
Weißbluten ein, das in seinen wirtschaftlichen<br />
Folgen auf die Dauer nicht viel weniger<br />
verderblich ist als ein Menschen und Güter<br />
verschlingender Krieg. Welche enorme Summe<br />
sozialen Uebels ließe sich aus der Welt<br />
schaffen, wenn auch nur die Hälfte der<br />
Küstungskosten zun* Besserung des Loses der<br />
weniger bemittelten Klassen Verwendung,<br />
fände! Die Ausgaben der Kranken-, Unfall-<br />
und Invalidenversicherung Deutschlands<br />
haben 1910 nur 804 Mill. M. betragen; nur<br />
52 Mill. M. davon hat das Reich zugeschossen.<br />
Es könnte die Leistungen verdoppeln und sie<br />
ganz auf die Reichskasse übernehmen, wenn<br />
es seine Wehrlasten nur auf die Hälfte herabmindern<br />
könnte.<br />
Es ist aber auch klar, daß die Völker<br />
Europas über den riesigen Wehrausgaben<br />
wirtschaftlich zurückbleiben<br />
müssen hinter anderen<br />
Völkern, die diese Lasten nicht zu<br />
tragen haben. Das gilt von denen unseres<br />
Kontingents gegenüber England, das<br />
die allgemeine Wehrpflicht nicht kennt, also<br />
nur relativ wenig Menschen im Heeres- und<br />
Flottendienst hat. Das gilt in noch ganz<br />
anderem Maß gegenüber den Vereinigten<br />
Staaten von Amerika und Kanada. Wenn die<br />
sechs europäischen Großmächte von 1881<br />
bis 1910 über 134 Milliarden Mark für<br />
Rüstungszwecke ausgegeben haben, ist es da<br />
ein Wunder, wenn ihr Reichtum weit zurückbleibt<br />
hinter dem Nordamerikas?<br />
Die Rüstungs Vermehrung des<br />
einen Landes treibt mit Naturnotwendigkeit<br />
die des an'dern'hera<br />
u s. Die Verstärkung der russischen Wehrmacht,<br />
z. T. vielleicht gezeitigt durch die<br />
deutschen und österreichisch-ungarischen Rüstungen<br />
in 1911 und 1912, die wieder bedingt<br />
durch das französische Cadresgesetz waren,<br />
hat vereint mit der Veränderung der politischen<br />
Verhältnisse auf dem Balkan die<br />
neueste deutsche Wehrvorlage hervorgerufen;<br />
letztere zeitigt die Wiedereinführung der<br />
dreijährigen Dienstzeit in Frankreich und<br />
neue Rüstungen in Rußland ,<br />
Es ist die Schraube ohne Ende, unter<br />
der die Völker seufzen.<br />
Als 1898 der russische Zar überraschend<br />
das Manifest für die Friedenskonferenz im<br />
Haag erließ, war die Welt skeptisch, und<br />
leider ist — so segensreiche Folgen sie auf<br />
andern Gebieten erreicht hat — auf dem wich*tigen<br />
Gebiet der Frage der Rüstungsbeschränkungen<br />
ihr Einfluß weniger als; Null geblieben.<br />
Gerade am Widerstand Deutschlands<br />
ist diese Frage gescheitert. Die „Formel"<br />
der Rüstungsbeschränkung Heß sich nicht<br />
finden. Fürst Bülow meinte seinerzeit, daß'<br />
rnan unmöglich international den einzelnen<br />
Staaten vorschreiben könne, wieviel Kanonen,<br />
Schiffe, Panzer- und Maschinenstärken, welche<br />
Geschützstärken, welche Gewehre, welches<br />
Pulver usw. sie haben sollten. Darin<br />
kann man. ihm auch recht geben: Diese komplizierte<br />
Formel läßt sich nicht finden. Aber<br />
schon vor langen Jahren ist von den verschiedensten<br />
Seiten unabhängig voneinander,,<br />
vom Pfarrer Urnfrid, Prof. Quidde und müder<br />
Vorschlag gemacht worden, lediglich<br />
das Maß der Rüstungsausgaben<br />
international festzulegen, die vorhandenen<br />
Heeres- und Flottenetats<br />
als das Gegebene zu nehmen<br />
und sich zu ve r pf 1 i c h ten, für eine<br />
bestimmte Reihe von Jahren diese<br />
Etats nicht zu überschreiten.<br />
Die Etats unterliegen der Kontrolle der<br />
Öffentlichkeit, der Parlamente. Es geht<br />
nicht an, neben ihnen noch Geheimetats zu<br />
führen, und in jeder gesetzgebenden Körperschaft<br />
fehlt es nicht an Parteien oder Personen,<br />
die dem Versuch, Rüstungsausgaben<br />
in anderen Etats zu verstecken, energisch entgegentreten,<br />
ihn sofort an die Öffentlichkeit<br />
bringen würden. Welche Ausgaben aber in<br />
die Heeres- und Flottenbudgets gehören, darüber<br />
ließe sich leicht eine Verständigung herbeiführen.<br />
Ich bin fest überzeugt, daß eine einmal<br />
für fünf Jahre erfolgte Festlegung<br />
der Wehrbudgets bei Ablauf<br />
der Bindungsfrist nicht nur<br />
zu einer Erneuerung, sondern sogar<br />
zur Verständigung über gleichmäßige<br />
prozentuale Herabsetzung<br />
führen würde, daß zum Segen für die<br />
Völker die Schraube gelockert würde.<br />
Auf mein Betreiben hat noch im alten<br />
Reichstag die Fraktion der Fortschrittlichen<br />
Volkspartei eine Resolution eingebracht, „daß<br />
der Reichskanzler sich nicht ablehnend verhalten,<br />
solle, wenn von einer andern Großmacht<br />
Vorschläge wegen gleichzeitiger und<br />
gleichmäßiger Begrenzung der Rüstungen gemacht<br />
werden sollten". Wir hatten Grund<br />
zu der Annahme, vom Reichskanzler eine<br />
entgegenkommende Antwort zu erhalten und<br />
waren aufs peinlichste überrascht, als sie kühl,<br />
usf.<br />
125