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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FRIEDENS -WARTE<br />

und fruchttragende Bäume pflanzen und<br />

Brunnen an den Straßen graben ließ. Von<br />

den Lehrsprüchen (Dhammapada) Buddhas<br />

verdient der 201. hervorgehoben zu werden:<br />

„Haß ist des Sieges Kind, weil Besiegte fühlen<br />

Des Unglücks schmerzlichen Druck.<br />

Wer weder Sieger sein noch Besiegter will, dem<br />

Wird Glück und Ruhe zuteil."<br />

Die ganze Religion ist von einem Geiste<br />

der Sanftmut, der gegenseitigen Wertschätzung,<br />

der opferwilligen Entsagung und beschaulichen<br />

Weisheit durchdrungen; im Mittelpunkte steht<br />

die uneingeschränkt und fortwährend zu betätigende<br />

Nächstenliebe (-Metta). Durch Verbrüderung<br />

aller Menschen soll nach Buddhas<br />

Ideal ein Reich der Gerechtigkeit und des<br />

Lichtes geschaffen, ein Zustand der absoluten<br />

Leidlosigkeit (Nirvana) und Vollkommenheit<br />

auf Erden herbeigeführt werden. Kein Wunder,<br />

daß der Buddhismus, der als einzige von<br />

allen großen Religionen ohne Anwendung von<br />

Gewalt umählige Bekenner gewann, die nationalen<br />

Schranken durchbrochen, die grausamen<br />

und rohen Völker Zentral- und Ostasiens zur<br />

Mäßigkeit und Selbstbeherrschung erzogen<br />

und in ihnen die Abneigung gegen andere<br />

Rassen beinahe ausgelöscht hat. —<br />

4. Von den griechischen Philosophenschulen<br />

kommt für unsere Zwecke die<br />

kynische und stoische in Betracht. Die griechische<br />

Denkweise konnte sich bei der heraklitischen<br />

Lehre vom Kriege als dem Vater und<br />

König aller Dinge (frg. 53) auf die Dauer<br />

nicht beruhigen, sie erreichte vielmehr später<br />

in der Ethik eine Höhe, die sogar uns Modernen<br />

ob ihrer Erhabenheit imponieren<br />

muß. Die ersten K y n i k e r des 5. und 4. Jahrhunderts<br />

v. Chr., jene volkstümlichen Prediger<br />

der Bedürfnislosigkeit und Selbstgenügsamkeit,<br />

drangen allerdings zu einer Friedenspropaganda<br />

noch nicht vor; schätzten sie doch<br />

trotz der Mißachtung von herkömmlicher<br />

Kultur und Sitte die Jagd, die Palästra und<br />

den Krieg als Mittel zur Abhärtung der Seele<br />

und des Körpers (Diogenes Laertius VI, 30<br />

und 31). Allein einen anziehenden Punkt<br />

in ihrem Denken bildet der Kosmopolitismus.<br />

Antisthenes, das Haupt der kynischen Schule,<br />

empfand die Ungerechtigkeiten im Leben der<br />

Nationen, den Gegensatz der Unfreien zu den<br />

Freien und der Eingeborenen zu den Fremden<br />

— und Diogenes von Sinope hat als erster in<br />

der Weltgeschichte den Ausspruch getan, er<br />

sei Weltbürger. Ueberhaupt müßten die Kyniker,<br />

da sie absolute Illusionslosigkeit als<br />

letzten Zweck des Daseins erklärten, die einseitige<br />

Verehrung eines Menschen in der Liebe<br />

nicht minder wie die einseitige Wertschätzung<br />

eines bestimmten Volkes oder Landes im<br />

Patriotismus nur als Wahn und Einbildung,<br />

TScpo; ansehen und bekämpfen.<br />

Präziser äußerten sich über den Kosmopolitismus<br />

die Stoiker, die das Reifste<br />

3<br />

und Höchste, was das sittliche Leben des<br />

