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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FßlEDENS-^ößTe<br />

gründung, daß diese<br />

lich wäre, weil der<br />

Uebersiedlung unschick-<br />

Mord auf dem Balkan<br />

gerade sein klägliches Ende erreicht habe.<br />

Vielleicht würde ich den Einwand gelten<br />

lassen, daß man von festlichen Veranstaltungen<br />

in Rücksicht auf die Trauer hätte abstehen<br />

sollen, in der sich durch den unseligen Balkan-<br />

Krieg die Kulturelemente Europas befanden.<br />

Man nimmt zwar nicht Anstand, die neuen<br />

Kriegsschiffe mit großem, festlichem Pomp<br />

vom Stapel' laufen zu lassen, man scheut sich<br />

nicht, die Erinnerung an Schlachten, die hundert<br />

und oft mehr Jahre hinter uns liegen,<br />

mit dem größten Glänze zu begehen, und<br />

deshalb würde ich auch jenen Einwand nicht<br />

voll gelten lassen; denn warum soll die Kulturwelt<br />

sich nicht offen einer Einrichtung<br />

freuen dürfen, die dazu bestimmt ist, Glückverheißendes<br />

wenigstens in Aussicht zu stellen.<br />

Im übrigen waren ja die Feste nicht gar<br />

so glänzend, wie man es sich in der Phantasie<br />

vorstellen mag. Die wirkliche Eröffnungsfeier<br />

hielt sich in ganz bescheidenen Grenzen.<br />

Zunächst wurde der Raum nach Tunlichkeit<br />

beschnitten und von den Millionen Kulturträgern<br />

der ganzen Welt, die Anteil genommen<br />

haben an dieser Eröffnungsfeier, hatten nur<br />

400 das Glück, eine Einladung zu erhalten.<br />

Unter<br />

durch<br />

diesen waren sehr viele Personen, die<br />

ihre Stellung am Hofe und im Staate<br />

des einladenden Hollands zugezogen werden<br />

mußten, die aber der Sache selbst ziemlich<br />

gleichgültig gegenüberstanden. Die Zahl der<br />

eigentlichen „Freudtragenden", die der Feier<br />

beiwohnen durften, war demnach auf ein<br />

Mindestmaß reduziert. Von uns Pazifisten, die<br />

wir den Geist schufen, der jene Einrichtung<br />

verwirklichte, der das Haus geweiht ist, waren<br />

nur fünf in der glücklichen Lage, der Einweihung<br />

beiwohnen zu dürfen. Die Feier bestand,<br />

wie der Telegraph bereits gemeldet hat,<br />

lediglich aus zwei Reden zweier Diplomaten,<br />

durch die der Besitztitel des „Immobiliums"<br />

gewechselt wurde. Der Direktor der Stiftung<br />

Carnegies, die den Bau ermöglichte, übergab<br />

dem Präsidenten des Verwaltungsrates vom<br />

Haager Schiedshof die Schlüssel. Dreimaliger<br />

Chorgesang umgab diese Reden.<br />

die mit dem Prinzgemahl, mit<br />

Die Königin,<br />

ihrer Mutter<br />

und einem glänzenden Gefolge erschienen war,<br />

hörte schweigend diesen Reden zu und verließ<br />

schweigend das! Haus. Es war ein Schweigen,<br />

1 das in diesem<br />

Falle nicht Gold, sondern eher<br />

Blut und Eisen bedeutete. Im übrigen war<br />

die ganze Feier eine höfische Parade im vollen<br />

Glanz, „der goldgestickten Uniformen. Heines<br />

Worte fielen mir dabei ein:<br />

„Schwarze Röcke, seidne Strümpfe,<br />

• Weiße, höfliche Manschetten,<br />

Sanfte Reden, Embrassieren —<br />

Ach, wenn sie nur Herzen hätten I"<br />

Gelacht wurde dabei nicht, aber in ihrem<br />

Innern mögen die elegant uniformierten<br />

Herren über das Unternehmen, dem sie beiwohnten,<br />

