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1913 - Det danske Fredsakademi

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(§s DIE FRIEDENS -WARTE<br />

Widersacher beweist uns, daß wir auf dem<br />

rechten Wege sind. Auch der zahlreiche<br />

Besuch der diesjährigen Kurse ist ein Beleg<br />

dafür, daß der Anschluß eines Friedensseminars<br />

an die Ferienkurse diesen selbst<br />

nur" förderlich sein kann. Wenn auch diesmal<br />

die französischen Gymnasiasten infolge der<br />

hochgradigen Erregung, die im letzten Winter<br />

die Nachbarvölker ergriffen hatte, sich in<br />

geringerer Zahl einfanden, so haben wir doch<br />

auch einen Fortschritt im Besuch zu verzeichnen,<br />

insofern auch weiter abliegende<br />

Länder zum erstenmal vertreten waren. Die<br />

Hauptzahl stellte immer noch Frankreich,<br />

dann folgte England, Belgien, Rußjland,<br />

Ungarn. Vertreten waren außerdem Griechenland.<br />

Norwegen, Indien, Aegypten, Algerien,<br />

Tunis und zum erstenmal auch Amerika. Freilich<br />

bedarf eine derartige Einrichtung, wenn<br />

sie Bestand haben und weiter entwicklungsfähig<br />

sein soll, auch der nötigen Geldmittel.<br />

Bis jetzt konnte sie nur durch die größten<br />

persönlichen Opfer gehalten werden. Der<br />

Leitgedanke unserer Ferienkurse und unseres<br />

Friedensseminars soll auch fernerhin sein und<br />

bleiben: Durch Erziehung zum<br />

Frieden!<br />

Erlauschtes, Erlebtes, Erdachtes<br />

in Frankreich,<br />

Ernste Betrachtungen<br />

von einem patriotischen deutschen<br />

Studente n*).<br />

Der Liebenswürdigkeit des Herrn Professor<br />

Dumeril-Ancenis verdankte ich meine<br />

Einladung in eine französische Familie Westfrankreichs.<br />

Ich fühle mich bewogen, Herrn<br />

Dumeril, der ein geschätzter Mitarbeiter der<br />

,, Friedenswarte" ist, auch an dieser Stelle<br />

meinen wärmsten Dank für seine Freundlichkeit<br />

auszusprechen. Hatte ich mich doch schon<br />

lange danach gesehnt, eigene Erfahrungen in<br />

dem Nachbarreiche zu sammeln, um so ein<br />

objektives, ungetrübtes Bild des französischen<br />

Volkes zu erhalten und die ganze Tiefe seiner<br />

Seele nach Möglichkeit kennen zu lernen.<br />

Einiges mitzuteilen, von dem, was ich in<br />

zweieinhalbmonatlichen Aufenthalte in Frankreich<br />

in stetem Verkehr und in enger Vertrautheit<br />

mit der französischen Volksseele schaute,<br />

erlauschte und erlebte, und die Gedanken, die<br />

mich gar oft in fremden Landen bestürmten,<br />

*) Der Verfasser, dessen Name der Redaktion<br />

bekannt ist, schreibt dieser: „Ich<br />

stehe auf streng konservativem<br />

Standpunkte, was mich aber nicht hindert,<br />

unbedingt für die Friedensbewegung zu arbeiten,<br />

soviel in meinen schwachen Kräften liegt, d a<br />

ich ihre Daseinsberechtigung, ja<br />

kategorische Forderung während<br />

meines Aufenthalts in Frankreich<br />

erkannt hab e."<br />

jedermann offen kund zu tun, soll in nachfolgenden<br />

Ausführungen meine Aufgabe sein.<br />

Ich lebte die ganze Zeit in einer einfachen,<br />

schlichten Handwerkerfamilie, wurde ganz wie<br />

zur Familie gerechnet, und man machte mir<br />

gegenüber nie aus seinen Gedanken ein Hehl.<br />

Ich lernte viele, viele kennen, in Stadt und<br />

Land, vom einfachen Arbeiter bis zum Führer<br />

des Volkes, verkehrte in vertrauter Weise viel<br />

in Familien und gewann dabei viele liebe<br />

Freunde, so daß ich im Laufe der Zeit ein<br />

ziemlich klares Bild des Franzosen von heute<br />

gewonnen habe.<br />

Vor allem muß ich die große Gastfreundschaft<br />

und Liebenswürdigkeit des<br />

französischen Volkes loben. Ich war ein<br />

wildfremder Mensch, selbst für meine Wirtsleute,<br />

der nur auf Empfehlungen eingeladen<br />

war und noch dazu dem feindlichen Nachbarvolke<br />

angehörte. Trotzdem nahm man mich<br />

mit einer Herzlichkeit auf, die mich in Staunen<br />

setzte. Bald wurde ich ganz zur Familie gerechnet.<br />

Ich besuchte mit meinen freundlichen<br />

Wirtsleuten deren Verwandte, Bekannte und<br />

Freunde, und überall, wohin ich kam, fand<br />

ich gastfreundliches, herzlichstes Entgegenkommen,<br />

obwohl ich der Nation der „Prussiens<br />

qui fönt la guerre" angehörte. Es waren meist<br />

einfache Landleute, mit denen ich näher verkehrte,<br />

Landleute, denen die Finessen der<br />

diplomatischen Redewendungen meist fern<br />

waren, so daß ich stets die offene Wahrheit,<br />

ihr wahres Fühlen und Denken kennen lernte.<br />

Die guten Leute überboten sich förmlich in<br />

Freundlichkeit. Gerade, wenn man hörte, daß<br />

ich Deutscher sei, wurde ich um so ausgesuchter<br />

behandelt, mußte ich unbedingt<br />

ihren Wein trinken und mit ihnen anstoßen,<br />

und mehr als einmal tönte mir dabei der Ruf<br />

entgegen: „Vive l'AUemagne! Auf Ihr fernes<br />

Vaterland!" Die Bewirtung war geradezu<br />

großartig. Gerichte über Gerichte wurden aufgetragen,<br />

selbst bei einfachen Leuten, und<br />

alles nur, weil ich ein Deutscher war.<br />

Als ich einst durch den Mund eines<br />

Schülers des Gymnasium von Nantes dem<br />

dortigen Direktor den Wunsch ausgesprochen<br />

hatte, einmal den Unterrichtsbetrieb anzusehen,<br />

wurde mir dieses sofort auf bereitwilligste gewährt.<br />

Der Direktor führte mich persönlich<br />

von Klasse zu Klasse, und ich wohnte dem<br />

deutschen Unterricht in verschiedenen Klassen<br />

bei, ich, ein deutscher Student, der ich noch<br />

dazu nicht einmal Philologe bin. Jeder Professor<br />

der deutschen Sprache sprach ohne<br />

weiteres Deutsch mit mir, sobald er vernahm,<br />

daß ich Deutscher sei. —<br />

Bald war ich ein gern gesehener Gast<br />

und Vertrauter in mehreren Familien des<br />

Ortes. Wie oft saßen wir des Abends in<br />

traulichem Familienkreise und erzählten uns<br />

von dem Großen und Schönen beider<br />

Nationen, und abwechselnd erklangen deutsche<br />

und französische Lieder. Namentlich wollte<br />

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