1913 - Det danske Fredsakademi
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nicht beherrsclit. Der Generalsekretär der genannten<br />
Union, Chr. L. Lange- Brüssel, gibt<br />
in seinem Artikel „Europa" („Frankf. Ztg."<br />
vom 25. Dezember) sozusagen die richtige Antwort<br />
auf Wedekinds Tiraden; er sieht eine<br />
„Revolte des Hungers und der Indignation"<br />
herannahen, falls immer noch weiter gerüstet<br />
und mit dem Kriegsfeuer gespielt wird.<br />
Günther v. Vielrogge (Oberstleutnant<br />
.a. D. C a r 1 v. Wartenberg) war wegen seines<br />
Artikels „Das zu oft verwaiste Regiment"<br />
(im Aprilheft des „Türmer") von der<br />
„Deutsch. Tagesztg." und den „Leipz. N. N."<br />
scharf angegriffen worden. Er wehrt sich gegen<br />
diese Verunglimpfungen in einer schneidig geschriebenen<br />
kleinen Broschüre: „Das zu oft<br />
verwaiste Reg. und die reaktionäre Presse" (Verlag<br />
Nationale Kanzlei, Leipzig-St., Naunhoferstr.<br />
33), worin er auf Seite 16 einen „Fürstenspiegel"<br />
mitteilt, der der „Deutsch. Tagesztg."<br />
entstammt und an Unverblümtheit wahrlich<br />
nichts zu wünschen übrig läßt. Schwere<br />
Vorwürfe werden auch gegen das preußische<br />
Kriegsministerium und das preußische<br />
Militärkabinett erhoben.<br />
In einer Besprechung des Erich Marcksschen<br />
Buches „Männer und Zeiten" in der<br />
„Frankf. Zeitung" vom 29. Dezember nimmt<br />
der Referent, der Präsident des Ober-Konsistoriums<br />
in Elsaß-Lothringen, Dr. Friedrich<br />
Curtius, in interessanter Weise Stellung zu<br />
des Verfassers Ansichten vom Kriege. Es<br />
heißt da, anschließend an dem von Marcks<br />
zitierten Satze: „Der Krieg ist der große Schöpfer<br />
auch innerlicher Neubildung in Staat, Gesellschaft,<br />
Wirtschaft, in aller Kultur", folgendermaßen:<br />
„Ich kann mich nicht überzeugen,<br />
daß diese Kombination politischer und wirtschaftlicher<br />
Bestrebungen mit dem Ziele des<br />
Weltkrieges dem deutschen Geiste gemäß sei.<br />
Für die Engländer, die ihre Kriege mit bezahlten<br />
Söldnern führen, ist der* Krieg, im Grunde<br />
genommen, ein Geschäft, wenn auch ein grausiges,<br />
die Entscheidung über Krieg und Frieden<br />
eine Geldfrage. Ihre Kriege im 18. Jahrhundert<br />
werden von Marcks als Handelskriege gewürdigt<br />
und auch ihre Teilnahme an der Erhebung<br />
Europas gegen Napoleon war nicht, wie auf<br />
dem Kontinent von Spanien bis Rußland, ein<br />
Kampf um nationale Selbständigkeit, sondern<br />
um die Wiedereröffnung der Welt für den englischen<br />
Handel. Man begreift deshalb, daß<br />
in demjenigen Teile der englischen Nation, dem<br />
der Erwerb alles ist, die deutsche Konkurrenz<br />
den Gedanken einer gewaltsamen Entscheidung<br />
entstehen läßt. Daß, auch reingeschäftlich<br />
betrachtet, dieser Gedanke<br />
eine große Täuschung ist, hat ein<br />
berühmtes Buch nachgewiesen. Aber<br />
dem deutschen Geiste ist diese Verbindung<br />
von Patriotismus und Geschäft unnatürlich. Gewiß<br />
streben wir nach Raum für die Erzeugnisse<br />
deutscher Arbeit und für deutsche Menschen.<br />
Wie wir aber im Privatleben den unlautern<br />
Wettbewerb verurteilen, so im inter-<br />
nationalen Geschäft den Wettbewerb durch<br />
Kanonen und Panzerschiffe. . . . Marcks sagt,<br />
38<br />
daß die imperialen Bestrebungen von der alten,<br />
durchaus nationalen Grundlage herkommen, indem<br />