trotz der ernsten Mienen, die sie<br />

336<br />

:m<br />

zur Schau trugen, ganz herzlich gelacht haben..<br />

Doch was nützt es? Es gibt eine Radiumwirkung<br />

der sozialen Geschehnisse. Es gibt<br />

eine Potenzierung des Einzelwirkens. Von<br />

einem Geiste, der den einzelnen Teilnehmern'<br />

fremd ist, wurden sie zu einer Handlung gezwungen,<br />

die ihnen gleichgültig war. Aber<br />

indem sie mittaten, entstanden aus ihrer multiplizierten<br />

/Mitwirkung neue geistige Kräfte,,<br />

die lebendig bleiben und weiter wirken. Das<br />

konnte man bereits am darauffolgenden Tage<br />

sehen. Die Leute, die es ehrlich meinen mit<br />

diesem Friedenswerk, kamen in Scharen herbei,<br />

um die Büste eines der Ihrigen, die dem<br />

Friedenspalast zum Geschenk gemacht wurde,,<br />

zu enthüllen.' Es war die Bronzestatue Randal<br />

Cremers, jenes englischen Arbeiters,.<br />

der einer der Führer der pazifistischen Bewegung<br />

wurde und der die, heute von allen<br />

Regierungen unterstützte, Interparlementarische<br />

Union schuf. Andrew Carnegie,,<br />

der am Eröffnungstage mit dem großen Bande<br />

jenes Ordens geschmückt, den die Königin ihm<br />

verliehen hatte, schweigsam dasaß, nahm selbst<br />

die Enthüllung der Büste vor. Er präsidierte<br />

dieser denkwürdigen ersten Friedensversammlung<br />

in jenem mißverstandenen Friedenshause,,<br />

und neben ihm saßen hervorragende englische<br />

Männer, die die Cremerbüste als Geschenk<br />

überbracht hatten. Da war der englische<br />

Minister ThomasBurt, jener frühere Bergarbeiter,<br />

da war Howard Evans, ein Arbeiter<br />

im Wollhemd, der als Kamerad Cremers<br />

gewirkt, da war das Parlamentsmitglied<br />

M a d d i s o n , der Nachfolger Cremers als<br />

Sekretär der von ihm gegründeten „Arbitration<br />

Society", da war Lord Weardale, der<br />

Führer der; englischen Gruppe der Interparlamentarischen<br />

Union und nunmehr Präsident<br />

ihres ausführenden) Rats, einer der geistigen<br />

Mitschöpfer des ständigen Schiedshofes, da<br />

war auch der amerikanische Gesandte im<br />

Haag Mr* Bruce. Und diese Männer hielten<br />

Reden, die von echtem pazifistischen Geiste<br />

getragen waren. Die ersten Worte zur Verdammung<br />

des Krieges hallten durch den<br />

großen Saal des Schiedspalastes, und eine<br />

nach Hunderten zählende Menge zollte diesen<br />

Worten begeisterten Beifall. Bei dieser Gelegenheit<br />

hielt Carnegie auch jene Aufsehen<br />

erregende Rede, in der er neuerdings<br />

Kaiser Wilhelm anrief, die in seinen Händen<br />

liegende Macht zu benutzen und Europa den<br />

organisierten Frieden zu geben. An jenem<br />

Tage, nicht an dem der offiziellen<br />

Eröffnung geweihten vorhergehenden,<br />

fand die Weihe des<br />

Hauses statt; an jenem Tage brach der<br />

Geist durch, den das ängstliche Zeremoniell<br />

der Hofzeremonienmeister und der Diplomatie<br />

durch goldstrotzende Uniformen und salbungsvolle<br />

Chorgesänge ersetzen wollte. Und das<br />

ist das Tröstliche an jenem Ereignisse vom<br />

29. August. Der Geist des Jahrhunderts, der<br />

noch von so vielen verlacht und verhöhnt wird.

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