1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FBIEDENS -^VADTE ;©<br />
blitzt, ob die Rüstungen nicht mit Verwüstungen<br />
enden werden." Erst jetzt blitzt diese<br />
Besorgnis auf, fünfzehn Jahre nach Johann<br />
von Blochs dröhnendem Alarmruf? Und<br />
weiter: „Die Rüstungspolitik ist überall vor<br />
einer sich auftürmenden Mauer angelangt. Die<br />
Völker werden durch die Bedrängnis der Versuchung<br />
zugänglich, sich entweder gegen die<br />
.<br />
Kriegsminister aufzulehnen, oder verzweifelt<br />
durch Blut und Eisen aus dem jetzigen Wirrsal<br />
herauszustürzen." Zum Glück führen noch<br />
andere Wege aus dem Wirrsal hinaus: nämlich<br />
Vernunft und edler Wille.<br />
Der „Matin" veröffentlichte einen Ge-<br />
Geheimvertrag, der im Juni 1912 zwischen<br />
dem serbischen und bulgarischen Generalstab<br />
abgeschlossen wurde. Darüber durch zwei<br />
Tage wilde Sensation in der österreichischen<br />
Presse, weil in dieser Militärkonvention vorgesehen<br />
war, daß sich die beiden Kontrahenten<br />
gegen etwaige Angriff e unserer Monarchie<br />
oder im Falle ihres Einmarsches1 in<br />
den Sandschak sich gegenseitig Schutz leisten<br />
und Oesterreich Krieg erklären würden. Wie<br />
eine geplatzte Biombe wurde diese Nachricht<br />
aufgenommen. „Geplanter Dolchstoß in den<br />
Rücken der Monarchie." — „Komplotte gegen<br />
den Frieden Europas." — „Also nicht gegen<br />
die Türkei, sondern gegen uns haben sich die<br />
Balkanstaaten verbündet!" — „Und Rußland<br />
war davon verständigt — also eine regelrechte<br />
Verschwörung, Oesterreich mit Krieg<br />
zu überziehen." König Ferdinand weilte eben<br />
in Wien. Als entlarvter Verräter wurde er<br />
bezeichnet, den man sofort ausweisen müsse.<br />
Doch da geschah, daß der Kaiser den bulgarischen<br />
Zaren in Schönbrunn mit aller Auszeichnung<br />
empfing, ihm auf dem Treppenabsatz<br />
entgegenging und nach einer halbstündigen<br />
Unterhaltung wieder zum Treppenabsatz<br />
hinausbegleitete. Da verstummte mit<br />
einem Schlage das antibulgarische Gezeter<br />
und es hieß : Die Veröffentlichung ist von der<br />
russophilen Partei Bulgariens ausgegangen,<br />
die damit Bulgarien vor Oesterreich-Ungarn<br />
zu kompromittieren sucht. Uebrigens habe die<br />
hiesige Regierung bereits längere Zeit vor Ausbruch<br />
des Balkankrieges genaue Kenntnis von<br />
diesen Verträgen gehabt, und hat sich doch<br />
nicht von ihrer bulgarenfreundlichen Politik<br />
abbringen lassen, weil sie „gewisse Versicherungen<br />
darüber hatte, daß diese Verträge nie<br />
erfüllt werden würden". Verträge mit Rückversicherungen,<br />
daß sie niemals erfüllt werden<br />
— das ist auch so ein hübsches Gericht<br />
aus der diplomatisch-militärischen Geheimkocherei!<br />
Nun wurde der publizistische Bulgarengroll<br />
gedämpft und die vorhandene Erregung<br />
ganz auf das intrigierende Rußland gelenkt,<br />
das mit Hilfe seiner beiden Verbündeten<br />
den Balkanbund zum Verderben Oesterreichs<br />
schmieden wollte. Es ist, als wäre die<br />
Welt von lauter Uebeltätern erfüllt und alle<br />
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Regierungskunst und -Weisheit nur auf das<br />
Durchblicken und Durchkreuzen der nachbarlichen<br />
Uebeltaten beschränkt. Diese Wendung<br />
kam aber auch wieder den eben in den Delegationen<br />
verhandelten Militärforderungen (und<br />
den Panzerplattenfabriken) zugute, weil es doch<br />
zeigte, wie gut man getan hatte, gegen die<br />
Nachbarn zu mobilisieren und wie notwendig<br />
es ist, gegen die weiteren Eventualitäten<br />
weiter zu rüsten.<br />
Die ganze Enthüllungssensation war aber<br />
schnell von der Bildfläche verschwunden, weil<br />
eine neue größere Sensation auftauchte : Z a -<br />
b e r n , Militärgroteske in vier Aufzügen. Es<br />
hätte auch eine Tragödie werden können. Die<br />
ganze Affäre warf übrigens wieder ein grelles<br />
Licht auf den immer heftigeren Widerspruch<br />
zwischen dem sporrenklirrenden Degen-durchden-Leib-rennendenReitergeist<br />
und der -modernen<br />
Zeit. Kaiser Wilhelm hat sich zum<br />
Glück zu rechter Stunde modern gezeigt. Wie<br />
übrigens das Kriegsgericht entscheiden wird,<br />
ist auch noch abzuwarten. Möglicherweise<br />
wird der General beförderungsweise versetzt,<br />
der Oberst leise gerügt, der junge „Führer<br />
wie wir sie brauchen" etwas unzarter am Ohr<br />
gebeutelt, am härtesten aber die ausplaudernden<br />
Rekruten gestraft.<br />
Mit<br />
Der Ministersturz in Frankreich ist etwas<br />
mehr als eine gewöhnliche Krise — es ist<br />
auch ein Symptom der tiefgehenden Unrast,<br />
von der das Land geschüttelt ist. „Nieder<br />
mit der dreijährigen Dienstzeit!" rufen die<br />
einen in der Kammer. „Es lebe Frankreich!"<br />
rufen die andern zurück. Radikale und Reaktionäre<br />
stehen sich erbittert und kampfbereit<br />
gegenüber. Wird da wieder eine große<br />
Revolution vorbereitet ? Nein, so sehr wiederholt<br />
sich die Geschichte nicht. Ganz neue<br />
Elemente sind jetzt in Tätigkeit gekommen.<br />
Wäre doch ein Leon Bourgeois an der Spitze<br />
der Republik I, ....<br />
Der König von Italien hat eine Thronrede<br />
gehalten, welcher man bei uns vorgeworfen<br />
hat, daß sie ohne Wärme vom Dreibund<br />
gesprochen und dabei Oesterreich-<br />
Ungarn gar nicht erwähnte. Warum sollen<br />
denn Alliierte, die zwischen einander Grenzforts<br />
bauen, miteinander warm sein? Der<br />
König sagte, der Dreibund und die Tripleentente<br />
sicherten durch ihr Gleichgewicht den<br />
Frieden. Wie sicher dieser Gleichgewichtsfrieden<br />
bei all den Verschiebungen ist, das<br />
haben wir im letzten Jahr gesehen. Ueberhaupt,<br />
wie kann man sich nur immer wieder<br />
freuen, daß der bestehende Zustand der Zwei-<br />
Mächte-Gruppen, der zu all den Rüstungen<br />
und Befürchtungen und Aufregungen Anlaß<br />
gibt, weiter besteht. Die Notwendigkeit der<br />
Neugestaltung — nicht Verschiebung — der