„die Nationen über die Ränder ihrer<br />
heimatlichen Formen übergeströmt sind in die<br />
Welt hinein." Das ist gewiß richtig. Wenn<br />
dem aber so ist, so handelt es sich um eine<br />
wirtschaftliche Erscheinung, aus der der Politik<br />
die Aufgabe erwächst, die unvermeidlichen<br />
Kollisionen zu überwinden.<br />
Es ist geradezu ein Verzicht auf die Lösung<br />
der höchsten politischen Aufgaben, ein Verzicht<br />
im Grunde auf die Superiorität<br />
des Geistes über die Natur, wenn man<br />
die Entwicklung dieser Dinge in der resignierten<br />
Erwartung eines Welthandelskrieges ansieht.<br />
Die „rücksichtslose Machtpolitik" ist<br />
ethisch und politisch noch eher zu entschuldigen,<br />
wenn sie im Ernste ein Weltreich plant,<br />
das der gequälten Menschheit nach Zeiten unerhörter<br />
Drangsale den ewigen Frieden verschafft.<br />
So feierten die römischen Dichter die Herrschaft<br />
des Augustus, als einen solchen Versuch<br />
hat auch Napoleon gelegentlich das letzte Ziel<br />
seiner Politik vor dem Gewissen der Menschheit<br />
verteidigt. Wenn man aber den Weltkrieg<br />
ohne Ziel und Ende kommen sieht, so ist das<br />
der Bankrott der Politik, eine entschlossene<br />
Rückkehr zur Barbarei.<br />
Im Blick auf eine solche Perspektive erscheinen<br />
die Welteroberer, Alexander und Napoleon, wie<br />
fromme Idealisten." — In der „Welt am Montag"<br />
vom 16. Dezember weist Helmut v. Gerlach<br />
den „Bankerott des Friedens" nach. Ihm<br />
scheint es, daß die alte Friedensidee „Pleite<br />
gemacht". „Neue Wege gilt es zu wandeln".<br />
Es dünkt uns, daß nur die Idee, die sich Herr v.<br />
Gerlach von der Friedensidee gemacht hat,<br />
„bankerott" ist. Die „neuen Wege", die er<br />
sieht, haben andere schon längst gebahnt. Ihm<br />
sind sie noch neu; einer, der mit einem Hapag-Luxusdampfer<br />
nach New York fährt und sich<br />
einredet, Amerika entdeckt zu haben. — Drollig<br />
ist es, wenn die Aestheten, am drolligsten<br />
gar, wenn die Kabarett-Spaßmacher sich über<br />
die Wissenschaft des Pazifismus äußern. In<br />
einem „Deutsche Dichtung, Deutsche<br />
Wirklichkeit" betitelten Artikel in der<br />
„Neuen Straß burger Zeitung" vom 23.<br />
Dezember kommt uns Freiherr Ernst von<br />
Wol zogen in politischem Kostüm. Man<br />
höre: „Als ich in der Zeitung las, daß heuer<br />
kein Nobelpreis für Friedensbestrebungen verliehen<br />
werden könne, da habe ich dreimal<br />
Hurra geschrien. Mag das nun geschehen<br />
sein, weil in der ganzen' zivilisierten Welt wirklich<br />
kein ehrwürdiger Faselhans zu<br />
finden war, oder weil die Preisrichter das Feingefühl<br />
besaßen, sich in einer Zeit, wo die ganze<br />
Welt dem Heldenmut von vier verkannten<br />
kleinen Völkerschaften die verdienten Ehrenbezeugungen<br />
erweist, sich mit der Belohnung<br />
billiger Salbadereien nicht lächerlich zu machen,<br />
gleichviel — das blanke Schwert ist den müßigen<br />
Wortmachern über den Mund gefahren,<br />
und das dünkt mich erfreulich.' Wir haben in<br />
Deutschland gegenwärtig nicht den geringsten<br />
Grund, mit dem Säbel zu rasseln, und ein<br />
Triumph der Unvernunft wäre es, wenn ganz<br />
Europa wirklich darum bluten müßte, weil<br />
österreichische Handelsinteressen den siegreichen<br />
Serben keinen Adriahafen gönnen. Aber<br />
gut ist es auf alle Fälle, daß wir wieder<br />
einmal einen gerechten Krieg