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Berufliche Rehabilitation [PDF, 6MB] - Bundesministerium für Arbeit ...

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Sie ist allerdings nicht das einzige Klassifikationsschema <strong>für</strong> Morbidität und Mortalität. Als eine<br />

leistungsfähigere Klassifikation wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2001 die ICF<br />

(International Classification of Functioning, Disability and Health) eingeführt, die Analysen der<br />

Wirkung von beruflicher <strong>Rehabilitation</strong> eher unterstützen, weil sie die Situation potentieller Rehabilitanden<br />

und deren Kompetenzentwicklung mehrdimensional (bio-psychisch-sozial) abbildet<br />

(Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Rehabilitation</strong> 2009). Die ICF ermöglicht im Gegensatz zur ICD nicht nur<br />

die länderübergreifende Vergleichbarkeit von Morbidität und Mortalität, sondern erleichtert auch<br />

die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand Gesundheit und den dazugehörigen<br />

Kontexten (Schliehe 2006).<br />

In der medizinischen Forschung geht es nicht nur darum, Krankheiten wiederzugeben, sondern<br />

Funktionsbeschränkungen, die aus Krankheiten resultieren, zu erfassen. Dazu gehören Mobilität,<br />

kognitive und kommunikative Fähigkeiten, psychische und Verhaltensschädigungen, die selbstständige<br />

Alltagsbewältigung und Haushaltsführung, soziale Kontaktpflege und außerhäusliche Aktivitäten<br />

(Advisory Council on the Assessment of Developments in the Health Care System 2009). Die ICF<br />

leistet eine Bedarfsbeschreibung abhängig von der Lebenslage, der persönlichen Disposition, Ressourcen<br />

und Perspektiven. Es ist ihr dadurch möglich, einen Beitrag <strong>für</strong> die Profilbildung zugunsten<br />

von Leistungen zur Teilhabe am <strong>Arbeit</strong>sleben zu bieten. Derzeit werden Versuche unternommen, die<br />

Anzahl von ICF-Kategorien zu verringern, um ihre Nutzung zu erleichtern (Deutsche Vereinigung<br />

<strong>für</strong> <strong>Rehabilitation</strong> 2009).<br />

Die ICF wird teilweise vom Ärztlichen Dienst genutzt, ist aber nicht in den Regelverfahren implementiert.<br />

Sie wird, wo sie zur Anwendung kommt, lediglich handschriftlich festgehalten und teilweise<br />

nachträglich jedoch nicht systematisch elektronisch durch Scanarbeiten verfügbar. Eine<br />

Implementation in das Regelverfahren ist derzeit nicht geplant. Die Nutzung der ICF <strong>für</strong> Forschungszwecke<br />

setzt aber eine möglichst umfassende und flächendeckende elektronische Erfassung<br />

voraus. Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist daher keine sinnvolle Zuspielung zu den<br />

Datenbeständen des IAB möglich. Für das Forschungsprojekt könnten im Falle einer Datenzuspielung<br />

nur die ICD-Diagnosen herangezogen werden. Aufgrund der geringeren Informationsdichte<br />

der ICD ist es zwar möglich, den Krankheitstypus in Bezug auf andere Kenntnisse, etwa dem <strong>Rehabilitation</strong>sstatus<br />

oder die Maßnahmeteilnahmen, zu analysieren. Richtwerte im Sinne von Bedarfsmaßstäben,<br />

die die ICF bereithalten würde, können nicht herangezogen werden.<br />

Die Verteilung der Krankheitstypen in Deutschland ist im Zeitverlauf dynamisch, es ist eine steigende<br />

Bedeutung psychischer Krankheiten zu erkennen. Analysen der ÄD-Daten zeigen, dass jede<br />

dritte Erstdiagnose psychische und Verhaltensstörungen diagnostiziert, gefolgt von Erkrankungen<br />

des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes. Damit decken diese beiden Krankheitsarten<br />

zwei Drittel der Erstdiagnosen ab. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich hier in den<br />

letzten 10 Jahren – und damit in doch relativ kurzer Zeit – eine Veränderung der Krankheitsbilder<br />

zeigt. Denn im Jahr 2001 war die häufigste Erstdiagnose mit 42 Prozent noch eine Erkrankung des<br />

Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (Hollederer 2002). Damit ging ihr Anteil deutlich<br />

zurück. Hingegen stieg der Anteil an den psychischen und Verhaltensstörungen, der im Jahr 2001<br />

noch bei 25 Prozent lag (ders.). Beide Typen sind acht Jahre später schon gleich häufig vertreten.<br />

Dies dürfte im Zeitverlauf eine gravierende Rolle bei der beruflichen <strong>Rehabilitation</strong> spielen. Zum<br />

einen hat es Auswirkungen auf die Auswahl der Maßnahmen, zum anderen dürfte eine medizinische<br />

Stabilisierung und damit die Chancen auf eine Wiedereingliederung ins Erwerbsleben anders<br />

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