Altertums hervorgebracht hat, in ihrer Ethik<br />

lehrten. Nach stoischer Anschauung gehören<br />

alle Menschen als gleiche Vernunftwesen, zumal<br />

es in Wirklichkeit nur e i n Recht gibt,<br />

einer umfassenden Rechts- und Lebensgemeinschaft<br />

in einem Weltstaate an, welcher<br />

keine Schranken der Nationalität oder<br />

des historischen Staates kennt. Der Wertunterschied<br />

von Hellenen und Barbaren, die<br />

Privilegien der Geburt und des Standes sind<br />

überwunden und lediglich die Vernunft gilt<br />

als Gradmesser des Unterschiedes unter den<br />

Menschen. Aus der Idee des Vernunftreiches<br />

ergibt sich den Stoikern das Postulat der umfassenden<br />

Gerechtigkeit und allgemeinen Menschenliebe,<br />

in die auch die Sklaven einbezogen<br />

werden sollten. Eine direkte Stellungnahme<br />

gegen den Krieg als solchen würden wir<br />

bei den drei Säulen der Stoa Zenon, Kleanthes<br />

und Chrysippos vergebens suchen. Immerhin<br />

aber ist ein Ausspruch Senecas, des edelgesinnten<br />

Stoikers und Erziehers des Kaisers<br />

Nero, beachtenswert, wonach ein nie gestörter<br />

Friede ohne Zweifel mehr glückbringend sei<br />

als ein durch vieles Blutvergießen wieder hergestellter<br />

(Epist. IV, 66, 40). Im fortgeschrittenen<br />

Kosmopolitismus des letzteren tritt<br />

die Menschenliebe und das Mitleid stärker<br />

hervor als bei den •Altstoikern.<br />

Eine genauere Betrachtung verdient der<br />

wandernde Sittenprediger und Sophist des<br />

ersten nachchristlichen Jahrhunderts, Dio<br />

von Prusa, genannt Chrysostomos, der in<br />

seiner Moral an die altkynische und stoische<br />

Lehre anknüpfte. Seine Reden, und zwar 38.,<br />

39., 40., 41., 48., sind eigentlich salbungsvolle<br />

Friedenspredigten. Der Verfasser hat<br />

sich da zur Pflicht gemacht, mit würdevollem<br />

Ernst für Eintracht und Frieden einzutreten,<br />

so oft es sich um die Regelung der Grenzund<br />

Rangstreitigkeiten benachbarter Städte<br />

oder um Ausgleichung sozialer Gegensätze im<br />

Innern einer Gemeinde handelte. So verherr-<br />

licht er in oratio 38, 11 die Eintracht, fy^voia,<br />

da sie einen göttlichen Ursprung habe und<br />

die Freundschaft, Versöhnung und Verwandtschaft<br />

umfasse, in oratio 39 feiert er die Eintracht<br />

als höchstes Gut. Jeder Friede, heißt<br />

es or. 40, 26, ist besser als ein Krieg und<br />

jede Freundschaft wenigstens in den Augen<br />

der Vernünftigen weit wertvoller und nützlicher<br />

als die Feindschaft sowohl für ein einzelnes<br />

Haus als auch für eine ganze Stadt. Es gibt<br />

nichts Schöneres und Göttlicheres über die<br />

Freundschaft und Eintracht im gegenseitigen<br />

Verhältnisse von Männern und Städten (oratio<br />

41,13). Die Brüderlichkeit, dSeXcpd-njc, gilt ihm<br />

als höchste Wonne (or. 38, 16). Er bedauert<br />

aufrichtig, daß nicht alle Menschen für die<br />

Eintracht Sinn haben, sondern daß manche die<br />

Zwietracht vorziehen, deren Bestandteile und<br />

Förderungsmittel Kriege und Kämpfe sind,<br />

welche unter Staaten und Völkern wie die<br />

Krankheiten im Körper wüten.

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